Käserei, Verkaufsladen, Showroom und Restaurant: Das ist die Milchmanufaktur Einsiedeln. 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt das Unternehmen – pro Jahr kommen zirka 150'000 Menschen an diesem Ort vorbei. Eine Erfolgsgeschichte, die mit einer Idee von René Schönbächler begann.
Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Wilerzell bei Einsiedeln im Kanton Schwyz, bildete sich der junge Mann zum Bauern aus. Später studierte er Agronomie in Zollikon ZH, blieb aber Praktiker durch und durch.
Für die Abschlussarbeit wollte sich René Schönbächler nämlich nicht mit einem abstrakten Thema herumschlagen, sondern suchte nach Lösungen zu einem konkreten Thema und kam auf den damals tiefen Milchpreis. Der Agronomiestudent rechnete durch, wie eine regionale Käserei aufgestellt sein sollte und was sie produzieren müsste, damit Bauernbetriebe trotz tiefem Milchpreis überleben können.
Weg von der anonymen Industriemilch, hin zu einem Produkt, das wieder ein Gesicht hat.
Aus der Theorie wurde schnell Praxis. Er holte sich bereits für die Abschlussarbeit ein paar andere Bauern ins Boot. So wurde aus der Diplomarbeit ein Businessplan. Sie gründeten eine Käserei, die ausschliesslich mit Milch von Bergbauernfamilien aus der Region Spezialitäten herstellt und gleichzeitig dank Erlebnissen und Gastronomieangebot zum Treffpunkt wird.
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Bild 1 von 3. Zuschauen, wie gearbeitet wird: Die Milchmanufaktur gewährt Einblicke. Bildquelle: SRF/Sämi Studer.
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Bild 2 von 3. Bei Führungen müssen die Besucherinnen und Besucher selbst anpacken: Milch rühren zum Beispiel. Bildquelle: SRF/Sämi Studer.
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Bild 3 von 3. In Reih und Glied gestapelt: 130 Tonnen Käse werden in der Manufaktur jährlich produziert. Bildquelle: SRF/Sämi Studer.
«Wir suchten eine Nische für unsere kleinen Bergbauernfamilienbetriebe in Einsiedeln und nach einer Lösung, wie sie in Zukunft überleben können. Der Weg: weg von der anonymen weissen Industriemilch hin zu einem Produkt, das wieder ein Gesicht hat.»
Wenn René Schönbächler auf die Anfangszeit zurückblickt, dann staunt er, wie unbekümmert sie damals an die Sache herangegangen seien. Aber: «Wir hatten irgendwie nichts zu verlieren. Die Marktpreise für die Milch waren damals sehr schlecht und konnten gar nicht noch schlechter werden. Wir haben es einfach probiert.»
Dorfladen und Grosshändler an Bord
Zehn Jahre ist das nun her. Und der Erfolg gibt ihm recht. Heute produziert das Unternehmen zehn verschiedene Käsesorten mit unterschiedlichen Reifegraden. Die Produktion habe sich im letzten Jahrzehnt verdreifacht. 130 Tonnen Käse und 60 Tonnen Joghurt im Jahr kommen hier zusammen.
Wir sind im ständigen Dialog mit den Bauern.
Die Ware der Käserei findet man heute in zirka 600 Verkaufsstellen – vom Dorfladen bis hin zum Grossverteiler. René Schönbächler hat eine erfolgreiche Käserei auf die Beine gestellt.
Aber ebenso wichtig sei für ihn gewesen, dass er einen Ort für Begegnungen schaffen konnte. So sind die Führungen, bei denen die Besucherinnen und Besucher selbst anpacken können, das Restaurant und der Laden genauso bedeutend.
Wie steht es denn heute noch mit der ursprünglichen Idee des Agronomen, dass die Milchbauern in der Region ihre Milch zu fairen Preisen verkaufen können? «Wir sind im ständigen Dialog mit den Bauern. Wir sitzen einmal im Jahr zusammen und vereinbaren gemeinsam einen marktgerechten Milchpreis. Einer, der auch die besonderen Umstände der Heumilchproduktion und der Bergmilchproduktion berücksichtigt. Wir wollen ein fairer Partner sein.»
Preis für die Milchmanufaktur
Genau wegen dieses Engagements erhält er für seine Milchmanufaktur Einsiedeln dieses Jahr den mit 40'000 Franken dotierten «Prix Montagne».
Die Wertschätzung freut ihn sehr. Auch für das Team. Denn für René Schönbächler ist klar: Ohne seine Leute um ihn herum wäre seine Idee nicht zum Fliegen gekommen. Darum wird gemeinsam an einem Fest auf den Preis angestossen.