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Tamedia zieht die Regionalberichterstattung in einem Netzwerk zusammen
Aus Medientalk vom 30.01.2021. Bild: Mirjam Fuchs / SRF
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Medien und Politik Abbau im Lokaljournalismus wirkt sich auf die Politik aus

Der Tamedia-Verlag muss sparen und baut ein Redaktionsnetzwerk auf. Das wirkt sich auch aus auf die regionale Politik.

Lange Zeit war der Regionaljournalismus die letzte Bastion. Einer der letzten Orte, an dem das Geschäftsmodell «Journalismus» noch funktioniert hat. Doch diese Zeiten scheinen nun zumindest für die grossen Medienhäuser vorbei zu sein. Auch der grösste private Verlag der Schweiz, Tamedia (TX Group), legt seine Regionalredaktionen zusammen – in den Regionen Bern und Zürich.

Für den Journalismus muss das nicht nur schlecht sein, auch wenn das für die Medienvielfalt kein gutes Zeichen ist, wie dies das «Medienqualitätsrating 2020» (MQR20, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen) oder das Jahrbuch 2020 «Qualität der Medien, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen» des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich jüngst konstatiert haben.

Beispielsweise in Bern. Dort scheint sich derzeit einiges zu tun: Ein Verleger aus der Ostschweiz prüft das Potenzial für einen neuen Gratis-Anzeiger unter dem Projektnamen «Neue Berner Zeitung».

Auch in Zürich schafft der Zusammenzug der Regionalredaktionen wieder Platz für Neues im Lokalbereich. Etwa für Onlineportale wie «TSÜRI» (tsri.ch, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen)

Wachstum und Konsolidierung

Während Jahrzehnten verfolgte Tamedia eine Wachstumsstrategie durch Beteiligungen und Übernahmen. Jetzt werden Redaktionen zusammengelegt, Synergien genutzt und Bestände konsolidiert. Damit könnte zumindest wieder etwas Bewegung in den Medienmarkt kommen.

Die Übernahme der Bieler Gassmann-Gruppe mit dem «Bieler Tagblatt» und Radio Canal3 durch den Oberwalliser Medienunternehmer Fredy Bayard – und nicht wie lange vermutet durch ein Berner oder Zürcher Unternehmen – ist nur ein Zeichen dafür.

Branchenfremde übernehmen

Es ist ein Markt, an dem sich zunehmend auch Branchenfremde beteiligen, gerade auf regionaler Ebene. Gemeindepolitikerinnen und -politiker etwa rüsten ihre Amtsanzeiger auf. Kommunale Informationen, die früher an vielen Orten gegen Bezahlung in Regionalmedien erschienen, werden nun zunehmend selbst publiziert, so etwa in der Ostschweiz.

Ein Trend, der Medienwissenschaftlern zu denken gibt. Denn Amtsanzeiger werden so zu Propaganda-Instrumenten von lokalen Politikern und Politikerinnen.

Immer weniger Journalisten

Es bleibt die Erkenntnis, dass die Anzahl der Journalistinnen und Journalisten in der Schweiz weiter abnehmen dürfte. Lange Zeit eine Wachstumsbranche, wird nun seit Jahren konsolidiert. Zuerst vor allem auf nationaler Ebene und nun auch zunehmend auf regionaler.

Auch wenn das für den Journalismus als Branche vorerst verkraftbar scheint: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich an diesem rückläufigen Trend in den kommenden Jahren etwas ändern wird, bleibt gering – nicht zuletzt auch wegen der Pandemie.

Salvador Atasoy

Salvador Atasoy

Medienredaktor

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Journalismus von analog bis digital. Salvador Atasoy beleuchtet für Radio SRF Trends und Entwicklungen in der Medienwelt.

Echo der Zeit, 16.02.2021

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4 Kommentare

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  • Kommentar von Norbert Zeiner  (ZeN)
    Abbau von Lokaljournalismus wirke sich auf Politik aus. Glaubte ihnen bisher immer, dass die Medien bisher so ausgewogen und neutral seien, wie sie und ihre Journalisten nie müde wurden, von sich selber zu behaupten. Gut möglich dass dieser Um- und Abbau positive Auswirkungen auf Politik haben können, wenn nun dem links-grünen Einheitsjournalismus etwas der Dampf ausgeht (über 80% der Journalisten sagten ja in Umfragen selber, dass sie persönlich auf links-grünen Seite stehen).
  • Kommentar von Ueli Baumgartner  (Beumli)
    Natürlich verlieren wir die Vielfalt an Regionalzeitungen. Seit die Tamedia 80% aller Zeitungen in der Schweiz druckt. Für mich kommt es biliger, ich habe alle gekündigt bis auf das Lockalblatt, da steht alles Wort für Wort das selbe und auch Umbruchmässig kein Unterschied, es wird blos die Titelseite mit der ensprechenden Kopfzeile ausgewechselt.
  • Kommentar von René Baron  (René Baron)
    Wenn man mitbekommt was insbesondere auch Lokalmedien permanent an Kommentaren löschen, unterdrücken und zensieren - nicht weil sie gegen eine Etikette verstoßen, sondern weil sie Fehler von Autoren und Autorinnen kritisieren oder ganz generell eine andere Haltung zeigen als die Redaktion - dann ist die Befürchtung, dass nun Lokalpolitiker übernähmen zynisch.
    Mir ist eine Zeitung lieber die sich TRANSPARENT bewusst links oder rechts positioniert, als eine "neutrale", die Kommentare löscht!