Man würde es so nicht erwarten: Das Gotthardmassiv – felsig, fast mythisch – ist in den nächsten Wochen das Zentrum einer besonderen Übung. Weit im dunklen Berg simulieren Studierende eine Weltraummission zum Mond.
Es sind angehende Raumfahrtingenieurinnen und Astrophysiker, die alle denselben Traum haben: einmal Astronaut oder Astronautin zu werden. Ziel dieser Mission: einen Raumfahrteinsatz planen und unter möglichst realen Bedingungen üben.
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Bild 1 von 3. Im Gotthardmassiv, genauer gesagt in der Zweitweltkriegs-Gotthardfestung «Sasso San Gottardo», findet die Mondmission statt. Bildquelle: SRF/Raphael Prinz.
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Bild 2 von 3. Die Festung eignet sich gut: Sie ist dunkel, feucht und menschenleer. Bildquelle: SRF/Raphael Prinz.
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Bild 3 von 3. Weit im dunklen Berg drin, haben sich die Studierenden für ihre Weltraummission eingerichtet. Bildquelle: SRF/Raphael Prinz.
«Es gibt Dinge, die wir nicht simulieren können», sagt Ella Ganzer, Studentin Aerospace der Technischen Universität München. «Das einleuchtendste ist die Erdanziehung, die wir immer noch haben. Aber wir geben uns sehr viel Mühe, dass es so nahe wie möglich am Mond ist.» Bestimmte Dinge könnten sie aber simulieren. «Wir sind hier isoliert und haben ein ähnliches Training wie Astronautinnen und Astronauten», so Ganzer.
Kein Sonnenlicht und gefriergetrocknetes Essen
Voll ausgerüstet gehen neun Personen für mehr als zwei Wochen in Isolation. Sie sind aus den USA, Brasilien, Italien und Deutschland. Im Kontakt sind sie in dieser Zeit nur über Funk mit dem Kontrollraum.
Das kann herausfordernd werden. «Ohne Sonnenlicht verliert man das Zeitgefühl. Und es ist interessant, dass man jeden Tag nur gefriergetrocknetes Essen bekommt oder immer die gleichen Leute um sich hat», sagt Ganzer. Sich an das neue Umfeld zu gewöhnen, werde anspruchsvoll, aber spannend.
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Bild 1 von 3. Ella Ganzer (rechts) und ihr Team werden in den knapp drei Wochen nur über Funk Kontakt zur Aussenwelt haben. Bildquelle: SRF/Raphael Prinz.
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Bild 2 von 3. Unter möglichst realen Bedingungen wollen die Studierenden in der «Sasso San Gottardo» Raumfahrteinsätze üben. Bildquelle: SRF/Raphael Prinz.
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Bild 3 von 3. Die angehenden Raumfahrtingenieurinnen und Astrophysiker sind aus den USA, Brasilien, Italien und Deutschland. Bildquelle: SRF/Raphael Prinz.
Mit dabei als Coach und Gesprächspartnerin ist Michelle Pahud, Psychologiestudentin der Universität Lausanne. «Wir schauen auch auf die mentalen Aspekte: die mentale Gesundheit, den Stress und die Teamdynamik, aber auch auf die persönliche Entwicklung, die die Astronauten während der Mission machen.»
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Bild 1 von 2. Vor der Mondmission ist die Stimmung noch heiter, doch die Enge und das fehlende Tageslicht könnte den Studierenden zu schaffen machen. Bildquelle: SRF/Raphael Prinz.
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Bild 2 von 2. Zu essen gibt es nur Gefriergetrocknetes, genau wie auf einer echten Mondmission. Bildquelle: SRF/Raphael Prinz.
Die Simulation findet bereits zum vierten Mal im Gotthard statt. Die Festung scheint sich ohne Tageslicht gut zu eignen. «Wir sind überzeugt, dass wir aus dem Herzen der Schweiz ideale Bedingungen bieten können», sagt Fritz Gantert, Stiftungsratspräsident der Festung «Sasso San Gottardo». «Es ist kalt, es ist rau, es ist dunkel und weitere schwierige Umgebungseinheiten, die auf dem Mond sicher noch schwieriger vorhanden sind.»
Die Gruppe hat die Festung betreten. Ab jetzt müssen sie für drei Wochen immer wieder Aufgaben erfüllen. Menschen ausserhalb der kargen Festungsräume und Tageslicht sehen sie erst am 8. August wieder.