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Mehr E-Autos auf den Strassen Elektromobilität hilft dem Klima, nicht aber dem Verkehrsfluss

In der Schweizer Klimapolitik ist der Verkehr das Sorgenkind Nummer eins. Rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen kommen aus dem Auspuff von Autos, Bussen und Lastwagen. Und weil diese Emissionen in den vergangenen Jahren kaum abgenommen haben, hat die Schweiz ihre Klimaziele für 2020 verfehlt.

Das haben die Branche und die damalige Verkehrsministerin Doris Leuthard geahnt und 2018 deshalb eine erste Roadmap unterschrieben: ein Massnahmenpaket, mit dem der Umstieg von Benzin und Diesel auf Strom angetrieben werden sollte.

Diese Roadmap kam zwar zu spät, um die Klimaziele im Bereich Verkehr erreichen zu können. Die Ziele der Roadmap aber wurden erreicht, gar übertroffen. 15 Prozent Steckerfahrzeuge bis 2022 waren angestrebt, knapp 25 Prozent sind es tatsächlich geworden. Die Auswahl an Fahrzeugen ist gewachsen, die Preise sind gesunken. Immer zahlreicher sind die Ladestationen.

Mehr Massnahmen für mehr Elektromobilität

An diesen Erfolg will die neue Roadmap anknüpfen. Der Bund, Städte sowie Gemeinden, aber auch die Autoverkäufer, Stromversorgungsunternehmen und Hausbesitzerinnen haben gemeinsam 77 Massnahmen entwickelt und am Montag unterzeichnet – mehr Ladestationen, mehr Transparenz, neue Kooperationen, besseres Recycling und so weiter. Das Ziel: Bis 2025 soll jedes zweite Fahrzeug, das neu auf die Strasse kommt, einen Elektroantrieb haben.

Übertrieben ambitioniert scheint das nicht, sollen doch sogenannte Plug-in-Hybride auch zählen, also Autos, die neben dem Elektromotor auch noch einen fossilen Motor haben und deshalb vergleichsweise wenig klimafreundlich sind. Immerhin ist es auch diesmal gut möglich, dass das Ziel schliesslich übertroffen wird und denkbar, dass der Verkehr der Schweizer Klimapolitik dank der neu unterzeichneten Roadmap bald weniger Sorgen macht.

Roadmap löst nicht alle Probleme

Sorgenlos wird die Verkehrspolitik damit nicht. Einerseits brauchen auch Elektroautos Platz auf den Strassen. Wenn sie so zahlreicher und grösser werden, wie die Benziner und Diesler bisher, dann stehen auch sie künftig im Stau. Und zweitens sind Elektroautos nur umweltfreundlich, wenn der Strom, den sie verbrauchen, auch sauber ist und wenn die Batterien, die sie antreiben, fair und umweltfreundlich produziert werden.

Zu all dem steht in der Roadmap Elektromobilität wenig Konkretes. Das müsste sich ändern, damit der Umstieg vom Verbrenner zum Elektromotor halten kann, was er verspricht.

Klaus Ammann

Wirtschaftsredaktor

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Der Historiker und Russist ist seit 2004 als Redaktor bei Radio SRF tätig. Seit 2011 arbeitet Klaus Ammann für die Wirtschaftsredaktion. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf Energie- und Klimathemen.

Echo der Zeit, 16.05.2022, 18 Uhr

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