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Fiscal IT: Kein Vergleich mit Insieme
Aus SRF 4 News aktuell vom 25.10.2018.
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Neue Software beim Bund «Bei grossen Expeditionen muss man mit Unerwartetem rechnen»

Fiscal-IT, das Informatikprojekt der Eidgenössischen Steuerverwaltung, ist unzuverlässig und wenig leistungsfähig. Dies zeigt ein Bericht der Finanzkontrolle. Die Probleme seien aber lösbar, sagt Matthias Stürmer von der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit der Universität Bern – und nicht vergleichbar mit dem einstigen Debakel wegen des IT-Projekts Insieme.

Matthias Stürmer

Matthias Stürmer

Wirtschaftsinformatiker

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Matthias Stürmer ist Leiter der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern. Er befasst sich mit Themen wie digitale Nachhaltigkeit, Open Source Software, Open Data, Linked Data, Open Government, Smart City und ICT-Beschaffung.

SRF News: Wie schlimm stufen Sie die Mängel bei Fiscal-IT ein?

Matthias Stürmer: Ich habe mir den Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle und auch die Medienmitteilung dazu angeschaut. Wenn man den Bericht liest, sind doch einige der Probleme, die in der Medienmitteilung sehr deutlich angesprochen werden, im Bericht weniger spektakulär.

Aber Schwächen hat es. Worin genau sehen Sie die grössten?

Der Bericht zeigt auf, dass bei der Performance – also die Leistungsfähigkeit, wie schnell das System die Meldungen verarbeiten kann – Verbesserungen nötig sind. Und es seien noch gewisse Kosten im Betrieb unklar, steht im Bericht. Ausserdem sei das interne Kontrollsystem noch nicht genügend stabil. Es sind wirklich noch Verbesserungen nötig. Aber Sachen, die lösbar sind.

Um ein Dokument zu öffnen, dauere es bis zu 20 Sekunden, heisst es. Hätten solche Probleme nicht schon länger angegangen werden sollen?

Das stimmt, aber in der Informatik gibt es eine Grundregel, wenn man Software entwickelt: «First do it, then do it right, then do it fast». Das heisst, die Performance einer Applikation ist wichtig, aber sie kommt rein von der Reihenfolge der Prioritäten her erst später zum Zug. Zuerst muss die Funktionalität und müssen die Daten stimmen, und dann muss man schauen, dass man das Ganze noch richtig auf Trab bringen kann. Ich habe mich bei den Verantwortlichen erkundigt. Sie sind daran, dieses Problem anzugehen.

Wenn man sieht, wie andere komplexe Informatiksysteme erneuert werden, und was dort für Probleme entstehen, dann ist das einfach Teil des Geschäfts.

Aber dann ist die Frage: Wo dreht man wann an welcher Schraube bei diesem gigantischen System? Ist es die Anwendung, ist es die Datenbank, oder ist es das Netzwerk? Es ist komplex. Deshalb braucht es noch etwas Zeit, um diese Probleme zu lösen, und die hat man eigentlich noch bis Ende Jahr.

Wieso noch bis Ende Jahr?

Dann ist die Projektphase abgeschlossen und das System soll in den regulären Betrieb übergehen. Das sagt übrigens der Bericht auch ganz klar: Das Projekt liege gut in der Zeit und im Budget – ganz anders als damals bei Insieme, als alles völlig aus dem Ruder lief.

Sie fürchten nicht, dass dasselbe Debakel droht wie damals mit Insieme?

Nein, das Gefühl habe ich wirklich nicht. Wenn man sieht, wie andere komplexe Informatiksysteme erneuert werden, und was dort für Probleme entstehen, dann ist das einfach Teil des Geschäfts. Wenn ich zum Beispiel auf den Gurten spaziere, dann weiss ich, wie lang ich brauche. Wenn ich auf den Mount Everest wandere, dann ist es eine grössere Expedition. Und bei jeder grossen Expedition muss man mit Unerwartetem rechnen.

Als Kunde sieht man vielleicht, dass das System gerade nicht läuft. Aber warum, das weiss man nicht.

Wenn eine Bank ihr Kernbankensystem auswechselt, geht auch nicht alles reibungslos. Bloss Informieren Banken nicht ganz so transparent wie die Finanzkontrolle. Deshalb sieht man als Kunde vielleicht, dass das System gerade nicht läuft. Aber warum, das weiss man nicht. Im Bericht der Finanzkontrolle erfährt man alle Details. Das ist das Spezielle an der staatlichen Informatik.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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