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Massnahmen gegen Hitze SBB setzt Löschzüge zur Gleiskühlung ein

Die SBB kühlt Gleise, wenn sie sich wegen Hitze verformen. Damit es gar nicht so weit kommt, ist der Unterhalt entscheidend.

Das Wetter macht der SBB zu schaffen. Während im Winter Weichen einfrieren, können sich im Sommer Gleise verformen. Denn bei einer Hitzewelle können sich Schienen auf bis zu 60 Grad erhitzen. Die Schienen sind nahtlos zusammengeschweisst und dehnen sich bei Hitze aus. «Als Verwerfung gilt, wenn sich eine Schiene mehr als 50 Millimeter seitwärts bewegt», erklärt Erich Emmenegger, Fachbereichsleiter Fahrbahn bei der SBB. «Das ist ein Sicherheitsrisiko.»

Da sich durch die Hitze enorme Kräfte aufbauen, komme es ruckartig zu Verwerfungen. Pro Jahr geschieht dies auf dem Schienennetz der SBB drei bis sieben Mal. Gemeldet werden solche Schäden durch die Lokführerinnen und Lokführer. «Diese spüren solche Schäden», sagt Emmenegger.

Löschzug mit 45'000 Litern Wasser

Werden Verwerfungen festgestellt, rückt ein spezieller Zug aus. Dieser besteht aus dem Lösch- und Rettungszug, der auch noch einen Kesselwagen anhängen kann. Von Lok und Wagen aus wird Wasser auf die heissen Gleise gespritzt, damit sich diese wieder abkühlen. Im Tank des Löschzugs hat es Platz für 45'000 Liter Wasser.

Roter Zug sprüht Wasser auf Bahngleise.
Legende: An verschiedenen Orten in der ganzen Schweiz sind 16 solche Lösch- und Rettungszüge stationiert. SRF / Alex Moser

«Das Ziel des Wassereinsatzes ist, dass es keine weiteren Schäden gibt, damit der Unterhaltsdienst die Schäden nachher beheben kann», sagt Simon Fürst, der bei der SBB die Intervention Ost mit den Standorten Rapperswil, St. Gallen, Winterthur und Zürich leitet.

Hitzeschäden nehmen nicht zu

Anders als bei Bränden oder Zugkollisionen gehe es bei Verwerfungen zwar nicht um Leben und Tod. Trotzdem würden er und sein Team sich beeilen, sagt Fürst: «Bei einer Verwerfung können wir die Gleise nicht nutzen. Wir legen Wert darauf, dass wir die Gleise möglichst schnell wieder nutzen können.»

Kesselwagen kühlt die Gleise

Gleisschäden und damit Störungen wegen der Hitze nähmen nicht zu, heisst es vonseiten der SBB. Dies, obwohl es über die letzten Jahre gesehen vermehrt Hitzetage gegeben habe. Das sei auch auf die Prävention zurückzuführen. Dazu gehört der Unterhalt der Schienen.

Ist das Gleis gut unterhalten, gibt es weniger Störungen.
Autor: Erich Emmenegger Fachbereichsleiter Fahrbahn Mitte SBB

Denn die Gleise sind an Schwellen befestigt. Dazu hält der Schotter die Gleise quasi in der Spur. Sind Schwellen und Schotter in Ordnung, gibt es auch weniger Verwerfungen, sagt Erich Emmenegger vom Unterhalt der SBB. Deswegen müsste das regelmässig kontrolliert werden. «Ist das Gleis gut unterhalten, gibt es weniger Störungen.»

Zur Vorbeugung von Verwerfungen seien die Löschzüge nicht auf den Schienen unterwegs, sagt Emmenegger. «Da wäre der Aufwand zu gross und der Nutzen zu klein.»

Ärgernis defekte Klimaanlage

Box aufklappen Box zuklappen

Die Fahrzeugstörungen nehmen während Hitzetagen um 20 bis 30 Prozent zu, heisst es von der SBB. Dies habe mit Elektronik-Komponenten zu tun, z.B. Sensoren. Diese seien generell anfälliger bei hohen Temperaturen.

Auf dem ganzen Streckennetz der SBB sind rund 9100 Klimageräte im Einsatz. Pro Tag weisen etwa 20 davon eine Störung auf.

Keine weissen Schienen

Vor einigen Jahren führte die SBB einen Versuch durch und malte Schienen im Sommer mit weisser Farbe an. Die Gleise erwärmen sich so weniger schnell und verbiegen sich deshalb weniger, so die Hoffnung. Der Versuch zeigte aber nicht die erhoffte Wirkung, weshalb bei der SBB Pinsel und Farbe nicht mehr zum Einsatz kommen.

Industriegelände mit Schienen und gestapelten Eisenkisten.
Legende: Im Sommer 2019 machte die SBB auf einem Abstellgleis in Zuchwil SO einen Versuch mit weiss angestrichenen Gleisen. Keystone / Peter Klaunzer

Anders sieht es bei der Rhätischen Bahn und den Appenzeller Bahnen aus, die ebenfalls Versuche mit weiss bepinselten Gleisen unternahmen. Beide Bahnen bemalen an gewissen Stellen ihre Gleise auch in diesem Sommer. «Die Appenzeller Bahnen sind nach wie vor überzeugt von der positiven Wirkung von bemalten weissen Gleisen», teilt die Medienstelle mit.

Auch die Rhätische Bahn hat in diesem Jahr an einigen exponierten Stellen die Schienen weiss angemalt oder wird das noch tun, heisst es auf Anfrage. «Nicht grossflächig, sondern auf vier kurzen Abschnitten auf der Arosalinie und im Prättigau», heisst es auf Anfrage. Die weisse Farbe wirke präventiv gegen die Ausdehnung der Schienen durch Hitze.

SRF1, 10.7.2025, 16:15 Uhr ; 

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