Es ging alles rasend schnell an jenem Abend im Juli: Innert Minuten schwoll der beschauliche Dorfbach in Schleitheim zu einem reissenden Fluss an. Die Fluten überschwemmten Keller, rissen Autos und gar Wohnwagen mit und sorgten so für ein Bild der Verwüstung.
Verletzt wurde niemand, bei der Schaffhauser Gebäudeversicherung gingen jedoch Hunderte Schadenmeldungen ein. Der Schaden ging in die Millionen.
Schaffhausen bessert als letzter Kanton nach
Der Zufall wollte es nun, dass das Schaffhauser Kantonsparlament gut einen Monat nach den verheerenden Unwettern den Hochwasserschutz debattierte. Die Geschehnisse in Beggingen und Schleitheim waren dabei in den Voten der Ratsmitglieder präsent. Solche Unwetter könnten jederzeit wieder passieren, sagte etwa Hans-Ueli Graf von der SVP. Er wohnt in Oberhallau und machte auch dort Erfahrungen mit Überschwemmungen. «Wir mussten in unserem Keller diesen Sommer schon drei Mal das Wasser absaugen. Das ist weit mehr als im langjährigen Durchschnitt.» Die Realität sei, dass Naturereignisse immer extremer würden, so Graf. Das liesse sich nicht wegdiskutieren.
Nach dem Hochwasser: Das Ausmass der Zerstörung in Schleitheim
Es herrschte Einigkeit im Rat, dass es den Schaffhauser Gemeinden möglich sein muss, sich besser auf Überschwemmungen und Naturereignisse vorbereiten zu können. Ohne Gegenstimme sprach das Kantonsparlament den Gemeinden auch mehr Geld zu. Neu sollen sie nicht nur Bundesbeiträge erhalten – auch der Kanton soll sich mit Geld an Projekten in den Gemeinden beteiligen. Schaffhausen besass dazu als einziger Schweizer Kanton noch keine rechtliche Grundlage.
Bislang war nämlich das Problem, dass sich viele kleine Dörfer im Kanton Schaffhausen den Hochwasserschutz nicht leisten konnten, weil er ihnen zu teuer ist. Oder sich ihn nicht leisten wollten, weil er nur ein paar wenige Dorfbewohner schützt, die gesamte Gemeinschaft aber die Kosten dafür tragen muss. So diskutiert auch die Gemeinde Schleitheim, die massiv von den Unwettern betroffen war, bereits seit längerer Zeit eine Bachsanierung. Die Kosten von 15 Millionen Franken kann sie jedoch nicht stemmen.
Hilfe für finanzschwache Gemeinden
Es sei wichtig, dass auch kleinere, finanzschwächere Gemeinden Beiträge für den Hochwasserschutz erhalten würden, sagte Schaffhausens Baudirektor Martin Kessler. «Diesen Beitrag kann der Kanton in Zukunft leisten.» Bund und Kanton übernehmen so in Zukunft rund 60 Prozent der Kosten, welche in den Gemeinden für Hochwasserschutz-Projekte anfallen würden. Das Schaffhauser Baudepartement rechnet in den kommenden Jahren mit Beiträgen von durchschnittlich 150'000 bis 200'000 Franken.