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Nachhaltiger leben Eine Luzerner Gemeinde wird zum Labor für Nachhaltigkeit

Im Kleinen nachhaltiger leben: Wie das geht, wird in Buttisholz erprobt und soll schweizweit Schule machen.

Die Welt verändern von Buttisholz aus: Nichts weniger als das will René Ziswiler. Dafür rief er die nationale Plattform «Zukunftsgemeinde» ins Leben. Das 3300-Seelen-Dorf Buttisholz im Kanton Luzern wird dabei zum Realexperiment. An ihm soll ausprobiert werden, wie eine Gemeinde es schaffen kann, nachhaltiger zu leben. Wie man zum Beispiel selber Energie oder lokale Lebensmittel produzieren kann.

Der Buttisholzer René Ziswiler arbeitete als Messeleiter bei der Messe Luzern und beschäftigte sich da vor allem mit der Kreislaufwirtschaft: «Nachhaltige Entwicklung ist sehr komplex. Es ist schwierig, an die richtigen Leute heranzukommen.»

Wege sind kürzer

Da er sich gleichzeitig auch lokal in der Ortsplanungskommission und in der Zentrumsentwicklung engagierte, merkte er, dass die Gemeinde die ideale Plattform für gelebte Nachhaltigkeit bietet: «Hier kennt man sich, ist im gleichen Turnverein, hängt an den gleichen Ringen.» Vernetzen ist das grosse Stichwort, die richtigen Leute aus der Zivilgesellschaft, der Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ins Boot holen: «Die Menschen in ein Projekt zu involvieren, ist in einer Dorfgemeinschaft viel einfacher, als auf kantonaler Ebene.» Das zeigt sich am Beispiel Energie, welches der Verein «Zukunftsgemeinde» als erstes angepackt hat.

Die Menschen in ein Projekt zu involvieren, ist in einer Dorfgemeinschaft viel einfacher.
Autor: René Ziswiler Initiant «Zukunftsgemeinde»

Seit 2021 existiert dieser sogenannter Energie-Hub. René Ziswiler und sein Team trommelten das Gewerbe zusammen. Buttisholz habe 50'000 Quadratmeter Industriedächer, erzählt René Ziswiler. Mit dem Gewerbe wurde deshalb diskutiert, wie man diese Freifläche für Photovoltaik nutzen könnte.

Dorf in der Nacht mit Kirche und Berg im Hintergrund.
Legende: In Buttisholz gehen die Lichter immer mehr mit Sonnenenergie an. Markus Suppiger

Das Ganze trug Früchte: In den letzten Wochen und Monaten wurden in Buttisholz im Vergleich zu ähnlich grossen Gemeinden in der Region überdurchschnittlich viel Photovoltaik-Anlagen installiert. Nicht nur wegen der Initiative gibt René Ziswiler zu: In Buttisholz gäbe es schon länger eine Energiegenossenschaft und ein Klimanetzwerk.

Trotzdem zeige es gut auf, was möglich ist. Ziel sei es, dass längerfristig die Projekte vom Verein «Zukunftsgemeinde» wissenschaftlich begleitet werden.

Austausch mit Hochschule Luzern

So weit ist es noch nicht. Aber: Der Verein «Zukunftsgemeinde» ist unter anderem in regem Austausch mit der Hochschule Luzern, die ideelle Unterstützung gibt. Da gehe es zum Beispiel darum, wie man Modelle berechnen oder wie man die Menschen für den Bau eines neuen Windrades erwärmen kann, sagt Ziswiler.

«Es ist wichtig, dass Veränderung aus der Praxis kommt», sagt dazu Julie Harboe. Sie ist externe Dozentin an der Hochschule Luzern (HSLU) und Mitglied des Zukunftslabor CreaLab der HSLU, welches auch im Kontakt mit dem Verein «Zukunftsgemeinde» ist.

Es ist wichtig, dass Veränderung aus der Praxis kommt.
Autor: Julie Harboe Mitglied des Zukunftslabor CreaLab der HSLU

René Ziswiler will noch viele Ideen ausprobieren: Eigene Lebensmittel produzieren – auch exotische, zum Beispiel Safran. Nachhaltigkeit in der Bildung, im sozialen Bereich oder in der Kultur sind weitere Themen. Alles spiele ineinander, darum sei es wichtig, möglichst breit zu denken. Die Erfahrungen aus Buttisholz werden auf der Plattform «Zukunftsgemeinde» gesammelt und für andere Gemeinden zur Verfügung gestellt.

Ziswilers Vision: «Es gibt über 2100 Gemeinden in der Schweiz. Wenn eine Dorfgemeinschaft es schafft, zu handeln, dann kommen vielleicht eine zweite und dritte dazu. Wenn irgendwann alle Dörfer und Städte in der Schweiz nachhaltig sind, dann ist das vielleicht für Orte weltweit eine Inspiration.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 18.09.2022, 17:30 Uhr ; 

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