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Lokal dank digital Neue Plattform bringt Bauern und Gastronomen zusammen

Der Online-Shop für regionale Lebensmittel soll Nachhaltigkeit auch für Restaurants und Hotels alltagstauglich machen.

Lokal boomt. Lokal ist aber oft auch kompliziert. Hier will die neue Basler Onlineplattform «Feld zu Tisch» Abhilfe schaffen. Sie soll regionale Bauern direkt mit Abnehmern wie Restaurants, Hotels, Altersheimen oder Kantinen in Verbindung bringen.

Webshop für Karotten und Honig

«Es ist ein wachsendes Bedürfnis, lokal und nachhaltig produzierte Lebensmittel unkompliziert auf den Speiseplan zu bringen», sagt Mit-Initiant Christoph Schön. Die Plattform soll den Handel so einfach wie möglich machen. Folgende Grafik zeigt, wie dies funktionieren soll:

Internationale Produzenten Grosshandel Lokale, Restaurants Plattform«Feld zu Tisch» Lokale Produzenten

Vereinfacht gesagt, handelt es sich um einen Online-Shop für Lebensmittel aus der Region. Ziel der Initianten sei, dass die Abnehmer zentral an einem Ort einkaufen können und nicht einzeln bei den Produzenten anklopfen müssen. «Feld zu Tisch» übernimmt die Abrechnung und den Transport der Waren.

«Lokal ist oft nicht alltagskompatibel»

Interesse am Projekt hat bereits das bekannte Basel 5-Sterne Hotel «Les Trois Rois» bekundet. «Wir wollen auf hochwertige Produkte aus der Region setzen. Es ist aber sehr aufwendig die Äpfel, Eier, den Honig bei jedem einzelnen Betrieb zu bestellen», sagt Pierre Gensheimer, der beim Hotel für den Einkauf zuständig ist.

Blick auf das Hotel Les trois rois in Basel.
Legende: Das Basler Luxushotel sieht in lokal produzierten Lebensmitteln ein Qualitätsmerkmal. Keystone

Die neue Plattform könnte das vereinfachen, glaubt Gensheimer: «Natürlich verzichten wir nicht darauf, auch Hummer und Kaviar zu servieren. Aber mit der Plattform wird es im Alltag einfacher, auch auf regionale Produkte zu setzen.»

Fleisch, Schnäpse und Hanföl direkt ab Hof

Einer der Produzenten für «Feld zu Tisch» ist der Baselbieter Bauer Toni Gass. Seit 15 Jahren verkauft er sein Fleisch, Getreide, Gemüse und auch Schnäpse oder Hanföl direkt an seine Kunden. Aber: Grossabnehmer wie Gastrounternehmen, Hotels, Kinder- oder Altersheime seien noch immer die Ausnahme. «Ich hoffe auf eine Win-win-Situation. Mit der Plattform kann ich meine Spezialitäten in grösseren Mengen verkaufen und die Kunden können unkomplizierter bestellen.»

Ein Mann steht in Sonnenblumen.
Legende: Der Landwirt Toni Gass setzt schon lange auf den direkten Verkauf ab Hof. Der Umsatz blieb aber begrenzt. zvg

Im Moment steckt das Projekt noch in der Pilotphase. «Wir wollen die Abläufe fundiert testen und dann im Frühling zur Spargelsaison richtig loslegen», sagt Mit-Initiant Christoph Schön. «Feld zu Tisch» ist als Genossenschaft organisiert und bieten nur Mitgliedern Zugang zur Plattform. Kurz nach der Lancierung hätten sich rund 10 Produzenten und etwa 20 Abnehmer angemeldet. Die Initianten hoffen, dass sich ihre nicht-gewinnorientierte Plattform etabliert.

Corona zeigt: Viele Leute kaufen gerne Bio

Welches Potenzial solche Plattformen haben, ist schwierig abzuschätzen. Die Corona-Krise hat aber veranschaulicht, dass eine Nachfrage besteht: Im Lockdown griffen die Konsumentinnen und Konsumenten deutlich häufiger zu Bio-Produkten aus der Region als in normalen Zeiten. «Beim Gemüse hatten wir während des Lockdowns zum Beispiel teilweise 50 Prozent höhere Zahlen als normalerweise», sagt David Herrmann, Pressesprecher von Bio Suisse.

Nach dem Lockdown sind die Zahlen aber fast wieder auf ein normales Niveau zurückgefallen. Bei Bio Suisse glaubt man, dass die Leute nicht wegen der Pandemie mehr Bio gekauft haben, weil sie sich mehr auf ihre Ernährung achteten. David Herrmann von Bio Suisse sagt, dass die gesteigerte Nachfrage schlicht damit zu erklären sei, dass die Leute mehr zu Hause kochten. «Wenn es in Kantinen oder Restaurants mehr Bio-Menüs gebe, würden die Gäste das auch bestellen», glaubt Herrmann.

Regionaljournal Basel, 17.09.2020, 06:32 Uhr ; 

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