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Antikörper für ein mögliches Covid-Medikament entdeckt
Aus 10 vor 10 vom 13.10.2021.
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Medikament gegen Covid-19 Schweizer Forschende entdecken neutralisierende Antikörper

Die Behandlung einer Covid-19-Erkrankung ist schwierig. Über 600 verschiedene Medikamente werden weltweit für den Einsatz gegen eine schwere Infektion mit dem Coronavirus erprobt. Doch ein umfassendes Medikament, das in allen Phasen der Krankheit wirkt, gibt es nicht.

Doch nun haben Forschende am Universitätsspital Lausanne (CHUV) und der ETH Lausanne (EPFL) etwas gefunden, was dieses Medikament einen grossen Schritt weiterbringt:

In Blutproben von genesenen Covid-Patienten wurden neuartige Antikörper entdeckt. Man habe diese an allen Virus-Mutationen getestet, erklärt die Virologin Priscilla Turelli, die an der EPFL Lausanne forscht: «Der Antikörper ist sehr effektiv und bekämpft alle uns bekannten Coronavirus-Stämme und -Mutationen.» 

Schon heute im Einsatz

Mit Antikörpern von genesenen Patienten können Wirkstoffe für eine Antikörpertherapie bereitgestellt werden. Schon heute werden damit Covid-Patienten behandelt. Doch diejenigen Mittel, die bisher zur Anwendung kamen, sind nicht gegen alle Virusvarianten wirksam.

Die Hoffnungen sind entsprechend gross, dass mit den neu entdeckten Antikörpern ein hochwirksames Medikament gegen Covid-19 entstehen könnte.

Neutralisierender Antikörper gegen SARS-CoV-2-Varianten

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Legende: Modellierung der neutralisierenden Antikörper. CHUV | EPFL

Der entdeckte Antikörper wurde aus Lymphozyten eines Covid-19-Patienten am CHUV in Lausanne isoliert. Es handelt sich um einen der wirksamsten Antikörper, der bisher gegen SARS-CoV-2 identifiziert wurden. Die Strukturanalyse zeigt, dass der Antikörper an einer Stelle bindet, die nicht anfällig für Mutationen des viralen Spike-Proteins («Stachel des Virus») ist. Dadurch blockiert der Antikörper die Bindung des Spike-Proteins an Zellen, auf die das Virus abzielt und so die Lungenzellen infiziert. Auf diese Weise stoppt der Antikörper die Vermehrung des Virus und führt zur Eliminierung durch das Immunsystem.

Der Infektiologe Marcel Stöckle behandelt am Universitätsspital Basel Covid-Patienten und kennt die gängigen Medikamente: «Dieses Prinzip kennen wir bereits von anderen Medikamenten, die wir anwenden. Die Entdeckung könnte aber eine Weiterentwicklung davon sein.»

Zwei Arten von Medikamenten

Die Medikamente, die heute in der Schweiz eingesetzt werden, lassen sich vereinfacht in zwei Gruppen unterteilen:

Zum einen sind das Medikamente, die direkt gegen das Virus wirken und verhindern, dass sich dieses weiter im Körper ausbreitet. Dazu gehört das Antikörper-Medikament Sotrovimab.

Zum anderen gibt es Medikamente, die bereits stark erkrankten Personen verabreicht werden und entzündungshemmend wirken. In der Schweiz oft eingesetzt wird dazu das Mittel Dexamethason.

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Legende: Es gibt Medikamente, die direkt gegen das Coronavirus wirken und verhindern, dass sich dieses weiter im Körper ausbreitet (z.B. Sotrovimab). Andere Medikamente werden erkrankten Personen verabreicht und wirken entzündungshemmend (z.B. Dexamethason). SRF

Zur ersten Gruppe zählen die Medikamente, die auf Antikörpern basieren – wie jenem, der in Lausanne gefunden worden ist. Das Problem sei häufig, dass diese Mittel während dem frühen Krankheitsstadium verabreicht werden müssen, sagt der Infektiologe Marcel Stöckle: «Die Medikamente müssen spätestens sieben Tage nach Beginn der Symptome verabreicht werden. Das muss im Spital geschehen. Darum sind hier die Hausärzte in der Pflicht, die Personen rechtzeitig einem Spital zuzuweisen.»

Noch keine «Wunderpille»

Andreas Cerny ist Infektiologe und Berater von Swissmedic, der Zulassungsbehörde für neue Medikamente. Im neuen Antikörper sieht er Potenzial: «Die Antikörper könnten eine Alternative sein für Personen, die sich nicht impfen lassen können».

Bis dahin sei es allerdings noch ein langer Weg, sagt Cerny. Denn bis aus den ersten Versuchen im Reagenzglas ein Medikament entstehe, könne es Jahre dauern.

Von der «Wunderpille» gegen Covid-19 ist die Wissenschaft also noch weit entfernt. Die Infektiologen sind sich darum einig: «Den besten Schutz bietet immer noch die Impfung.»

10 vor 10, 13.10.2021, 21:50 Uhr

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