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Wegen Trumps Zöllen Mit tieferen Preisen den Zerfall des Milchpreises verhindern

Weil die Käseexporte in die USA wegen der Zölle gefährdet sind, akzeptieren Milchbauern teilweise tiefere Preise.

2024 produzierten Schweizer Kühe, Schafe und Ziegen 3340 Millionen Kilo Milch. Rund 45 Prozent wurden zu Käse verarbeitet und ein Drittel davon in die ganze Welt exportiert.

Die USA sind bei Schweizer Käseexporten die Nummer drei nach Deutschland und Italien. Auch Schokolade wird oft in die USA exportiert, ein wichtiger Absatzmarkt für die Milchindustrie.

Laut Stefan Kohler, Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch, exportierte die Schweiz 2024 rund 100 Millionen Kilogramm Milch in die USA, davon 90 Prozent als Käse, der Rest als Schokolade. Nun rechnet der Verband damit, dass die Exporte von Milchprodukten wegen Trumps hohen Zöllen auf Schweizer Produkte gefährdet sind. Das heisst, man erwartet einen Milchüberschuss, der den Milchpreis sinken lässt – für alle.

Auswirkungen für Schweizer Milchbauern

Der Zollhammer Trumps ist auch im jurassischen Corban angekommen. Und dies, obwohl kein Tropfen Milch von Bauer Boris Beuret in die USA fliesst. «Wenn dutzende Millionen Kilo Milch nicht mehr in die USA verkauft werden, dann steigt das Angebot in der Schweiz. Die Milchmenge betrifft alle Milchproduzenten, und das hat einen direkten Einfluss auf den Milchpreis.»

Weshalb Kilo als Masseinheit für Milch?

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1 Liter Wasser wiegt genau 1 Kilogramm. Milch hat jedoch noch weitere Bestandteile wie Fett und Proteine und damit eine andere Dichte. 1 Liter Milch wiegt circa 1.02 - 1.03 Kilogramm. Deshalb wird Milch im Handel in Kilogramm ausgewiesen. Ein weiterer Faktor ist, dass Milch nicht nur in flüssiger, sondern auch in Pulverform weiterverarbeitet wird.

Denn die Kühe produzieren weiterhin täglich Milch. Die Möglichkeit, die überschüssige Milch zu Butter zu verarbeiten, birgt ihrerseits Risiken. Zu viel Butter drückt auf den Milchpreis, es müsste mehr Butter exportiert werden. Doch auf dem Weltmarkt ist Butter deutlich weniger lukrativ als Käse und Schokolade. Ein Problem für Milchverarbeiter.

Wir haben in unserem System vorgesehen, dass auch die Milchproduzenten einen Beitrag zu leisten haben.
Autor: Stefan Kohler Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch

Diesen Produzenten könnte die Branchenorganisation mit einem dafür vorgesehenen Fonds unter die Arme greifen. Doch der reicht in diesem Fall nicht aus. Deshalb sollen die Bauern teilweise einen tieferen Milchpreis akzeptieren, erklärt Stefan Kohler. «Wir haben in unserem System vorgesehen, dass auch die Milchproduzenten einen Beitrag zu leisten haben. Das funktioniert so, dass sie einen kleinen Prozentsatz ihrer Milch in einer noch zu definierenden Anzahl Monaten zu einem rund 30 Rappen tieferen Milchpreis liefern.»

Tieferer Milchpreis für Bauern

In rund zwei Wochen sollen die Milchbauern aufgefordert werden, 2 bis 5 Prozent ihrer Milch günstiger an die Verarbeiter zu verkaufen. Diese Milch würde dann als ökonomisch weniger attraktives Milchfett oder als Butter in den Export gegeben. Mit dem Vorteil, dass es nicht plötzlich zu viel Milch im Bereich der hochwertigen Milchprodukte hat und sich dies negativ auf den Milchpreis auswirken würde. Die Aufforderung geht an alle Milchbauern, auch an solche, deren Milch nicht für US-Produkte verarbeitet werden. Denn der Milchpreis gilt weiterhin für alle gleich.

Kühe im Stall fressen Heu.
Legende: Die Milchbranche rechnet damit, dass die Exporte von Milchprodukten in die USA sinken. KEYSTONE/Gaetan Bally

Für Boris Beuret, Milchbauer und Präsident der Schweizer Milchproduzenten, macht die Massnahme trotzdem Sinn: «Preissenkungen begrüssen wir nie, das ist klar. Aber in diesem Fall ist es als Stabilisierungsmassnahmen zu verstehen und dahinter kann ich stehen, weil Stabilität auf dem Markt immer gut ist für die Milchbauern und den Milchpreis in der Schweiz.»

Obwohl seine Milch nicht in den USA landet, muss sich nun auch Bauer Boris Beuret mit den Folgen der Trumpschen Zollpolitik beschäftigen.

Tagesschau, 08.08.2025, 19:30 Uhr ; 

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