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Nur Kosten oder auch Nutzen? Diskussionen um Naturpark im Baselbiet

Soll der Kanton einen Naturpark erhalten? Die Gemeinden entscheiden in diesen Tagen. Bauern sind skeptisch.

Um was geht es? In der Schweiz gibt es 19 Naturpärke, die in einem Netzwerk zusammengeschlossen sind. Oberstes Ziel ist die Pflege und der Erhalt der Kultur- und Naturlandschaften. Ein solcher Naturpark ist auch im Kanton Baselland geplant, ist dort jedoch umstritten. In mehreren Gemeinden wird in den nächsten Wochen an Gemeindeversammlungen über einen Beitritt debattiert. Diese Woche hat nun die Regierung entschieden, dass sie hinter einem Naturpark Baselland steht und auch eine finanzielle Unterstützung in Aussicht stellt. So soll der Kanton den Naturpark für drei Jahre mit 400'000 Franken pro Jahr unterstützen.

Warum soll das Baselbiet einen Naturpark erhalten? Hinter dem Projekt im Kanton Baselland steht ein Verein. Dieser wurde 2023 gegründet, mit dem Ziel, im oberen Kantonsteil einen Naturpark zu errichten. Dieser Park soll mindestens 100 Quadratkilometer gross werden und den Gemeinden, aber vor allem auch den Einwohnerinnen und Bauern Vorteile bringen. «Das Label ‹Naturpark› bringt Wertschöpfung durch den Verkauf von Produkten oder durch den Tourismus. Es ist eine Auszeichnung, die man mit stolz auf der Brust tragen und zeigen darf», sagt Stefan Müller-Altermatt, Mitte-Nationalrat und Präsident des Netzwerks Schweizer Pärke.

Dorf in Hügeln
Legende: Oltingen im Baselbiet, eingebettet in der typischen Jura-Hügellandschaft und möglicher Teil eines Naturparks Baselbiet. SRF/Benedikt Erni

Was spricht dagegen? Gegen einen Naturpark im Baselbiet wehrt sich die SVP. Sie befürchtet, dass ein solches Konstrukt zu teuer ist und Nachteile für die Landwirtschaft mit sich bringt. «Es werden neue Reglementierungen beschlossen, die unnötig sind», sagt SVP-Präsident Peter Riebli. Auch Bauern hinterfragen den Nutzen eines Naturparks. «Ich habe das Gefühl, man braucht zu viele Ressourcen, um etwas zu erreichen, das man auch ohne Naturpark erreichen könnte», findet Landwirt Andreas Itin aus Ormalingen. Der Bauernverband Baselland spricht sich deshalb gegen den Naturpark aus.

Wald mit Felsen
Legende: Bild aus dem Naturpark Thal in der Nähe des geplanten Naturparks Baselbiet. zvg/Renato Bagattini

Wie sind die Erfahrungen in anderen Regionen? Als Vorbild für den Naturpark Baselbiet dienen den Initiantinnen und Initianten zwei Pärke in unmittelbarer Nachbarschaft: Der Jurapark Aargau, der auch ins Fricktal reicht, sowie der Naturpark Thal im Kanton Solothurn. In diesen Regionen habe sich mit dem Naturpark die Zusammenarbeit unter den Gemeinden und Verbänden verbessert, sagt Stefan Müller-Altermatt. «Diese Plattform ist sehr viel wert», sagt der Mitte-Nationalrat. Jeder investierte Franken komme zwei- bis dreimal zurück. 2018 hatten die Gemeinden im Thal entschieden, den Naturpark für weitere zehn Jahre zu verlängern.

Wie läuft die weitere Planung im Baselbiet? Voraussetzung für einen Naturpark ist eine Mindestfläche von 100 Quadratkilometern. Falls sich in den nächsten Wochen genügend Gemeinden für einen Beitritt und die finanzielle Beteiligung von fünf Franken pro Einwohner und Einwohnerin entscheiden, stellt der Kanton Anfang 2025 ein Gesuch zur Errichtung eines Naturparks an den Bund. Zwischen 2026 und 2028 wird der Naturpark Baselland aufgebaut und gilt in dieser Zeit als «Kandidat». Ab 2028 kann der Naturpark dann den Betrieb definitiv aufnehmen.

Regionaljournal Basel, 6.11.24, 17:30 Uhr ; 

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