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Nach Missbrauchsfällen Luzerner Kirchenparlament erhöht Druck auf Bischof

Die Luzerner Synode hat entschieden, dem Bischof vorerst weniger Geld zu zahlen, bis dieser Massnahmen ergriffen hat angesichts der Missbrauchsfälle in der Kirche.

Das ist der Auslöser: Historikerinnen und Historiker der Universität Zürich haben im September eine Pilotstudie zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der römisch-katholischen Kirche publiziert. Diese wies 1002 Missbrauchsfälle durch katholische Kleriker und Ordensleute nach – passiert in den letzten 70 Jahren. Der Schock über diese Enthüllungen war bei den Gläubigen gross. Die Luzerner Kirchgemeinde Adligenswil, die knapp 3000 Katholikinnen und Katholiken vertritt, hat daraufhin beschlossen, vorderhand keine Kirchensteuern mehr ans Bistum Basel abzuliefern. Weitere Luzerner Gemeinden folgten dem Beispiel.

Das ist die Forderung: An der Synode behandelten die rund 100 Mitglieder am Mittwoch einen dringlichen Vorstoss mit folgendem Inhalt: Das Bistum Basel muss eine unabhängige Untersuchungs- und Meldestelle einrichten. Weiter sollen keine Akten mehr vernichtet werden. Der Nuntius, also der päpstliche Beobachter, soll das Archiv öffnen, und die Kirche müsse von ihrer «lebensfeindlichen und homophoben Sexualmoral» wegkommen. Das Bistum soll über all diese Punkte einer Sonderkommission Rechenschaft ablegen. Wenn dies nicht passiert, soll die Synode Geld für das Bistum zurückbehalten können.

Leute stehen Spalier.
Legende: Schon bevor das Kirchenparlament zusammentrat, setzten sich Gläubige bei einer Kundgebung dafür ein, den Druck aufs Bistum zu erhöhen. Katholische Kirche Stadt Luzern/Monique Wittwer

Das gab in der Synode zu reden : Das Zudrehen des Geldhahns, wie es dies sechs der sieben geografischen Fraktionen der Synode forderten, führte im Parlament der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Luzern zu Diskussionen.

Wir Synodalen sind als Vertreter des Volkes in der Verantwortung.
Autor: Monika Käch Synodale

So argumentierte beispielsweise die Synodale Monika Käch: «Wir haben heute die Chance zu handeln. Wir Synodalen als Vertreter des Volkes sind in der Verantwortung.» Adaptiere man dies auf ein Unternehmen, führte Käch weiter aus, dann seien sie als Aktionäre in der Pflicht, hinzuschauen, zu handeln und der Geschäftsleitung Vorgaben zu machen, wenn diese selber nichts unternehme.

Die Fraktion Entlebuch lehnte es ab, dass man dem Bischof mit einem Finanzierungsstopp droht. Peter Unternährer sagte, man vertraue dem Bischof: «Die Bistumsleitung muss finanziell abgesichert sein, damit sie ihre Aufgaben wahrnehmen kann, gerade in der Aufarbeitung der aktuellen Situation.»

Das wurde entschieden: Die Fraktion Entlebuch blieb mit ihrem Anliegen in der Minderheit. Die Mehrheit wollte ein Zeichen setzen. Die Synode stimmte mit 76 zu 12 Stimmen für die Motion. Der Druck wurde sogar noch erhöht: In der anschliessenden Budgetdebatte wurde ein Antrag auf einen Zahlungsstopp angenommen. Das heisst: Die Hälfte des Beitrages an das Bistum Basel, nämlich rund 440'000 Franken, wurde sistiert. Dieses Geld soll erst im Herbst 2024 überwiesen werden, wenn das Bistum die in der Motion geforderten Massnahmen ergriffen hat.

Das sagt der Bischof: Dass die Zahlungen gegenüber dem Bistum Basel zurückgehalten werden sollen, findet Bischof Felix Gmür keine gute Idee. Geld zu streichen, nicht der richtige Weg: «Wir können so keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr anstellen und bezahlen.»

Bischof Felix Gmür
Legende: Bischof Felix Gmür hat zwar Verständnis für den Unmut, aber keine Freude, dass das Geld ausbleiben könnte. Keystone/Anthony Anex

Zudem sei eine Forderung der Motion bereits aufgegleist, wie der Bischof gegenüber SRF sagt: «Das Bistum hat am Montag einen Vertrag mit einer Kanzlei unterschrieben, dass alle Meldungen extern abgeklärt und aufgearbeitet werden.»

SRF1, Regionaljournal Zentralschweiz, 8.11.2023, 12:03 Uhr ; 

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