Sanfter R&B, charismatisch, vertraut und gleichzeitig tief durchzogen von Klängen aus Sri Lanka und Südindien. Von der BBC vor einem Jahr entdeckt, erlangte Priya Ragu aus St. Gallen internationale Bekanntheit. Ihre Musik schlägt eine Brücke zwischen den Kulturen und lässt sie miteinander verschmelzen. Eine Qualität, welche die 34-Jährige aus der eigenen Biografie schöpft.
Mit zwei Kulturen aufgewachsen
«Zu Hause lief im Hintergrund immer Musik», erinnert sich Priya Ragu. Ihre Eltern, Flüchtlinge aus Sri Lanka, luden an den Wochenenden zum gemeinsamen Musizieren ein.
Es war nicht cool, sri-lankisch zu sein.
Als Schülerin bewegte sie sich in zwei Kulturen, eine Beziehung nicht ohne Konflikte. «Als Jugendliche war die Verbindung zu meiner Kultur schwierig. Es war nicht cool, sri-lankisch zu sein», erzählt Priya Ragu ihrem Label Warner Music.
Von den Eltern versteckt, hörte und sang sie Fugees, James Taylor, Nina Simone oder Alicia Keys. Ein eigener Auftritt in der Grabenhalle in St. Gallen wurde ihr allerdings von den Eltern verboten. Trotz dieses «schlimmsten Tag meines Lebens», gab Priya Ragu das Singen nicht auf. Immer wieder nahm sie an Open-Mic-Events teil und sang im Background von Schweizer Künstlern.
2017 wagte die junge Künstlerin den Schritt ins Ausland. Mehrere Monate lebte sie in New York. Von dort aus tüftelte sie zusammen mit ihrem Bruder an ihrer eigenen Musik.
Wieder in der Schweiz begann Ragu, Songs zu schreiben. «Immer wieder habe ich da und dort einen Song released.» Im März 2020 veröffentlichte sie dann ihre erste offizielle Single «Good Love 2.0», produziert von ihrem Bruder Japhna Gold. Damit schaffte Priya Ragu auf Anhieb den Durchbruch.
Zu Weltbekanntheit in einem Jahr
Annie Mac von BBC Radio 1 entdeckte den Song, worauf etwa zwanzig Labels bei Priya Ragu anklopften. Während andere Künstlerinnen im Corona-Frühling Rückschläge einstecken mussten, startete die junge Musikerin durch. Sie unterschrieb einen Plattenvertrag bei Warner Music und konnte ihren Song im offiziellen Soundtrack des weltweit bekannten Games «FIFA 21» platzieren.
«Während des Lockdowns habe ich mich von Zürich nach Bazenheid aufs Land zurückgezogen», erinnert sich Priya Ragu. Von dort habe sie unzählige Online-Calls mit London geführt. «Realisiert, wie ernst es ist, habe ich erst, als wir in London waren und alle kennenlernten. Mir ist manchmal immer noch etwas schlecht.»
Beziehung zu eigenen Wurzeln stärken
Durch die Musik habe sie ihre Beziehung zur tamilischen, sri-lankischen Kultur stärken können: «Ich finde es cool, wenn ich die beiden Kulturen mischen kann.» Auch die Beziehung zu ihren Eltern verbesserte sich, welche Priya Ragu heute unterstützen. Und die Musikerin kämpft gegen Vorurteile: «Ich will aufzeigen, dass wir Tamilen viel mehr können als kochen und putzen.»
Ich finde es cool, wenn ich die beiden Kulturen mischen kann.
Die Mischung der Kulturen ist wohl das Magische an der Musik von Priya Ragu, der Schlüssel zu ihrem Erfolg. R&B mit sri-lankischen Klängen, englische Texte mit tamilischem Einfluss, ein Sari mit Sneakers. «Mein Ziel ist es, mit meiner Musik so viele Menschen wie möglich zu erreichen.»