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Aussichten für die Energiewende stehen schlecht
Aus Rendez-vous vom 13.11.2019. Bild: Keystone
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Neues Energiegesetz in Basel Warten auf die Bewilligung für eine Wärmepumpe

Seit zwei Jahren sind im Kanton Baselstadt Öl- und Gasheizungen nur noch unter gewissen Umständen zulässig. Eine erste Bilanz.

Seit zwei Jahren gilt in Basel: Wenn jemand bei sich zu Hause seine Öl- oder Gasheizung auswechseln möchte, dann muss er auf umweltfreundlichere Heizsysteme umsteigen, sofern dies möglich ist – das heisst, sofern der Einbau einer solchen Heizung technisch möglich und bezahlbar ist.

Die Ölheizungen sind praktisch verschwunden.
Autor: Matthias Nabholz Leiter Amt für Umwelt und Energie, Baselstadt

Die Rechnung gehe auf, bilanziert Matthias Nabholz, Leiter des Amtes für Umwelt und Energie im Kanton Baselstadt. «Die Ölheizungen sind praktisch verschwunden. Wir hatten vor dem revidierten Gesetz etwa 50 neu installierte Heizungen pro Jahr. 2018 war es noch eine.» Die Anzahl Gasheizungen sei um einen Faktor fünf bis sechs gesunken.

Schlechte Aussichten für die Klimaziele

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Legende: Keystone

Die Weltbevölkerung hat im letzten Jahr deutlich mehr Energie verbraucht als im Jahr zuvor. Laut dem «World Energy Outlook» der Internationalen Energie-Agentur IEA hat der Energhiehunger 2018 gar so stark zugenommen wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Zwar würden die erneuerbaren Energien schneller ausgebaut als erwartet, aber der Bedarf an fossilen Energieträgern nehme immer noch zu. Ohne schnelle und weitreichende Massnahmen zum Umbau der Energieversorgung werde man die gesetzten Klimaziele weit verfehlen, so die IEA.

Es habe sich in Basel gezeigt, dass es technisch möglich sei, Öl- und Gasheizungen zu ersetzen. «In den meisten Fällen haben wir erneuerbare Heizsysteme einbauen können», so Nabholz. Dazu gehörten der Anschluss ans Fernwärmenetz, Wärmepumpen und Holz- respektive Pelletheizungen.

Kritik an kompliziertem Bewilligungsverfahren

So problemlos wie der Amtsleiter des Kantons den Umstieg von Ölheizungen auf alternative Heizsysteme schildert, erleben ihn jedoch nicht alle. Martin Omlin ist Inhaber einer auf Energiesysteme spezialisierten Firma. Ihm macht zu schaffen, dass der Einbau von Heizungen komplizierter geworden ist.

Wärmepumpsystem
Legende: Im Extremfall wartet ein Kunde ein Jahr auf seine Wärmepumpe, wie Martin Omlin erklärt. Keystone/Symbolbild

Bis jetzt sei es so gewesen, dass er eine defekte Ölheizung von einem Tag auf den anderen habe ersetzen können. Nun brauche es eine Bewilligung, wenn man eine Ölheizung durch eine Wärmepumpe ersetzen wolle. «Wenn sie einen Auftrag für eine Wärmepumpe bekommen, warten sie in Basel bis zu sechs Monate. In einem Präzedenzfall, den wir haben, wird vor einem Jahr kein Ersatz der bestehenden Ölheizung mit einer Wärmepumpe möglich sein.»

Es gibt nirgends einen Grund für eine Baubewilligungspflicht.
Autor: Martin Omlin Heizungsspezialist

Wenn Politik und Behörden den Umstieg von Ölheizungen auf umweltfreundlichere Heizsysteme wollten, dann müssten sie dafür auch Hand bieten, sagt der Heizungsspezialist. Die Rahmenbedingungen müssten wie bei den Öl- und Gasheizungen sein: «Mit wenig bürokratischem Aufwand. Wir erhalten heute den Auftrag und beginnen morgen mit den Arbeiten.»

Denn: «Eigentlich sind die Rahmenbedingungen für alle Heizungssysteme klar festgelegt. Es gibt nirgends einen Grund für eine Baubewilligungspflicht.» Man kenne das Problem mit den Bewilligungen, räumt auch Amtsleiter Nabholz sein. Der Kanton sei deshalb daran, das Verfahren zu vereinfachen.

Die Umsetzung ist zu überhastet erfolgt.
Autor: Andreas Zappalà Geschäftsführer Hauseigentümerverband

«Auf der anderen Seite muss man auch sehen, dass diese neuen Systeme komplex sind.» Es gehe nicht nur um einen Heizkessel, sondern auch um andere Teile, die teilweise ausserhalb der Gebäude stehen. Ganz um eine Bewilligungspflicht herum werde man wohl nicht in allen Fällen kommen.

Zu schnell für den Hauseigentümerverband

Dass es heute noch zu kompliziert sei, eine Ölheizung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen, kritisiert auch der Hauseigentümerverband.

Geschäftsführer Andreas Zappalà sagt zu den ersten Erfahrungen mit dem neuen Basler Energiegesetz: «Die Umsetzung ist zu überhastet erfolgt. Auch wenn der Hauseigentümer eine Umstellung machen wollte, waren die Behörden noch gar nicht so weit mit den Vorgaben, die einzuhalten sind.»

Zwei Lehren könne man aus Basels Erfahrungen ziehen. Erstens brauche es unbürokratische Lösungen, zweitens müssten umstellungswillige Hauseigentümer finanziell unterstützt werden. Letzteres ist in Basel der Fall. Der Kanton zahlt, auch mit Bundesgeldern, Beiträge an neue Heizsysteme.

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