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Die Asylsuchenden ziehen ein, Gemeinde und Kanton vertragen sich
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 08.09.2023. Bild: KEYSTONE/Ennio Leanza
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Nach Asylstreit In Windisch ziehen die ersten jungen Asylsuchenden ein

Ab Montag wohnen minderjährige Asylsuchende in der neuen Unterkunft in Windisch. Die vorherigen Mieter mussten deswegen ihre Wohnungen räumen. Nun zeigt sich: Die Wogen in der Gemeinde haben sich geglättet. Und der Kanton hat sein Vorgehen bei der Suche nach Unterkünften geändert.

Der Aufreger: Gross war der mediale Aufschrei Ende Februar, als die Aargauer Gemeinde Windisch bekannt gab, 49 Personen müssten für eine Asylunterkunft ihre Wohnung verlassen. Der Kanton wolle in drei Häusern eine Unterkunft mit 100 Plätzen errichten. Der Eigentümer habe den Mieterinnen und Mietern per Ende Juni gekündigt. Die Gemeinde Windisch sei schockiert. Parteien von links bis rechts kritisierten das Vorgehen des Kantons.

Nach einigen Tagen entschuldigte sich der zuständige Regierungsrat Jean-Pierre Gallati (SVP) und räumte Fehler ein. Man sei von falschen Annahmen ausgegangen und habe zu wenig an die Bewohnerinnen und Bewohner gedacht. Gegenüber SRF sagte Gallati: «Wir haben in Windisch einen Betriebsunfall produziert, dafür möchte ich die betroffenen Mieterinnen und Mieter um Entschuldigung bitten.» Am Vorgehen hielt der Kanton aber fest. Er brauche die Häuser unbedingt als Unterkunft für minderjährige Asylsuchende.

Vermieter und Kanton betonten allerdings, dass die Kündigungen wegen eines geplanten Neubaus ausgesprochen worden seien. Die Liegenschaft werde abgerissen. Der Kanton habe erst nach den Kündigungen eine Zwischennutzung als Asylunterkunft beantragt, bis das Bauprojekt reif sei.

Haus mit Parkplätzen.
Legende: In den drei Häusern an der Mülliger- und Zelglistrasse in Windisch wohnten laut der Gemeinde vor allem sozial schwächere Menschen. SRF

Die Fortsetzung: Die meisten der Mieterinnen und Mieter hätten inzwischen neue Wohnungen gefunden. Das sagt die Leiterin des kantonalen Sozialdienstes, Pia Maria Brugger, gegenüber SRF. Vier Parteien wohnten aktuell noch in Wohnungen in einem der Häuser. Auch sie würden noch ausziehen.

Einige der Mieterinnen und Mieter hatten sich im Frühling öffentlich gewehrt, den Kanton und den Eigentümer kritisiert. Nach den Umzügen sei es nun still geworden. Das sieht auch Gemeindepräsidentin Heidi Ammon so.

Älteres Wohnhaus
Legende: Noch vier Wohnungen in den drei Häusern sind belegt. Laut dem Kanton ziehen auch diese Mieter nächstens aus. SRF

Der Einzug: Am Montag ziehen die ersten zwei Jugendlichen in Windisch ein. Weitere würden schnell folgen, so die Leiterin des Sozialdienstes. Der Bund informiere den Kanton jeweils sehr kurzfristig über die Zuweisungen. Viele der Minderjährigen in den Aargauer Unterkünften stammten aus Afghanistan, einige aus Syrien oder dem Iran.

Die Jugendlichen werden von einem Team aus 15 Personen betreut. Dazu gehören Betreuer und Sozialpädagoginnen. Sie sind auch am Abend und am Wochenende im Einsatz. In der Nacht sind Mitarbeitende einer externen Firma vor Ort.

Die Unterkunft: Die Jugendlichen werden vor allem in Studiowohnungen untergebracht. In der Regel wohnen sie zu zweit oder zu dritt. In der Unterkunft gibt es eine Gemeinschaftsküche und einen Essbereich. Dazu kommen unter anderem ein Aufenthaltsraum und ein Lernzimmer mit Computer für Schulaufgaben.

In den ersten Monaten sei das Erlernen der deutschen Sprache am wichtigsten, so Pia Maria Brugger. Nach drei bis sechs Monaten besuchen die Jugendlichen die obligatorische Schule. Für über 16-Jährige gibt es andere Kurse, je nachdem auch eine Berufslehre.

Video
Aus dem Archiv: Aargauer Regierungsrat entschuldigt sich
Aus Schweiz aktuell vom 01.03.2023.
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Das Fazit: Der Gemeinderat von Windisch würde wieder so handeln und an die Öffentlichkeit gehen, meint Gemeindepräsidentin Heidi Ammon. Nach Aussprachen laufe nun auch die Zusammenarbeit mit dem Kanton gut. Er gehe mit den Gemeinden bei der Asylthematik jetzt offenbar sorgfältiger um.

Auch Sozialdienstleiterin Brugger hat Lehren aus dem Fall gezogen: Der Kanton müsse früher den Kontakt zu den Gemeinden suchen. Und: Noch bewohnte Häuser als mögliche Asylunterkünfte prüfe man nicht mehr. Der Mietvertrag in Windisch laufe drei Jahre. Danach plane man nicht mehr mit diesen Häusern als Unterkunft.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 08.09.2023, 17:30 Uhr;

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