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Lockangebote So tricksen Verkäufer von Druckerpatronen

Firmen namens Schulmaterial- oder Lehrmittelverband verkaufen nachgefüllte Toner-Kartuschen als «Original-Schullinie».

Claudia Manns fühlt sich von der Firma Schulmaterial-Verband über den Tisch gezogen. Sie erzählt «Kassensturz», ein Verkäufer habe sie vor einem Jahr angerufen. Manns ist bei der Friedrich-Eberts-Stiftung in Genf für den Materialeinkauf verantwortlich. Der Verkäufer habe ihr erzählt, die Schulen des Kantons Genf hätten ihre Drucker erneuert, deshalb könne er die Lagerbestände jetzt günstig abgeben.

«Uns hat diese Idee gefallen, dass Geld aus dem Erlös der Kartuschen an die Schulen zurückfliesst». Dieser gemeinnützige Gedanke sei ausschlaggebend gewesen, dass sie für die Stiftung mehr Toner als gewöhnlich bestellte, insgesamt für 3439.95 Franken.

Sie habe mehrmals nachgefragt, ob es sich um Original-HP-Toner handle, erinnert sich Manns ans Verkaufsgespräch. Der Verkäufer habe dies bestätigt. Doch dann wurden keine Originale geliefert, sondern sogenannte «Refill»-Patronen, also wieder aufgefüllte Druckerpatronen. Als Manns dies bemerkte, reklamierte sie und wollte ihr Geld zurück.

Wichtige Anmerkungen zum Interview

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Das Gespräch mit Firmenchef Beat Mörker wurde am Tag vor der Sendung in Basel aufgezeichnet. Abgemacht war eine Länge von maximal sechs Minuten. Weil Beat Mörker über weite Strecken nicht auf die Fragen von Ueli Schmezer einging, dauerte das Gespräch letztlich aber mehr als vierzehn Minuten. Zu diesem Gespräch sind aus Sicht der Redaktion «Kassensturz» folgende Anmerkungen zu machen:

  • Beat Mörker sagt, «Kassensturz» arbeite mit «kriminellen» Quellen. Anmerkung «Kassensturz»: Der Bericht basiert auf den Erfahrungen von zwei Kundinnen und auf den glaubwürdigen Schilderungen von mehreren ehemaligen Mitarbeitenden der Firmen Mörkers. Als investigatives Magazin schützt «Kassensturz» seine Quellen – sowohl gegenüber dem Publikum als auch gegenüber den Kritisierten.
  • Beat Mörker sagt, der Fall von Frau Manns sei über ein Jahr alt. Anmerkung «Kassensturz»: Die Bestellung erfolgte im Januar 2019 – der Fall ist aber bis heute nicht gelöst.
  • Beat Mörker sagt, der Fall Spitex sei schon längst erledigt. Anmerkung «Kassensturz»: Der Fall hat sich während der Recherche von «Kassensturz» erledigt.
  • Beat Mörker sagt, «Kassensturz» habe mit dem Rechtsdienst von SRF gedroht. Anmerkung «Kassensturz»: Beat Mörker hat die Redaktion darüber informiert, dass er den Mailverkehr zwischen ihm und der Redaktion einer grossen Tageszeitung weitergeleitet habe. Daraufhin bemerkte die Produzentin, dies geschehe ohne Einwilligung der Autorin, man werde Rücksprache mit dem Rechtsdienst nehmen.

Refill-Patronen geliefert

Auch Christine Bärtschi von der Spitex Thürnen-Diepflingen erhielt einen Anruf von einer Verkäuferin, die ihr Toner zu einem günstigen Preis verkaufen wollte. Diesmal von einer Firma namens Lehrmittel-Verband. Auch diese Anruferin erzählte die Geschichte der Schuldrucker. Bärtschi bestellte.

Obwohl auch sie nur Original-Patronen wollte, lieferte ihr die Firma Lehrmittel-Verband GmbH Refill-Patronen, die nicht sauber druckten. «Öffnet man den Drucker, ist alles verschmiert. Auch auf den Ausdrucken hat es Flecken», so Bärtschi. «Ich bin in eine Falle getappt.»

Diese Geschichten der beiden «Kassensturz»-Zuschauerinnen decken sich mit Aussagen von ehemaligen Mitarbeitern der beiden Firmen. Sie meldeten sich bei «Kassensturz» und sagen: «Die Kunden werden in die Irre geführt». Sie seien angewiesen worden, am Telefon zu sagen, es handle sich um «Original-Schullinie». «Fragte jemand nach, erklärten wir, es sei die zweite Serie von HP oder Brother, die sie für Schulen produzieren. Diese Produkte seien preiswerter.» Manchmal hätten sie auch sagen müssen, sie würden im Auftrag von Gemeinden arbeiten.

Mitarbeiter sprechen von «Original-Schullinie»

Hinter beiden Firmen steht Firmenchef Beat Mörker. Er bestreitet gegenüber «Kassensturz», dass seine Telefonverkäufer systematisch Kunden über den Tisch ziehen. Er sagt, seine Mitarbeiter seien angewiesen, nur von «unserer Original-Schullinie» zu sprechen, das seien Refill-Patronen, die er bei einem anderen Hersteller fabrizieren lasse. Dies sei auch Claudia Manns am Telefon klar kommuniziert worden. Deshalb gebe es auch kein Geld zurück, sondern lediglich eine Gutschrift. Diese Gutschrift sei weiterhin gültig, sie könne damit bei ihm nun Original-HP-Toner beziehen.

Zum Fall Spitex Thürnen-Diepfligen erklärt Beat Mörker: Es habe von einer Mitarbeiterin effektiv einen Kommunikationsfehler gegeben. Der Fall sei mittlerweile erledigt und die komplette Lieferung mit Original-HP-Produkten ersetzt worden.

Im Interview mit Ueli Schmezer betont Mörker ausserdem, dass sich die mehreren zehntausend zufriedenen Kunden, darunter viele Schulen, nicht irren können.

Kassensturz, 04.02.2020, 21.05 Uhr

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