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Neubauten statt Provisorien Asylquote forciert günstigen Wohnungsbau in den Zürcher Gemeinden

Die hohe Asylquote fördert die Bautätigkeit. Gemeinden profitieren so nicht nur bei der Unterbringung von Asylsuchenden.

Die höhere Asylquote wird für die Zürcher Gemeinden zur Belastungsprobe. Ab Juli müssen alle in der Lage sein, 16 Flüchtlinge pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner aufzunehmen. Der Kanton Zürich hatte Anfang Jahr angekündigt, die Asylquote im Sommer von 1.3 auf 1.6 Prozent zu erhöhen.

Für viele Zürcher Gemeinden war bereits die aktuelle Asylquote eine Herausforderung. Die anstehende Erhöhung stellt sie nun vor eine Herkulesaufgabe. «1.6 Prozent ist eine hohe Quote und das macht uns zu schaffen», sagt etwa Brigitte Röösli, Stadträtin von Illnau-Effretikon und zuständig für das Asylwesen.

Illnau-Effretikon erfüllt mit seinen rund 18'000 Einwohnerinnen und Einwohnern noch nicht einmal die aktuelle Quote von 1.3 Prozent. «Wir werden diese wahrscheinlich im Sommer erreichen», so Röösli. Dann aber müsste die Gemeinde eigentlich in der Lage sein, nochmals mehr Asylsuchende aufzunehmen.

Günstiger Wohnraum: Langfristig wirtschaftliche Lösung

Den Verzug erklärt Röösli unter anderem damit, dass in Illnau-Effretikon viele alte Liegenschaften hätten abgerissen werden müssen. So sei günstiger Wohnraum verloren gegangen, der nun wieder geschaffen werden müsse. «Darum werden wir etwas für Flüchtlinge sowie für Menschen mit einem tiefen Budget realisieren.»

Konkret ist ein Projekt im Gebiet Oberillnau geplant. Auf einem Areal, das der Stadt gehört, sollen zwei dreistöckige Wohnhäuser mit Platz für 65 Leute entstehen – für Geflüchtete und Menschen mit geringem Einkommen. Das Stimmvolk wird noch über das 6.5-Millionen-Projekt befinden.

Die Gemeinde wolle konsequent auf dauerhaften Wohnraum setzen. «Provisorien kosten sehr viel Geld», so Röösli. Und diese nach zwei bis drei Jahren wieder abzubrechen, lohne sich nicht. Neubauten seien hingegen eine langfristige Lösung für eine sich entwickelnde Stadt.

Multifunktionale Unterkünfte liegen im Trend

Den Weg von Illnau-Effretikon – Neubauten anstelle von Provisorien – gehen im Kanton Zürich auch andere Gemeinden. Oberglatt im Zürcher Unterland ist ein Beispiel. Oder die Oberländer-Gemeinde Gossau.

Person geht durch Türrahmen in Jeans und Turnschuhen.
Legende: Einige Zürcher Gemeinden wollen mit dem Bau von günstigem Wohnraum der hohen Asylquote begegnen. Keystone/Massimo Piccoli

«Es geht um Unterkünfte, die multifunktional sind», sagt der Gossauer Gemeindepräsident Jörg Kündig. «Diese kann man in der jetzigen Situation brauchen, aber auch später, wenn sich die Situation entspannt hat.»

Die Stimmberechtigten von Gossau entscheiden in diesem Zusammenhang schon am 10. Juni über einen 2.8-Millionen-Kredit. Geplant ist in der Gemeinde ein Erweiterungsbau, dessen Wohneinheiten flexibel grösser und kleiner gestaltet werden können – je nach Bedarf.

Bauprojekte statt Zivilschutzanlagen

Kündig, auch Präsident des Verbands der Zürcher Gemeindepräsidien, beobachtet selbst, dass viele Gemeinden im Zusammenhang mit der Erfüllung der Asylquote auf Neubauten setzen würden. «Die wenig geliebten Zivilschutzanlagen und Kollektivunterkünfte werden nicht forciert», sagt er. Darum seien in vielen Gemeinden Bauprojekte angedacht.

Generell sei die Lage für die Gemeinden eine Herausforderung, ist Kündig überzeugt. Aber: Viele Gemeinden seien mittlerweile geübt im Umgang mit dieser schwierigen Situation.

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Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 28.5.24, 06:31 Uhr ; 

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