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Nach Einigung mit Türkei Wie schnell kann die Schweiz Erdbebenopfer aufnehmen?

Die Schweizer Staatssekretärin für Migration, Christine Schraner Burgener, erklärt im Interview, was sie im Kontakt mit den türkischen Behörden für Erdbebenopfer erreicht hat – und warum die Schweiz auch im schnelleren Visa-Verfahren immer noch rund eine Woche brauchen dürfte für Entscheide.

Christine Schraner Burgener

Vorsteherin des Staatssekretariates für Migration

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Christine Schraner Burgener ist seit Anfang 2022 Vorsteherin des Staatssekretariats für Migration (SEM). Zuvor war die Diplomatin Schweizer Botschafterin in Thailand (2009-2015) und – als erste Frau auf diesem Posten – Botschafterin in Deutschland (2015-2018). Von 2018 bis 2021 amtete sie als UNO-Sondergesandte für Myanmar.

SRF News: Wie lange müssen Überlebende, die keinen Pass mehr haben, auf neue Papiere warten? Nur damit können sie ja die Schweiz um ein Visum bitten.

Christine Schraner Burgener: Das ist ein grosses Problem, weil viele alles verloren und auch keine Pässe mehr haben. Die türkischen Behörden haben uns versprochen, dass sie möglichst rasch einen neuen Pass ausstellen, sie haben sogar von 24 Stunden gesprochen.

Opfer mit engen Verwandten in der Schweiz können im sogenannten Fast-Track-Verfahren um ein Visum für 90 Tage bitten. Wie lange dauert es in diesem beschleunigten Verfahren, bis die Schweiz entscheidet?

Da fehlen uns die Erfahrungswerte, wir haben ja erst damit begonnen. Wir hoffen, möglichst rasch; aber wir haben schon 1500 Gesuche in Istanbul. Wir machen unser Bestes, aber es kann sein, dass es etwa eine Woche dauert. Man braucht den Pass, dann müssen die Leute vor Ort sein, wir müssen alle Voraussetzungen prüfen, wir brauchen ja zum Beispiel auch die Einladungsschreiben der Familie in der Schweiz und die Garantie-Erklärungen. Die Familien müssen für die Kosten aufkommen.

Kann die Schweiz das nicht beschleunigen, zum Beispiel mit mehr Personal?

Ich habe schon zwei Personen aus meinem Team nach Istanbul geschickt, das Departement für auswärtige Angelegenheiten ebenfalls eine Person. Wir sind in der Schweiz auch sonst immer noch in einer Ausnahmesituation. Die Bundesasylzentren sind recht voll, es kommen pro Woche immer noch rund 500 ukrainische und 600 andere Gesuchstellende. Ich bin ziemlich eng drin mit dem Personal.

Vom schnelleren Visumverfahren können Eheleute, Grosseltern, Kinder und minderjährige Enkelkinder profitieren. Warum Geschwister nicht?

Wir haben uns jetzt mal auf die Verwandten in auf- und absteigender Linie sowie die Ehegatten geeinigt. Wenn wir weitere Verwandtschaftsgrade wie die Geschwister noch erlauben würden, würde das Verfahren noch länger dauern. Dann müssten die, die ihre Kinder oder Eltern bei sich haben wollen, noch länger warten. Wir haben uns jetzt aus Geschwindigkeitsgründen auf diese Verwandten konzentriert, aber wir werden nach einer Woche schauen, wie es geklappt hat. Man kann immer wieder Massnahmen anpassen.

Das Gespräch führte Nathalie Christen.

Tagesschau 16.02.2023, 19.30 Uhr ; 

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