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Neue Studie Darum steigen Berufsfeuerwehrleute aus dem Job aus

Sie retten, löschen und schützen: die Berufsfeuerwehrleute. Eine Studie hat erstmals ihre Gründe für den Ausstieg und Berufswechsel untersucht.

Berufsfeuerwehrleute sind professionelle Ersthelfer, die bei Rettungen, Unfällen, Bränden und Naturereignissen eingesetzt werden. Ihre Arbeit ist streng – so müssen sie innerhalb weniger Sekunden von 0 auf 100 sein, wenn es in den Einsatz geht, aber auch körperlich ist es anstrengend. Bisher hatte man zur Frage, wie es den Menschen auf den letzten Metern ihres Berufslebens gehe, nur anekdotische Evidenz, erzählt Christoph Schlatter, der bei der Gewerkschaft VPOD für die Berufsfeuerwehren zuständig ist.

Beispiel Marcel Britschgi

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Marcel Britschgi ist seit 1991 bei der Berufsfeuerwehr Bern angestellt. Es sei nicht schon immer sein Traumberuf gewesen, erzählt er. Heute aber schon: «Man weiss nie, was im Dienst geschieht, man muss sich immer auf neue Situationen einstellen. Dazu kommt die Kameradschaft, auch das schätze ich sehr.»

Man müsse sehr schnell parat sein, das ist eine Herausforderung, gerade im Alter, erzählt er. Vor allem nachts merke er, wie seine jüngeren Kollegen schneller angezogen seien.

Marcel Britschgi wird nächstes Jahr mit 61 Jahren in Pension gehen. Dank eines Überzeitenkontos und des ordentlichen Pensionsalters von 63 Jahren muss er ab April nicht mehr arbeiten. «Ich wünsche mir, dass es für alle alten Feuerwehrleute eine Lösung gibt, entweder im Betrieb selber oder eben als Frühpensionierung», so Marcel Britschgi.

Unterschiedliche Pensionierungsalter

Daher habe man sich entschieden, die Austritte bei den Berufsfeuerwehren von der Fachhochschule Nordwestschweiz in einer Studie untersuchen zu lassen. Studienautor Christoph Vogel hat dabei Unterschiede beim Pensionsalter festgestellt: «Teils ist es so, dass die Berufsfeuerwehrleute schon im 60. Lebensjahr in Pension gehen, andere wiederum werden erst ordentlich mit 65 Jahren pensioniert.»

Studie der FHNW zu Austritten bei Berufsfeuerwehren

Individuelle Lösungen statt strukturelle Rahmenbedingungen

Die Studie charakterisiert die Arbeit der Berufsfeuerwehrleute als «Tätigkeit mit sehr spezifischen Herausforderungen und Belastungen, wie sie in dieser Form nur in wenigen anderen Berufen vorkommen». Für die Gewerkschaft VPOD ist klar, dass ein Rentenalter von 65 Jahren für Berufsfeuerwehrleute zu hoch ist. So meint Christoph Schlatter: «Angemessen wäre also – analog zu anderen Verschleissberufen – eine Branchenlösung für eine frühzeitige Pensionierung, damit ein möglichst grosser Teil der Betroffenen gesund in den dritten Lebensabschnitt kommt.»

Feuerwehrmann zieht Jacke an vor Feuerwehrfahrzeug.
Legende: Wenn es schnell gehen muss, haben jüngere Feuerwehrleute gegenüber älteren einen Vorteil. Hier ein Bild der Berufsfeuerwehr Zürich. KEYSTONE / ENNIO LEANZA

Auch Daniel Strohmeier, Präsident des Verbandes der Berufsfeuerwehren, sieht die speziellen Herausforderungen für Berufsfeuerwehrleute: «Viele Aufgaben müssen unter grossem Zeitdruck gemacht werden, deswegen können wir einzelne Personen im Einsatz kaum entlasten.» Ob eine einheitliche Pensionierungsregelung bei 17 verschiedenen Berufsfeuerwehren und damit 17 verschiedenen Arbeitgebern möglich wäre, könne er nicht abschätzen. «Wir tauschen uns aber unter den Berufsfeuerwehren aus, und am Schluss braucht es auch immer den individuellen Dialog mit den Arbeitnehmern.»

Eine einfache Lösung dürfte es aber nicht geben, die meisten Berufsfeuerwehrleute sind bei den jeweiligen Städten angestellt – es braucht also politische Lösungen vor Ort.

Berufsaustritte in der Lebensmitte

Die Studie der FHNW zeigt aber auch, dass es eine leichte Tendenz zu mehr Kündigungen in der Lebensmitte gibt. Also Berufsfeuerwehrleute, die noch ein paar Berufsjahre vor sich haben. «Ebenso können hier gesundheitliche Gründe eine Rolle spielen. Aber da gibt es auch andere Gründe: fehlende Karriereoptionen, Wechsel in die Privatwirtschaft oder auch Wechsel in eine andere Berufsfeuerwehr», so Studienautor Christoph Vogel.

Feuerwehrfahrzeuge und Ausrüstung in der Garage.
Legende: Auch bei der Berufsfeuerwehr Basel sind immer mehrere Personen sofort einsatzbereit. KEYSTONE /GEORGIOS KEFALAS

Da hätten sie sogenannte «Quick Wins» herausgearbeitet, so könnten etwa mit dem Abschaffen der Wohnrayon-Regelung, die einige Berufsfeuerwehren noch hätten, Feuerwehrleute länger bei den Organisationen bleiben. Dann gäbe es noch Massnahmen, die längerfristig Erfolg bringen würden, dazu gehörten beispielsweise Teilzeitmodelle.

Die Gewerkschaft VPOD will als Nächstes mit dem Berufsfeuerwehrverband, aber auch mit den einzelnen Feuerwehren das Gespräch suchen, vor allem für die Frage der Pensionierungen.

Heute Morgen, 22.12.2025, 06:00 Uhr

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