Mit einem Schweizer Mikro-Elektroauto und einer klaren Mission startet Benedikt Wechsler seine Reise durch die Schweiz: Der neue UNESCO-Botschafter besucht Welterbestätten wie den Stiftsbezirk St. Gallen, die Rhätische Bahn oder die Weinterrassen von Lavaux – und setzt dabei ein Zeichen für Nachhaltigkeit, Digitalisierung und kulturelle Vielfalt.
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Bild 1 von 2. Tourstart mit Symbolkraft: UNESCO-Botschafter Benedikt Wechsler beginnt seine Schweiz-Tour am Klosterplatz in St. Gallen – mit dem Microlino vor der barocken Kathedrale, Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Bildquelle: SRF/KATRIN KELLER.
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Bild 2 von 2. Der UNESCO-Botschafter rollt los und der St. Galler Regierungsrat Beat Tinner ist gleich bei der ersten Runde dabei. Bildquelle: SRF/KATRIN KELLER.
«St. Gallen steht für Kultur, Bildung und Wissenschaft – genau das, was die UNESCO ausmacht», sagt Benedikt Wechsler. Die Klosterstadt mit ihrer berühmten Stiftsbibliothek ist der Auftakt zu seiner Tour «Swiss@UNESCO», die ihn bis zu seiner neuen Wirkungsstätte in Paris führt – mit dem Schweizer E-Auto Microlino. «Ein minimalistisches Fahrzeug mit maximaler Symbolkraft», so Wechsler – quer geparkt, weil sich die Türe einladend nach vorne öffnet.
Nachhaltigkeit als Schweizer Kernwert
Die Schweiz kandidiert für einen Sitz im UNESCO-Welterbekomitee unter dem Leitmotiv einer nachhaltigen Zukunft. «Die Agenda 2030 ist zentral für unsere Aussenpolitik», betont Wechsler. Seine Reise zeigt, wie Kultur und Umwelt zusammenspielen: vom Gletschergebiet Jungfrau-Aletsch, wo der Klimawandel sichtbar wird, bis zu den Lawinenverbauungen als Ausdruck menschlicher Anpassung an Naturgefahren.
Auch die Digitalisierung spielt eine Rolle. Benedikt Wechsler kennt sich aus: Als Chef der Digitalisierungsstrategie im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) prägte er die digitale Aussenpolitik der Schweiz. «Digitale Technologien wie KI oder das Metaverse – eine virtuelle, dreidimensionale Welt, in der Menschen über Avatare interagieren – können helfen, Kulturerbe zugänglich zu machen. Beispiele sind der Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame in Paris oder der Naturjodel aus der Ostschweiz, dem Berner Oberland oder der Zentralschweiz, der oft nur mündlich überliefert wird.»
Jodel, Müesli und Fasnacht: Immaterielles Erbe lebt
Neben steinernen Monumenten würdigt die Schweiz auch ihr immaterielles Kulturerbe. Der Jodel soll bis Ende Jahr offiziell in die UNESCO-Liste aufgenommen werden.
Eine starre Kultur stirbt irgendwann aus – immaterielles Erbe muss weiterentwickelt werden, um lebendig zu bleiben.
«Musik verbindet – und der Jodel wird heute auch von jungen Menschen weiterentwickelt», sagt Wechsler. Das Klanghaus im Toggenburg sei ein Paradebeispiel für gelebte Jodeltradition.
Auch das Birchermüesli aus Braunwald im Kanton Glarus, die alpine Esskultur, zum Beispiel die Käse- und Trockenfleischtradition in den Bergregionen, sowie die Basler Fasnacht gehören dazu. «Eine starre Kultur stirbt irgendwann aus – immaterielles Erbe muss weiterentwickelt werden, um lebendig zu bleiben», so der Botschafter. Digitalisierung könne dabei helfen, ohne das Gemeinschaftserlebnis zu ersetzen.
Diplomatie mit Schweizer Werten
In Paris wird Wechsler künftig bei Verhandlungen über neue Welterbestätten, bei Bildungsprogrammen in Krisengebieten und bei ethischen Standards für neue Technologien die Interessen der Schweiz vertreten. «Die Schweiz ist ein Kulturland mit starker Wissenschaft. Das will ich sichtbar machen.»
Sein Ziel: Brücken bauen zwischen Genf und Paris, zwischen Tradition und Innovation. Und dabei Türen öffnen – manchmal wortwörtlich, wie beim Microlino, dessen Fronttür direkt aufs Trottoir führt. «Ein sympathischer Türöffner für Schweizer Werte», sagt Benedikt Wechsler mit einem Lächeln.