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Wolhusen LU: Viele Hagel-Schäden noch nicht behoben
Aus Schweiz aktuell vom 19.11.2021.
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Nach Hagelsturm Wolhuser müssen mit zerstörten Dächern in den Winter

Auch Monate nach dem Hagelsturm sind viele Dächer in Wolhusen (LU) nur mit Blachen bedeckt. Das bleibt so im Winter.

Dachdecker Guido Zihlmann vertröstet einen seiner Kunden. Die beiden stehen vor dessen Wintergarten, der einzig durch eine Blache geschützt ist. Das Dach hat Löcher. «Es wird Frühling, bis ich das reparieren kann», entschuldigt sich Zihlmann. Der Kunde zeigt Verständnis, er weiss um die aktuelle Arbeitslast der Dachdecker in der Region. «Es ist halt die Realität. Ich wäre aber froh, wenn du mir wenigstens die Blache etwas besser befestigen könntest.»

Mit gewissen Dächern werden wir vor dem Winter fertig, mit anderen nicht.
Autor: Guido Zihlmann Dachdecker aus Wolhusen

Solche Gespräche führt Zihlmann in diesen Tagen unzählige. Seit Ende Juni ein Hagelsturm über den Kanton Luzern zog, sieht er kein Ende der Arbeit mehr. Das 10-minütige Ereignis löste damals gut 12'000 Schadensmeldungen aus, viele davon wegen Hausdächern, die zerstört wurden. Heute, vier Monate nach dem Sturm, ist erst etwa die Hälfte der Dächer repariert.

Arbeiten pausieren im Winter

Er habe so viel zu tun, dass er um jeden Konkurrenten froh sei, der ihm Arbeit abnehme, sagt Zihlmann. «Wir Wolhuser Dachdecker haben alleine keine Chance, in absehbarer Zeit fertig zu werden mit den Dächern.» Doch, auch wenn es Unterstützung von aussen geben sollte, werden viele Wohlhuserinnen und Wohlhuser ihre Weihnachten wohl unter den Plastikblachen feiern müssen.

Zihlmanns Kunden wissen um seine Arbeitsbelastung und viele von ihnen machen Druck. Sie wollen zu jenen gehören, deren Dach noch vor dem Winter repariert ist. «Ich verstehe das schon», so der Dachdecker, «bei gewissen wird es reichen, bei anderen halt nicht.» Während der kalten Jahreszeit können Handwerker dann gar nicht mehr auf die Dächer. Davor würden sie schauen, dass es möglichst nirgends hereinregnen und -schneien wird.

Unklar, ob Blachen standhalten

Eine niedrigere Priorität als Wohnhäuser haben Büro- und Firmengebäude. Etwa jenes von Kurt Weger, der eine Kommunikationstechnik-Firma leitet. Bereits jetzt tropft es regelmässig durch die Blachen. «Wir haben grossen Respekt vor dem Winter», sagt er, «und fürchten etwa, dass Schmelzwasser ins Gebäude fliesst und noch mehr Schaden anrichtet.»

Häuser mit Blachen auf den Dächern
Legende: Der Hagelsturm, der Ende Juni über den Kanton Luzern zog, hinterliess eine Schneise der Verwüstung. Gut 12'000 Schäden wurden gemeldet. Aufnahme vom 5. Juli 2021. Keystone

Wie gut die Blachen dem Winter standhalten, wisse er nicht, räumt Dachdecker Zihlmann ein. «Eine solche Situation hatten wir noch nie.» Wenn der Schnee zu stark auf die Blachen drücke, könne er diese beschädigen und undicht machen. «Auch sollten sich die Leute vor Dachlawinen in Acht nehmen. Auf einer Blache rutscht der Schnee eher ab als auf einem Ziegeldach.»

Teurer als Sturm Lothar

Die Situation in Wohlhusen ist auch für die Kantonale Gebäudeversicherung eine neue. Sie spricht von einem Jahrhundertereignis. Die Hagelkörner waren bis zu 9 Zentimeter gross und bis zu 300 Gramm schwer. Mit entsprechender Wucht zerschellten sie auf den Dächern und beschädigten Dinge, die anderen Hagelstürmen locker standhalten. «Ich denke da etwa an Photovoltaikanlagen oder Dachfenster», sagt Dölf Käppeli, Direktor der Gebäudeversicherung Luzern.

Aufgrund dieser Dimension musste die Gebäudeversicherung die Schäden nach oben korrigieren. Alleine 12'000 Schadensmeldungen mit Schäden von über 300 Millionen Franken gab es nach dem Ereignis Ende Juni. So ist dieser Hagelsturm für die Gebäudeversicherung teurer als die Überschwemmungen 2005 oder der Sturm Lothar.

Schweiz aktuell, 19.11.2021, 19:00 Uhr;

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