Einmal die Woche kommen die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner der Stiftung Solina in Spiez zusammen und machen Musik. So trifft sich auch an diesem Morgen eine Gruppe unterschiedlichster Menschen. Es hat jüngere und ältere, manche sind im Pensionsalter. Sie alle haben gemeinsam, dass sie mit gewissen Einschränkungen zu leben haben; körperliche oder psychische.
Eine Frau liegt im Bett und schwingt eine Rassel, andere Bewohner sind im Rollstuhl und singen ins Mikrofon. Manche sind so laut, dass sie keinen Verstärker benötigen. Ein Mann in der vordersten Reihe hat seine Gitarre mitgenommen.
Voll bei der Sache – trotz Unruhe
Im Saal ist es zum Teil etwas unruhig, es ist ein Kommen und Gehen. Manche Bewohnerinnen schauen nur kurz rein, andere sitzen ab und staunen, was vor sich geht.
Den Profimusikerinnen und Profimusiker zuvorderst ist das egal – mit viel Routine musizieren sie im Heim. An diesem Morgen führen die Berner Sängerin Sandee, welche schon mit Gölä auf Tour war, und Blues-Gitarrist Philipp Gerber aus dem Kanton Solothurn durch den Workshop.
Unerwartetes für die Musikerin
«Am Anfang wusste ich nicht, auf was ich mich einlasse», sagt Sandee. «Ich ging unbeschwert an die Sache ran und es ist sehr toll geworden», schwärmt die Bernerin. Eine Herausforderung sei, dass die Stimmung bei den Workshopteilnehmerinnen von Tag zu Tag unterschiedlich sei. «Ich musste lernen, dass die Bewohner nicht immer gleich mitmachen. Ich darf das nicht persönlich nehmen.»
Ich bin auf Augenhöhe. Wir machen einfach zusammen Musik.
Schliesslich sei auch die Zusammensetzung der Gruppe unterschiedlich; je nach Handicap können die Workshopteilnehmer sich musikalisch mehr oder weniger einbringen. Sandee betont, dass sie hier nicht als prominente Musikerin auftritt. «Ich bin auf Augenhöhe mit den Teilnehmerinnen. Wir machen einfach zusammen Musik.»
Die Bewohnerinnen und Bewohner sind jedenfalls voll des Lobes. «Es fägt», sagt ein etwas älterer Mann. Und eine Frau ergänzt: «Das Musizieren gibt eine schöne Abwechslung.» Eine weitere Bewohnerin meint: «Die Musik tut mir gut, sie stellt mich auf. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir das machen dürfen.»
Die Idee zum Workshop kam von einem Mitarbeiter der Stiftung. Die Durchführung wird von den Teilnehmenden wie auch von den Mitarbeitenden geschätzt. Das beobachtet der stellvertretende Leiter der Stiftung Solina, Heinz Zurbrügg. «Die Teilnehmer kommen jeweils zufrieden aus dem Workshop – und das freut auch die Mitarbeitenden.» Er gibt aber zu, dass die Workshops aufwändig sind, nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell. «Als grössere Stiftung können wir uns das aber erlauben.»