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Nach Absage von Flugshows «Die reiche Schweiz kann sich nicht mal eine Airshow leisten»

Die Schweizer Armee streicht wegen Geldmangels eine ganze Reihe von Grossanlässen, darunter die Flugshow «Air Spirit 24». Diese wäre Ende August auf dem Flugplatz in Emmen im Kanton Luzern geplant gewesen. Jetzt gibt es aber Zweifel daran, wie viel das Militär mit dem Streichen dieser Show unter dem Strich einspart.

Die Informationen, die wir haben, sind die, dass der Anlass selbsttragend ist.
Autor: Ramona Gut-Rogger Gemeindepräsidentin von Emmen

Für die Gemeindepräsidentin von Emmen, Ramona Gut-Rogger, ist die Absage der Flugshow unverständlich, zumal die Vorbereitungsarbeiten sicherlich schon Kosten verursacht hätten: «Die Informationen, die wir haben, sind die, dass der Anlass selbsttragend ist. Dass man das über Einnahmen von Parkplatzbewirtschaftung und über Eintritte finanziert. Sponsoring war auch Thema», sagt Gut-Rogger.

Auch der Patrouille Suisse Fanclub hat sich bereits auf den Event vorbereitet – schliesslich hätte man dieses Jahr das 60-Jahr-Jubiläum feiern wollen. Über die Absage und deren Begründung ist der Mediensprecher des Fanclubs, Roland Studer, erstaunt. «Man weiss, dass unsere Meetings kostentragend sind. Mit Zuschauern, die bezahlen, und vielen Sponsoren, die gefunden wurden, wäre das Nullsumme – sogar eher noch Gewinn», sagt Studer. Er zweifele an der Begründung des VBS.

Der ganze Kostenrahmen der Flugshow bewegt sich im tiefen sechsstelligen Betrag.
Autor: Hansjörg Bürgi Aviatikexperte

Studer, der beim Militär auf dem Flugplatz Emmen arbeitet, sieht die Absage auch als schlechtes Zeichen für die Bevölkerung: «Wir wollen ja für das Schweizer Volk da sein, wir wollen, dass das Schweizer Volk die Luftwaffe und Armee akzeptiert. Und wir merken, dass auch solche, die nicht unbedingt Freunde von der Luftwaffe sind, an solche Anlässe kommen», so Studer weiter.

VBS liefert Zahlen Ende der Woche

Wie viel spart das VBS, wenn es mehrere Flugshows streicht? Auf Anfrage kann das Departement diese und weitere Zahlen erst gegen Ende der Woche liefern und verweist auf die Aussage des Armeechefs von letzter Woche. Damals sagte Thomas Süssli: «Erstens sind die Betriebsausgaben gestiegen, die es uns nicht mehr ermöglichen, diese Anlässe durchzuführen. Das zweite ist die Liquiditätssituation der Armee und drittens: Wir brauchen jetzt diese Energie, um uns auf die Verteidigung zu konzentrieren.»

Die Argumente leuchten dem Aviatikexperten und Chefredaktor von skynews.ch, Hansjörg Bürgi, nicht ein. Dass man so Geld sparen will, erst recht nicht: «Das macht überhaupt keinen Sinn, weil man schon eineinhalb Jahre an diesem Anlass gearbeitet und Verträge gemacht hat. So oder so fallen also Kosten an.» Gemäss seinem Wissen bewege sich der Kostenrahmen der Flugshow im tiefen sechsstelligen Betrag. So viel würde also nicht gespart, sagt er.

Vier Kampfjets der Patrouille Suisse in der Luft.
Legende: Die Patrouille Suisse geht über der Axalp in Formation. (Bild vom 18.10.23) KEYSTONE/Anthony Anex

Ausserdem wäre der Kampfjet F35, den die Luftwaffe kauft, am Air Spirit 24 präsentiert worden, ergänzt Experte Bürgi. Die Steuerzahlerinnen und -zahler hätten das Recht, diesen zu sehen. Zudem müssten ausländische Kunstflugstaffeln wieder ausgeladen werden. «Peinlich», findet der Chefredaktor von skynews.ch: «Die reiche Schweiz, die neu F35-Flieger beschafft, kann sich nicht mal eine Airshow leisten. Das ist der Tenor.»

Es sei auch Tradition, dass man sich zu Jubiläen wie 110 Jahre Luftwaffe oder 60 Jahre Patrouille Suisse gratuliert: ausländische Teams kommen in die Schweiz, die Schweizer ins Ausland. «Da schüttelt man den Kopf», so Bürgi.

Der Fanclub überlegt sich, eine Petition zu starten, um das VBS zu überzeugen, die Flugshow doch durchzuführen.

Schweiz aktuell, 29.01.2024, 19:00 Uhr

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