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Leiche im See versenkt Tötungsdelikt Barchetsee 2007: Verteidiger fordern Freispruch

Das Tötungsdelikt vom Barchetsee im Thurgau wurde zwei Tage lang verhandelt. Zwei Männer sind wegen Mordes angeklagt.

Was ist passiert? Im Dezember 2007 wurde im Barchetsee im Kanton Thurgau neben einem Steg die Leiche eines 27-jährigen Mannes gefunden. Der Mann wurde erschossen, daraufhin in Plastikfolie eingewickelt und mit einem rund 30 Kilogramm schweren Betonblock im See versenkt. Über 16 Jahre später stehen jetzt deshalb zwei Männer vor Gericht, die des Mordes angeklagt sind.

Warum dauerte es so lange, bis der Prozess startete? Die verantwortlichen Kriminalpolizisten der Kantonspolizei Thurgau ermittelten jahrelang erfolglos. Zwar stand die Ehefrau des Toten im Fokus der Ermittlungen, Beweise fehlten jedoch. Der Fall galt jahrelang als sogenannter «Cold Case». Bis er 2018 neu aufgerollt wurde: DNA-Spuren am Auto konnten mit einer neuen Methode ausgewertet werden. 2022 erschien der Fall in der ZDF-Sendung «Akteneichen XY ... ungelöst», woraufhin neue Hinweise zutage kamen.

Wer sind die beiden Angeklagten? Vor Gericht stehen zwei Männer, heute 63- und 59-jährig. Sie sollen das Opfer unter einem Vorwand an einen Waldrand bei Frauenfeld gelockt und ihn da mit vier Schüssen ermordet haben. Kurz nach der Veröffentlichung des Falles bei «Aktenzeichen XY ... ungelöst» und den neuen Hinweisen wurde der 63-jährige Verdächtige verhaftet. Er sitzt seit eineinhalb Jahren im Kantonalgefängnis Frauenfeld.

Weshalb steht die Ehefrau nicht vor Gericht? Die Ehefrau starb 2012 eines natürlichen Todes. Die Thurgauer Staatsanwaltschaft ist in ihrer Anklage überzeugt, dass die beiden angeklagten Männer zusammen mit der Ehefrau den Mord geplant haben. In der Ehe habe es Probleme gegeben, das Mordopfer habe seine Frau geschlagen und bedroht. Zu dritt sei dann der Plan entstanden, den 27-Jährigen zu beseitigen.

Was sagten die beiden Angeklagten? Wegen der umfangreichen Personenkontrollen begann die Befragung der Angeklagten verspätet. Der heute 63-jährige Mann sagte aus, er habe den Toten gekannt, dieser sei ab und an Gast in seinem Restaurant gewesen. Die Ehefrau habe für ihn als Buchhalterin gearbeitet. Mit dem Tod des Mannes habe er nichts zu tun. Der zweite Angeklagte schwieg, er machte von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern. Dies tat er von Anfang an.

Luftbild: Kleiner See neben einer Strasse
Legende: Der Barchetsee liegt im Kanton Thurgau, nur wenige Meter von der Kantonsgrenze zu Zürich entfernt, zwischen den Dörfern Neunforn (TG) und Truttikon (ZH). Keystone/Gian Ehrenzeller

Wie lauten die Forderungen der Staatsanwaltschaft? Wie am ersten Verhandlungsmorgen bekannt wurde, fordert der Staatsanwalt für beide Angeklagten eine lebenslängliche Freiheitsstrafe wegen Mordes. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass die beiden Angeklagten den 27-Jährigen im Auftrag seiner Ehefrau kaltblütig getötet haben. Der 59-Jährige habe die Tat gegenüber verdeckten Ermittlern gestanden und seinen Komplizen belastet. Er hätte Täterwissen gehabt und der Bericht des Institutes für Rechtsmedizin stütze seine Aussagen.

Was sagen die Verteidiger? Beide plädieren auf Freispruch und sagen, ihre Mandanten hätten mit der Tat nichts zu tun. Der eine Verteidiger erklärte, das Geständnis gegenüber den verdeckten Ermittlern sei nicht zulässig, weil diese gar nicht hätten eingesetzt werden dürfen. Zudem sei nicht erwiesen, dass die DNA-Spuren von der Täterschaft stammten. Der andere Verteidiger erklärte, sein Mandant leide seit 20 Jahren unter starken Rückenschmerzen, er hätte den Toten niemals in den Kofferraum des Autos geschweige denn 120 Meter weit zum Barchetsee tragen können. Zudem sei er zum Todeszeitpunkt krankgeschrieben und mit starken Rückenschmerzen ans Bett gefesselt gewesen. Er habe also ein Alibi.

Wie lange dauert die Verhandlung? Der Prozess gegen die beiden Angeklagten begann vergangene Woche mit der Befragung der verdeckten Ermittler, am Montag und am Dienstag wurde am Bezirksgericht Frauenfeld weiter verhandelt. Das Urteil wird für den 4. März erwartet. Aufgrund des grossen Interesses fand die Verhandlung unter Polizeischutz und aufwändigen Sicherheitsanweisungen statt. Für Besuchende und Medien wurde sie in einen Hotelsaal übertragen. Alle mussten ihre Mobiltelefone abgeben sowie die Mikrofone und Kameras an den Laptops abkleben.

Regionaljournal Ostschweiz, 26.2.2024, 6:31 Uhr ; 

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