Die Lichtverschmutzung nimmt zu, weltweit und in der Schweiz. Licht. Was den Menschen in der Nacht den Weg weist und gleichzeitig Sicherheit gibt, ist für nachtaktive Tiere ein Problem. Es schränkt nicht nur den Lebensraum ein, es verändert auch deren Verhalten. Einfache Massnahmen können helfen, zeigen Auswertungen aus dem Kanton Thurgau.
Betroffen sind zum Beispiel Fledermäuse. «Sie mögen Licht generell nicht», sagt Andrea Brandes vom Thurgauer Amt für Raumentwicklung. Zudem werden sie dadurch von Feinden eher entdeckt. «Darum ist es wichtig, dass nur wo nötig und so viel wie nötig beleuchtet wird.»
Der Kanton Thurgau beobachtet die Fledermäuse im Massnahmenzentrum Kalchrain bei Frauenfeld. Dort, wo junge Straftäter ausgebildet und betreut werden, leben auch viele Fledermäuse.
Fledermäuse weichen dem Licht aus
Als die Verantwortlichen der kantonalen Abteilung Natur und Landschaft eines Abends nach oben unters Dach einer Remise schauen, entdecken sie die Flattertiere, die lautlos durch die Nacht fliegen. Lautlos allerdings nur für Menschen. Die Töne, die Fledermäuse ständig von sich geben, um sich zu orientieren, sind für das menschliche Ohr zu hoch.
Projektleiterin Andrea Brandes kann die Töne mit einem speziellen Gerät hörbar machen.
Für nachtaktive Tiere wie Fledermäuse seien die zunehmende Beleuchtung und die damit verbundenen Emissionen keine gute Entwicklung, sagt Andrea Brandes. Die Tiere müssen dem Licht ausweichen. Sie brauchen dadurch mehr Energie. Zudem verschiebt sich ihr Rhythmus, weil Fledermäuse mit dem Ausfliegen warten, bis die Lichter ausgehen.
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Bild 1 von 2. Der Fledermausdetektor: Mit diesem Gerät werden die Rufe der Fledermäuse auch für Menschen hörbar. Bildquelle: ZVG/Kanton Thurgau.
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Bild 2 von 2. Das braune Langohr: Fledermäuse scheuen das Licht. Im Flug entsenden sie Töne, die zu hoch für das menschliche Gehör sind. Bildquelle: ZVG/Kanton Thurgau.
Die Fledermäuse beim Massnahmenzentrum im Thurgau fliegen von ihrem Quartier im Remisendach über einen Parkplatz zum Obstgarten, um auf Insektenjagd zu gehen. Dieser Parkplatz ist mit Kugelleuchten ausgestattet. «Diese sind ungünstig, weil Kugelleuchten rundherum alles erhellen», sagt Brandes. Für die Langohrfledermäuse, die hier leben, nicht ideal.
Auswertung zeigt: Einfache Massnahme hilft
Dieses Problem sei mit einer einfachen Massnahme gelöst worden: «Wir haben die oberen Hälften der Lampen mit einer lichtdichten Farbe bemalt. So leuchten sie nur noch unten und die Fledermäuse können oben ungestört fliegen.»
Diese Massnahme wurde im Herbst 2023 umgesetzt. Und daraufhin auf Erfolg geprüft: «Wir zählen die Fledermäuse jeden Sommer. Im Sommer vor dieser Massnahme waren es 34 Tiere, im Sommer danach 44, also ziemlich viele mehr.» Ein Erfolg also. Der Kanton Thurgau will damit aufzeigen, wie den Tieren mit einfachen Massnahmen geholfen werden kann.
Auch die Bevölkerung kann mithelfen
Alle Fledermausarten sind in der Schweiz geschützt. Die Bevölkerung könne dabei mithelfen, dass sich nachtaktive Tiere rund um das eigene Zuhause wohler fühlen. Andrea Brandes empfiehlt: «Die Gärten und Vorplätze nur dann beleuchten, wenn es wirklich nötig ist, Bewegungssensoren installieren oder Lampen wählen, die nur nach unten leuchten.» Auch sei schwaches Licht besser als sehr grelles, warmes angenehmer als blau-kaltes.
Von gedimmtem, warmem und gezielt eingesetztem Licht profitieren nicht nur Fledermäuse. Auch Igel und Frösche erfreuen sich der Dunkelheit. Oder wie es die Thurgauer Projektleiterin sagt: «Nur dort wo nötig und so viel wie nötig.»