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Light-Biere und E-Zigaretten «Niemand hat mehr den Durchblick»

Light-Biere und E-Zigaretten – die Stiftung Sucht Schweiz warnt vor der neuen Produktvielfalt. Diese überfordere Konsumierende sowie den Staat.

Niemand habe mehr den Durchblick, kritisiert Sucht Schweiz. Die Produktvielfalt werde immer grösser, die Marketing-Kampagnen immer aggressiver, so Mediensprecher Markus Meury: «Es kommen immer mehr Produkte auf den Markt, die potenziell abhängig machen.»

Es kommen immer mehr Produkte auf den Markt, die potenziell abhängig machen.
Autor: Markus Meury Sucht Schweiz

«Aber die Konsumenten sind immer zuerst den Behauptungen der Produzenten ausgeliefert, deren Marketing-Möglichkeiten sind kaum limitiert», sagt Meury. Es fehle an unabhängiger Forschung. Wissen über die tatsächliche Wirkung der neuen Produkte komme zu spät und die Politik hinke hinterher.

Suchtmittel, die farbig verpackt und als scheinbar ungefährlich beworben werden – nicht nur bei Nikotin-Produkten sei dies ein Problem, sondern auch beim Alkohol. Dabei gehe es etwa um Light-Biere oder um Mineralwasser mit Alkoholzusatz. «Diese Sachen suggerieren manchmal einen gesunden Alkoholkonsum, einen gesünderen Alkoholkonsum, was natürlich ein Nonsens ist», erklärt Mediensprecher Meury.

Spirituosen-Flaschen
Legende: Farbig und ungefährlich? Der erste Blick kann trügerisch sein. Keystone

Politik kommt nicht nach

Politik und Behörden seien überfordert und könnten nicht mit der Realität Schritt halten, so Sucht Schweiz. Markus Jann vom Bundesamt für Gesundheit widerspricht nicht grundsätzlich. Die rasante Entwicklung sei eine Herausforderung, sagt er: «Da haben wir das Problem, dass bei neuen Produkten, mit denen man noch keine Erfahrungen hat, das Wissen auch entsprechend wenig ausgeprägt ist.»

«Uns fehlt da bis jetzt schlicht und einfach die Erfahrung, um die Risiken wirklich fundiert beurteilen zu können», räumt Jann ein. Man versuche zwar Erfahrungen aus dem Ausland in die Prävention aufzunehmen, wenn es aber um griffigere Regulierungen – etwa bei der Werbung – gehe, wäre das Parlament gefordert.

Uns fehlt die Erfahrung, um die Risiken wirklich fundiert beurteilen zu können.
Autor: Markus Jann Bundesamt für Gesundheit

Ein umfassendes Werbeverbot ist dort jedoch umstritten. Tabakprodukte seien schon stark reguliert und es müsse möglich sein für legale Produkte Werbung zu machen, so die Argumentation. Schon bald wird sich das Parlament erneut mit dem Tabakproduktegesetz befassen und damit einen Pfeiler der Schweizer Suchtpolitik festlegen.

Heute Morgen, 4.2.2020, 6:00 Uhr

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