Zum Inhalt springen

Neuer Botschafter unterwegs Mit Jodel und Microlino: die Schweiz auf dem Weg zur UNESCO

UNESCO-Botschafter Benedikt Wechsler tourt durch die Schweiz – mit Fokus auf Kulturerbe, KI und Klimaschutz.

Mit einem Schweizer Mikro-Elektroauto und einer klaren Mission startet Benedikt Wechsler seine Reise durch die Schweiz: Der neue UNESCO-Botschafter besucht Welterbestätten wie den Stiftsbezirk St. Gallen, die Rhätische Bahn oder die Weinterrassen von Lavaux – und setzt dabei ein Zeichen für Nachhaltigkeit, Digitalisierung und kulturelle Vielfalt.

«St. Gallen steht für Kultur, Bildung und Wissenschaft – genau das, was die UNESCO ausmacht», sagt Benedikt Wechsler. Die Klosterstadt mit ihrer berühmten Stiftsbibliothek ist der Auftakt zu seiner Tour «Swiss@UNESCO», die ihn bis zu seiner neuen Wirkungsstätte in Paris führt – mit dem Schweizer E-Auto Microlino. «Ein minimalistisches Fahrzeug mit maximaler Symbolkraft», so Wechsler – quer geparkt, weil sich die Türe einladend nach vorne öffnet.

Nachhaltigkeit als Schweizer Kernwert

Die Schweiz kandidiert für einen Sitz im UNESCO-Welterbekomitee unter dem Leitmotiv einer nachhaltigen Zukunft. «Die Agenda 2030 ist zentral für unsere Aussenpolitik», betont Wechsler. Seine Reise zeigt, wie Kultur und Umwelt zusammenspielen: vom Gletschergebiet Jungfrau-Aletsch, wo der Klimawandel sichtbar wird, bis zu den Lawinenverbauungen als Ausdruck menschlicher Anpassung an Naturgefahren.

Notre-Dame mit Baugerüsten vor wolkigem Himmel.
Legende: Digital rekonstruiert: Der Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame in Paris zeigt, wie KI und virtuelle Modelle dabei helfen, Kulturerbe zu bewahren. Keystone/YOAN VALAT

Auch die Digitalisierung spielt eine Rolle. Benedikt Wechsler kennt sich aus: Als Chef der Digitalisierungsstrategie im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) prägte er die digitale Aussenpolitik der Schweiz. «Digitale Technologien wie KI oder das Metaverse – eine virtuelle, dreidimensionale Welt, in der Menschen über Avatare interagieren – können helfen, Kulturerbe zugänglich zu machen. Beispiele sind der Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame in Paris oder der Naturjodel aus der Ostschweiz, dem Berner Oberland oder der Zentralschweiz, der oft nur mündlich überliefert wird.»

Jodel, Müesli und Fasnacht: Immaterielles Erbe lebt

Neben steinernen Monumenten würdigt die Schweiz auch ihr immaterielles Kulturerbe. Der Jodel soll bis Ende Jahr offiziell in die UNESCO-Liste aufgenommen werden.

Eine starre Kultur stirbt irgendwann aus – immaterielles Erbe muss weiterentwickelt werden, um lebendig zu bleiben.
Autor: Benedikt Wechsler Neuer Botschafter der Schweiz bei der UNESCO in Paris

«Musik verbindet – und der Jodel wird heute auch von jungen Menschen weiterentwickelt», sagt Wechsler. Das Klanghaus im Toggenburg sei ein Paradebeispiel für gelebte Jodeltradition.

Holzgebäude vor Berglandschaft mit gelben Blumen im Vordergrund.
Legende: Das Klanghaus im Toggenburg, wo Musik gelebt wird: Der UNESCO-Botschafter besucht hier am Schwendisee den Naturjodel. Keystone/GIAN EHRENZELLER

Auch das Birchermüesli aus Braunwald im Kanton Glarus, die alpine Esskultur, zum Beispiel die Käse- und Trockenfleischtradition in den Bergregionen, sowie die Basler Fasnacht gehören dazu. «Eine starre Kultur stirbt irgendwann aus – immaterielles Erbe muss weiterentwickelt werden, um lebendig zu bleiben», so der Botschafter. Digitalisierung könne dabei helfen, ohne das Gemeinschaftserlebnis zu ersetzen.

Diplomatie mit Schweizer Werten

In Paris wird Wechsler künftig bei Verhandlungen über neue Welterbestätten, bei Bildungsprogrammen in Krisengebieten und bei ethischen Standards für neue Technologien die Interessen der Schweiz vertreten. «Die Schweiz ist ein Kulturland mit starker Wissenschaft. Das will ich sichtbar machen.»

Sein Ziel: Brücken bauen zwischen Genf und Paris, zwischen Tradition und Innovation. Und dabei Türen öffnen – manchmal wortwörtlich, wie beim Microlino, dessen Fronttür direkt aufs Trottoir führt. «Ein sympathischer Türöffner für Schweizer Werte», sagt Benedikt Wechsler mit einem Lächeln.

Regionaljournal Ostschweiz, 5.8.2025, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel