Der Bundesrat hat den 52-jährigen Thomas Süssli zum neuen Armeechef gewählt. Überraschend: Süssli ist erst seit vier Jahren Berufsmilitär. Davor arbeitete er als Informatiker und Finanzanalyst für Grossbanken. Eine besondere Wahl ist es auch für den SOG-Präsidenten Stefan Holenstein.
SRF News: Sind Sie überrascht von der Wahl von Thomas Süssli?
Stefan Holenstein: Ja. Denn es gab andere Kandidaten, die zuerst im Vordergrund standen. Dies nicht zuletzt aufgrund Süsslis Alters – er ist mit 52 Jahren noch relativ jung – und seines Quereinstiegs als Berufsoffizier.
Er ist erst seit vier Jahren Berufsoffizier. Ist das ein Nachteil?
Nein. Es ist insofern sogar ein Vorteil, dass er Dinge jetzt unvoreingenommen und unbefangen mit einer unbelasteten Aussensicht anpacken und verändern kann. Vielleicht ist es ein kleiner Nachteil, dass er sich nun zuerst einmal die Akzeptanz schaffen muss. Er ist noch nicht so lange dabei wie die altgedienten Kameraden aus dem Corps der Berufsoffiziere. Da braucht er vermutlich noch eine gewisse Zeit. Aber diese Zeit sei ihm gegebenen.
Der neue Armeechef hat grosse Kompetenzen im Bereich Cybersicherheit. Denken Sie, dass dieser Punkt den Ausschlag für seine Wahl gegeben hat?
Vermutlich schon. Viola Amherd hat wohl bewusst jemanden gesucht, der in Sachen neue Bedrohungsformen à jour ist. Es geht dabei auch um die zunehmende Technologisierung der Armee. Thomas Süssli war in seiner bisherigen Funktion bereits verantwortlich für die elektronischen Operationen. Das ist ein wichtiges Standbein der zukünftigen Armee.
Er ist noch nicht so lange dabei wie die altgedienten Kameraden aus dem Corps der Berufsoffiziere.
Trotzdem darf man nicht ausser Acht lassen, dass die konventionellen Mittel – die Luftstreitkräfte und die schweren Bodensysteme – abgelöst werden müssen. Er muss unbedingt auch hier Kompetenzen mitbringen.
Süssli sagt, dass er die Anfangszeit dazu nutzen will, um seine Kontakte in die Westschweiz und ins Tessin zu intensivieren. Wie wichtig ist das?
Wir als Offiziersgesellschaft haben immer darauf hingewiesen, dass der künftige Armeechef eine integrative Persönlichkeit sein muss. Eine Persönlichkeit, die nicht nur in der Deutschschweiz, sondern auch in der Westschweiz und im Tessin akzeptiert und anerkannt ist und der man vertraut. Es freut uns natürlich zu hören, dass sich der Armeechef hier starkmachen will und den Kontakt mit den Minderheiten in der Schweiz sucht. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, auch für die kommenden Abstimmungen – Stichwort Kampfjetbeschaffung.
Das Gespräch führte Elmar Plozza.