Der Bund ist in der Schweiz ein grosser Auftraggeber für die Bauwirtschaft. Im laufenden Jahr gibt er 280 Millionen Franken für Neu- und Umbauten aus. Rund 200 Bauprojekte sind aktuell in Planung oder im Bau, wie das Bundesamt für Bauten und Logistik BBL auf Anfrage mitteilt. Und das ist nur der zivile Teil, hinzu kommen jährlich mehrere hundert Millionen für militärische Bauten.
Auch in der Bauwirtschaft wird Nachhaltigkeit immer wichtiger. «Nach unseren Schätzungen tragen Gebäude 30 Prozent zum Treibhausgas-Ausstoss der Schweiz bei», erklärt Guillaume Habert, Professor für Nachhaltiges Bauen an der ETH Zürich.
Ganzer Lebenszyklus im Auge
Davon entsteht laut Habert ein Drittel beim Bau selber, während die restlichen zwei Drittel während der Betriebsphase des Gebäudes anfallen. Nachhaltigkeit bedeute also einerseits, dass beim Betrieb möglichst wenig CO₂ ausgestossen werde, so Habert. Dank klimafreundlicher Haustechnik, Fotovoltaik oder Wärmepumpen, aber auch durch die Wahl von Standorten, die mit dem ÖV gut erschlossen sind.
Zudem müsse auch während der Bauphase auf einen möglichst geringen Klima-Fussabdruck geachtet werden, so Habert.
Etwa mit kreislauffähigen und ressourcenschonenden Materialien: Holz aus heimischer Produktion, recyclierbarer Stahl oder Beton mit eingelagertem CO₂.
Druck aus der Politik
«Es gibt mittlerweile eine breite Auswahl an nachhaltigen Baumaterialien. In kleinem Umfang werden heute auch altbekannte Naturmaterialien wie Stroh oder Lehm wieder für den Hausbau eingesetzt», unterstreicht der Nachhaltigkeitsexperte,
Doch diese nachhaltigen Materialien hätten sich in der Bauwirtschaft noch nicht durchgesetzt, sei es wegen zu hoher Kosten oder weil sie nicht in genügendem Ausmass lieferbar seien. Dies sagt FDP-Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher.
Vortritt den nachhaltigen Stoffen bei Vergaben
In einer Motion forderte sie deshalb den Bund dazu auf, bei den Ausschreibungen für Bauprojekte künftig Nachhaltigkeitskriterien zu berücksichtigen – um nachhaltiger produzierte Baustoffe gegenüber herkömmlichen zu bevorzugen. Nur so entstehe ein Anreiz für Baustoffhersteller, solche Materialien auch anzubieten, betonte die FDP-Vertreterin.
Der Nationalrat stimmte dieser Motion am Dienstag deutlich zu, nachdem die kleine Kammer bereits im Sommer eine gleichlautende Kommissionsmotion angenommen hatte. Beim Bund rennt Vincenz-Stauffacher damit offene Türen ein: Der Bund setze bereits heute stark auf Nachhaltigkeit beim Bauen, antwortete Bundesrat Albert Rösti in der Debatte.
Regeln für Bundesbauten klar festgelegt
Die Nachhaltigkeitsstrategie beim Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) legt fest, dass der Bund bei seinen Bauten auf einen möglichst tiefen Energie- und Platzverbrauch achtet, ressourcenschonend baut und womöglich die bestehende Bausubstanz erhält, um die Umwelt zu schonen.
Auch der Aspekt der finanziellen Nachhaltigkeit sei wichtig, heisst es beim BBL. Die konsequente Ausrichtung auf nachhaltiges Bauen müsse auf Dauer gesehen nicht teurer sein, wenn man die Kosten über den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes betrachte. Anders gesagt: Wer bloss billig baut, muss anfangs wohl weniger investieren, hat dafür aber später höhere Auslagen für Reparaturen und Ersatz-Investitionen zu bewältigen.