Rund 80 Geflüchtete, vor allem Mütter mit ihren Kindern, kamen Anfang März aus der Ukraine ins Solothurner Thal. Der Unternehmer Guido Fluri organisierte einen Flug für rund 150 Mütter und Kinder aus dem Kriegsgebiet. Ein Grossteil fand im ehemaligen Kinderheim im Solothurner Jura eine erste Bleibe. Über dem Dorf Mümliswil-Ramiswil am Hang wurden sie in einem ehemaligen Kinderheim untergebracht. Das Heim ist eigentlich eine Gedenkstätte für Verdingkinder – dann wurde es mit Flüchtlingsfamilien gefüllt, nun steht es wieder leer.
Das leere Kinderheim ist ein gutes Zeichen: Es war von Anfang an als Übergangslösung gedacht, bis alle Familien eine eigene Wohnung oder ein Haus gefunden hatten. Fast drei Monate später ist das geglückt. In der Region, aber auch ausserkantonal wurden Lösungen für die Flüchtlinge gefunden.
Zum Beispiel für Familie Hurin. Sie ist aus der Ukraine geflüchtet. Sie stammen aus der Stadt Slawuta – in der Mitte der Ukraine, kein hart umkämpftes Gebiet, aber auch kein sicherer Ort. Der nächste Luftschutzraum sei weit weg gewesen, mit acht Kindern nicht optimal, erzählt Vater Andri Hurin. Sie seien nach Polen geflüchtet und per Zufall dann nach Mümliswil-Ramiswil gekommen.
Die Kinder sind eingeschult, es geht uns sehr gut.
Andri, Vater von acht Kindern, die zwischen einem und 17 Jahre alt sind, durfte wegen der Grösse seiner Familie die Ukraine verlassen. «Es gefällt uns hier, die Kinder sind eingeschult, es geht uns sehr gut». Er wohnt mit seiner Familie in einer 4.5-Zimmer-Wohnung in Mümliswil-Ramiswil.
Drei Monate später – Leben in der Schweiz
«Es ist sehr ruhig, schöne Natur, die Leute sind freundlich», erzählt Andri. Sie lernten Deutsch, konnten etwas die Schweiz sehen, und organisierten nun den Schulalltag der Kinder. In der Ukraine war Andri Schreiner, seine Frau Olga hat die Familie betreut. Beide sind 42 Jahre alt. Andri möchte einen Job finden, als Schreiner, aber er sei offen, sagt er.
In Mümliswil-Ramiswil wohnen momentan 24 Geflüchtete – betreut werden sie durch die Gemeinde. Die Guido Fluri Stiftung suchte für die Frauen und Kinder Wohnungen, begleitete die Familien in diese und meldeten die Kinder in der Schule der zuständigen Gemeinde an. Die Betreuung sei nach wie vor wichtig, heisst es bei der Stiftung.
Sicherheit ist wichtig
«Wir wussten, dass eine Flucht ein Trauma ist. Bereits die Flucht nach Polen war für die Frauen und die Kinder ein Trauma, die Flucht in die Schweiz ein erneutes Trauma», sagt Theo Halter, Projektleiter Kinderheim Guido Fluri Stiftung. Deshalb habe die Stiftung Personal eingesetzt, das den Frauen und Kindern Sicherheit vermitteln konnte. «Verfrühte Traumatherapie bringen am Anfang wenig», findet Halter.
Bereits die Flucht nach Polen war ein Trauma, die Flucht in die Schweiz erneut.
«Die Geflüchteten wollten rasch Deutsch lernen. Auch Schule war ihnen wichtig. Das Schulniveau ist in der Ukraine fast gleich wie in der Schweiz», erzählt der Projektleiter der Stiftung aus seinem Alltag.
Auch Kurt Bloch, Gemeindepräsident in Mümliswil-Ramiswil, musste im März rasch reagieren. Nebst den Plätzen im Kinderheim der Stiftung stellte seine Gemeinde 40 Plätze in einem Lagerhaus zur Verfügung. In der ersten Phase seien die Geflüchteten zurückhaltend gewesen, das habe sich aber gelegt, sagt Bloch gegenüber SRF. In Mümliswil-Ramiswil gibt es neun Flüchtlingskinder, die zur Schule gehen. Am Morgen besuchen sie eine spezielle Deutschklasse, am Nachmittag sind sie integriert in die Regelklasse.
Nun bleibt das Kinderheim bis auf Weiteres leer – es wäre aber offen, falls neue Platzierungen nötig wären, sagen die Zuständigen.