Anfang Jahr übernimmt nicht einfach ein neuer Armeechef, sondern offenbar Superman. Das ist der Eindruck aus Gesprächen mit Sicherheitspolitikerinnen und -politikern. Gerade bürgerliche Parteivertreter charakterisieren Benedikt Roos als besonnen, pragmatisch, glaubwürdig, ruhig, nahbar, redegewandt und vor allem gmögig. Doch wer er?
Denkt auch ans Bodenpersonal
Roos, 60 Jahre alt, Kommandant der Kampftruppen, hat sein halbes Leben im Militär verbracht. Er sei ein fürsorglicher Vorgesetzter, nicht nur für die Kader, auch für das Bodenpersonal, die Soldaten. Das sagt SVP-Ständerat und Oberst Werner Salzmann, der ihn aus dem Militär kennt.
Heimatberechtigt in Basel, aber aufgewachsen in der Berner Gemeinde Vechigen. Auch deswegen ist der Berner Salzmann begeistert. «Mit seiner gmögigen Art, dem Berndeutsch, ist das eine gute Voraussetzung.»
Bei einem Auftritt an der Militärakademie der ETH Zürich zeigt Roos immer wieder diese menschliche Seite, wendet sich direkt an die Kameradinnen und Kameraden. «Es wird jetzt ganz einsam da oben, das bin ich mir bewusst. Ich brauche sie.» Aber reicht es, gmögig zu sein?
Mit Nachdruck für mehr Verteidigung
Der neue Armeechef könne auch anders, so Salzmann. Roos' Temperament, hörbar etwa bei einem ETH-Auftritt. «Was Europa gefährdet, gefährdet die Schweiz. Wir müssen irgendeinmal aufwachen.» Damit meint er: die Verteidigung der Schweiz stärken und die Pläne von Bundesrat und bürgerlichen Politikern umsetzen.
Bei seiner Ernennung im September liess Roos Humor aufblitzen: Er wolle die gängigen Vorurteile gegenüber den Panzertruppen entkräften. «Uns sagt man ja auch nach: breit fahren, schmal denken. Ich werde versuchen, in der Zukunft zu beweisen, dass wir auch breit denken können.»
Etwas nachdenken über Benedikt Roos muss FDP-Sicherheitspolitikerin Jacqueline de Quattro. Sie kennt ihn nicht gut, ist aber hörbar angetan. Roos sei keiner, der fürs Prestige arbeite, ihm gehe es um die Sache. «Er ist nicht jemand, der sich irgendwie in etwas steigert oder einfach auf den Tisch haut. Er überzeugt. Es braucht die Ruhe, um in dieser aufgeregten Situation das Ganze zu meistern.» Roos werde wohl nicht alles auf den Kopf stellen.
Mitte-Nationalrat Reto Nause sieht ihn als Ergänzung zu Vorgänger Süssli. Dieser habe Grundsteine für neuere digitale Bedrohungen gelegt, Roos werde diesen Weg nun weiterführen. Ein Herkulesjob. «Hier kann es nicht schaden, dass er eben diesen menschlichen Touch hat, da er auch in der Politik viel Arbeit zu leisten haben wird.»
Linke erwarten Antwort auf neue Bedrohungslage
Die politische Linke hat andere Erwartungen an den neuen Armeechef. Panzerkriege sind für Franziska Roth nicht realistisch. Roos müsse sich fit machen für hybride Bedrohungen und solche aus der Luft, betont die SP-Ständerätin.
Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli betont, er werde Roos daran messen, «ob er fähig ist, auch auf die neue Bedrohungslage angemessene Antworten intern durchzusetzen und dafür auch die bürgerliche Mehrheit im Parlament zu gewinnen». Roos könnte sich womöglich getrauen, auch unangenehme Entscheidungen zu treffen, da er als 60-Jähriger nicht 20 Jahre im Amt bleibe, so Glättli.