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Massenhaftes Fischsterben Grosse Polizeiaktion im Blausee-Steinbruch

Letzten Donnerstag haben SRF und die «Berner Zeitung» berichtet, dass die BLS bereits seit 2012 teilweise mit Giftstoffen belasteten Altschotter in den Steinbruch oberhalb des Blausees geliefert hat. Nur einen Tag später sind Polizeifahrzeuge auf dem Gelände in Mitholz vorgefahren: Wie Recherchen von SRF und der «Berner Zeitung» zeigen, fand letzten Freitag im Steinbruch SHB eine grössere Polizeiaktion und Hausdurchsuchung statt.

Akten gesichert und Drohnenflüge gemacht

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Bern hat das gegenüber SRF bestätigt: «Ja, auf dem SHB-Gelände fand im Rahmen eines laufenden Strafverfahrens eine Aktion der Staatsanwaltschaft statt», so ein Sprecher. «Es wurden Akten der SHB mitgenommen beziehungsweise gesichert.» Ziel der Untersuchungsmassnahmen sei weiter gewesen, das Gelände zu vermessen, weshalb auch Drohnenflüge durchgeführt worden seien.

Gutachten soll erstellt werden

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An einem Runden Tisch wurde am Mittwoch beschlossen, dass ein umfassendes hydrogeologisches Gutachten erstellt werden soll. Wie das Regierungsstatthalteramt Frutigen-Niedersimmental und die Gemeinde Kandergrund am Donnerstag mitteilten, soll ein unabhängiges Fachbüro das Gutachten erstellen. Zudem ist geplant, umfassende Bodenproben durchzuführen, um weitere Erkenntnisse zur Altlastensituation und deren Auswirkungen auf die Grundwasserströme zu gewinnen.

Anwesend am Rundtischgespräch waren die Firmen BLS AG, SHB Steinbruch + Hartschotterwerk Blausee-Mitholz AG, Geotest AG, Marti AG, Blausee AG, der Geologe Hans Rudolf Keusen als Sachverständiger der Blausee AG sowie Vertreterinnen und Vertreter des VBS, des Kantons Bern, des Regierungsstatthalteramts und der Gemeinden Kandergrund und Kandersteg.

Mitte Dezember soll ein weiteres Rundtischgespräch stattfinden.

Auch der Baukonzern Vigier bestätigt die Durchsuchung seines Betriebes. Das Baustoffunternehmen betont in seiner schriftlichen Stellungnahme: «Wir kooperieren mit der Staatsanwaltschaft.» Vigier unterstütze eine «lückenlose Aufklärung» des Sachverhaltes und werde auch seine eigene Untersuchung weiterführen.

Parlament fordert politische Aufarbeitung

«Das zeigt, dass es gravierende Vorwürfe sind», kommentiert Natalie Imboden die Polizeiaktion im Steinbruch. Die Präsidentin der Grünen des Kantons Bern fordert eine politische Aufarbeitung der ganzen Geschichte: «Deshalb soll der Grosse Rat einer Parlamentarischen Untersuchungskommission PUK zustimmen», so Imboden.

Die Wintersession des Kantonsparlaments beginnt nächste Woche. Zum Thema Mitholz und Blausee sind mehrere politische Vorstösse hängig.

Der Blausee im Berner Oberland
Legende: Im Blausee im Berner Oberland kam es in den letzten Jahren zu mehreren gravierenden Fischsterben. Keystone

Kanton spricht von «illegaler Tätigkeit»

Der Kanton Bern hatte letzte Woche noch einmal betont, dass im Steinbruch oberhalb des Blausees kein Altschotter bearbeitet werden dürfe. «Die Aufbereitung von Gleisaushub und die Ablagerung von Rückständen aus der Aufbereitung (…) in der SHB Mitholz sind nicht bewilligt und folglich illegal», so die Bau- und Verkehrsdirektion.

Tausende tote Forellen im Blausee

Bekannt wurden die Vorgänge im Steinbruch erst durch mehrere mysteriöse Fischsterben im Blausee. Die Blausee AG hat seit 2018 mit diesem Problem zu kämpfen. Die Betreiber des Blausees vermuten, dass die Aufbereitung des belasteten Schotters aus dem Steinbruch oberhalb des Naturparks Ursache dafür ist.

Regionaljournal BE vom 19.11.2020, 6.30 Uhr

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