Claudia Manns fühlt sich von der Firma Schulmaterial-Verband über den Tisch gezogen. Sie erzählt «Kassensturz», ein Verkäufer habe sie vor einem Jahr angerufen. Manns ist bei der Friedrich-Eberts-Stiftung in Genf für den Materialeinkauf verantwortlich. Der Verkäufer habe ihr erzählt, die Schulen des Kantons Genf hätten ihre Drucker erneuert, deshalb könne er die Lagerbestände jetzt günstig abgeben.
«Uns hat diese Idee gefallen, dass Geld aus dem Erlös der Kartuschen an die Schulen zurückfliesst». Dieser gemeinnützige Gedanke sei ausschlaggebend gewesen, dass sie für die Stiftung mehr Toner als gewöhnlich bestellte, insgesamt für 3439.95 Franken.
Sie habe mehrmals nachgefragt, ob es sich um Original-HP-Toner handle, erinnert sich Manns ans Verkaufsgespräch. Der Verkäufer habe dies bestätigt. Doch dann wurden keine Originale geliefert, sondern sogenannte «Refill»-Patronen, also wieder aufgefüllte Druckerpatronen. Als Manns dies bemerkte, reklamierte sie und wollte ihr Geld zurück.
Refill-Patronen geliefert
Auch Christine Bärtschi von der Spitex Thürnen-Diepflingen erhielt einen Anruf von einer Verkäuferin, die ihr Toner zu einem günstigen Preis verkaufen wollte. Diesmal von einer Firma namens Lehrmittel-Verband. Auch diese Anruferin erzählte die Geschichte der Schuldrucker. Bärtschi bestellte.
Obwohl auch sie nur Original-Patronen wollte, lieferte ihr die Firma Lehrmittel-Verband GmbH Refill-Patronen, die nicht sauber druckten. «Öffnet man den Drucker, ist alles verschmiert. Auch auf den Ausdrucken hat es Flecken», so Bärtschi. «Ich bin in eine Falle getappt.»
Diese Geschichten der beiden «Kassensturz»-Zuschauerinnen decken sich mit Aussagen von ehemaligen Mitarbeitern der beiden Firmen. Sie meldeten sich bei «Kassensturz» und sagen: «Die Kunden werden in die Irre geführt». Sie seien angewiesen worden, am Telefon zu sagen, es handle sich um «Original-Schullinie». «Fragte jemand nach, erklärten wir, es sei die zweite Serie von HP oder Brother, die sie für Schulen produzieren. Diese Produkte seien preiswerter.» Manchmal hätten sie auch sagen müssen, sie würden im Auftrag von Gemeinden arbeiten.
Mitarbeiter sprechen von «Original-Schullinie»
Hinter beiden Firmen steht Firmenchef Beat Mörker. Er bestreitet gegenüber «Kassensturz», dass seine Telefonverkäufer systematisch Kunden über den Tisch ziehen. Er sagt, seine Mitarbeiter seien angewiesen, nur von «unserer Original-Schullinie» zu sprechen, das seien Refill-Patronen, die er bei einem anderen Hersteller fabrizieren lasse. Dies sei auch Claudia Manns am Telefon klar kommuniziert worden. Deshalb gebe es auch kein Geld zurück, sondern lediglich eine Gutschrift. Diese Gutschrift sei weiterhin gültig, sie könne damit bei ihm nun Original-HP-Toner beziehen.
Zum Fall Spitex Thürnen-Diepfligen erklärt Beat Mörker: Es habe von einer Mitarbeiterin effektiv einen Kommunikationsfehler gegeben. Der Fall sei mittlerweile erledigt und die komplette Lieferung mit Original-HP-Produkten ersetzt worden.
Im Interview mit Ueli Schmezer betont Mörker ausserdem, dass sich die mehreren zehntausend zufriedenen Kunden, darunter viele Schulen, nicht irren können.
Kassensturz, 04.02.2020, 21.05 Uhr