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Medikamenten-Teilabgabe nur mässig erfolgreich
Aus Echo der Zeit vom 18.08.2023. Bild: KEYSTONE/Christian Beutler
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Mangel an Medikamenten Teilabgabe von Medikamenten wird nur wenig genutzt

Es mangelt weiter an Medikamenten. Der Erfolg der Teilabgabe ist bescheiden. Immerhin zeichnet sich bei Antibiotika eine Entspannung ab.

«Nicht lieferbar!» – in der Schweiz sind wichtige Medikamente weiterhin knapp. Längst wurden Pflichtlager angezapft. Seit Frühling gilt als Sofortmassnahme: Apothekerinnen und Ärzte sollen nur noch eine halbe oder eine Viertelpackung abgeben.

Diese Sofortmassnahme vom Frühling töne einfach, sei sie aber nicht, sagt Enea Martinelli, der Vizepräsident des Apothekerverbands Pharmasuisse. Der Aufwand fürs Umpacken und die Schreibarbeit bei dieser sogenannten Teilabgabe sei gross. «Die Kosten sind nicht wirklich gedeckt. Deshalb ist die Motivation, das zu tun, eher gering», sagt er.

Wo es Sinn ergebe, werde die Teilabgabe gezielt gemacht, erklärt Martinelli. Keinen Sinn ergebe es zum Beispiel bei chronisch Kranken, die grosse Mengen bräuchten.

Teilabgabe macht Bruchteil aus

Für neun Wirkstoffe empfahlen Behörden und Industrie im Frühling die Teilabgabe. Gegenüber SRF News nennt Pharmasuisse nun erstmals Zahlen: Schweizweit haben Apotheken im April 1400 Mal und im Mai 1300 Mal Medikamente in Teilmengen abgegeben. Für Juni gibt es noch keine Zahl. Sie werde aber deutlich tiefer liegen.

Das ist ein geringer Erfolg: Denn gemessen an den gesamten Verkäufen der neun Wirkstoffe wurde nur ein Bruchteil als Teilmenge verkauft. Apothekenvertreter Martinelli spricht von einem «tiefen, einstelligen Prozentbereich».

Eine Person steht vor einer Ladentheke in einer Apotheke. Eine Verkäuferin schiebt zwei Packungen in ihre Richtung.
Legende: Viele knappe Medikamente gehen trotz Sofortmassnahme noch immer als ganze Packung über die Ladentheke. Keystone/Christian Beutler

Mitgearbeitet an der Empfehlung für die Teilabgabe hat als Behördenvertreter Christoph Amstutz: Er leitet den Fachbereich Heilmittel bei der wirtschaftlichen Landesversorgung. Er hätte sich mehr erhofft. «Es ist das erste Mal, dass wir diese Massnahme so kommuniziert haben. Ich denke, in der Zukunft müsste man das noch mehr kommunizieren.»

Entspannung bei Antibiotika

Die Empfehlung bleibt bestehen, auch wenn sie wenig von den knappen Schmerzmitteln und Antibiotika spart. Bei der Versorgung mit Antibiotika ist Behördenvertreter Amstutz zuversichtlicher als auch schon. Das hat viel mit Sandoz zu tun. Die Schweizer Firma produziert in Österreich als letzte Herstellerin in Europa überhaupt Antibiotika. Genauer: Penizilline, wie zum Beispiel das viel verbreitete Amoxicillin.

Zurzeit baut Sandoz die Produktion deutlich aus. Das habe erfreuliche Folgen für die Schweiz, sagt Amstutz von der wirtschaftlichen Landesversorgung. «Gemäss Sandoz sind die Planungen für den Herbst auf eine genügende Versorgung des Schweizer Marktes ausgerichtet.» Auch die angezapften Pflichtlager sollten bald wieder aufgefüllt werden. «Die Auffüllung der Pflichtlager wird im Verlauf des Winters/Frühjahres geschehen», sagt er.

Produktion in Europa

Sandoz geht im Herbst an die Börse. Bis dahin gehört die Firma noch zum Novartis-Konzern. Novartis schreibt auf Anfrage: «Sandoz kann die Kapazitäten in der Antibiotikaproduktion laufend erhöhen und somit weiterhin einen wichtigen Beitrag leisten, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Bereits für das laufende Jahr rechnen wir mit einer Entlastung für den Schweizer Markt.»

Sandoz ist wichtig. Bei den Penizillinen decken ihre Wirkstoffe und Medikamente laut Insidern über die Hälfte des Schweizer Marktes ab.

Sandoz baut auch mithilfe von Zuschüssen des österreichischen Staates aus. Die globalen Lieferprobleme sind gross, ebenso die Abhängigkeit von Herstellerländern wie Indien und China. Die EU und viele EU-Mitgliedstaaten sind deshalb bereit, die Herstellung wichtiger Wirkstoffe auch mit Staatshilfe nach Europa zu holen.

Echo der Zeit, 18.08.2023, 18:00 Uhr

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