Die Begeisterung für die Sommerspiele ist auch im Olympischen Museum in Lausanne zu spüren. Tausende Besucherinnen und Besucher strömen in diesen Tagen ins Museum: junge und alte Sportfans aus aller Welt. Im pittoresken Museumsgarten laufen die olympischen Wettbewerbe von frühmorgens bis spätabends auf Grossleinwänden. Stets sitzen Dutzende Zuschauerinnen und Zuschauer davor und feuern die Athleten an. Eine Buvette bietet Erfrischungen an.
Im Innern bilden sich vor der Museumskasse lange Menschenschlangen. Weiter oben spielen Kinder Tischtennis. Auf der Terrasse nebenan läuft gerade ein Basketballmatch.
Mit dabei sind auch die Kinder von Andreas Dahinden. Er sagt, seine Kinder hätten am Vortag geklettert und wollten im Museum dann unbedingt die olympischen Kletterwettbewerbe sehen. Die Olympischen Spiele mit den vielen Sportarten seien für die Kinder eine Motivation und Inspiration, selbst Sportarten auszuprobieren.
Sport, Kunst, Geschichte
Dass die Besucher in die Schuhe der Athletinnen und Athleten schlüpfen, genau das wolle man, freut sich Aline Méan, die Verantwortliche des Olympischen Museums. Doch am Ende sei der Olympismus viel mehr als Sport. Er sei auch Geschichte, Kultur und Kunst. Auch das zeige das Museum.
Über 90'000 Gegenstände von Olympischen Spielen und Athletinnen und Athleten hat das Museum in seinen Beständen. 1000 Objekte sind im Museum ausgestellt: Festgewänder von Eröffnungszeremonien, Medaillen, Fackeln und unzählige persönliche Gegenstände von Olympioniken.
Archivarin Stéphanie Knecht pflegt das olympische Erbe, das mit jeder Olympiade grösser wird. Gerade in diesem Jahr habe man Museen in Paris mehrere hundert Objekte für Olympia-Ausstellungen zur Verfügung gestellt, unter anderem dem Louvre, sagt Knecht.
Ehre und Verpflichtung
Über die weltweite Ausstrahlung von Lausanne dank Olympia freut sich insbesondere Stadtpräsident Grégoire Junod. «Capitale Olympique», Olympiahauptstadt: Dieser Titel sei Lausanne vor genau 30 Jahren verliehen worden. Der Grund: Hier habe das Internationale Olympische Komitee (IOK) seit 1915 seinen Hauptsitz. Dem IOK verdanke Lausanne seinen Platz auf der Weltkarte, so Junod.
Über 50 internationale Sportverbände haben heute ihren Sitz in Lausanne. Der Schweiz bringe das jährlich 1.6 Milliarden Franken Einnahmen, der Region eine halbe Milliarde.
Olympiahauptstadt zu sein, bringt auch Verpflichtungen mit sich. Die Stadt lädt die Verbände bei jeder Olympiade zu einem Empfang ein. Für die Beziehungspflege mit den Verbänden haben Lausanne und der Kanton Waadt eigens eine Stiftung gegründet.
Grégoire Junod fordert vom Bund für Lausanne und seine Sportverbände seit geraumer Zeit einen Sonderstatus als Gaststaat, wie ihn Genf für die UNO hat. Das würde Sportfunktionären steuerliche Vorteile bringen.
Und natürlich träumt auch Junod von Olympischen Winterspielen in der Schweiz und in Lausanne im Jahr 2038. Doch noch müssen Sportfans wie er ins Olympische Museum, um sich vorstellen zu können, wie Olympia in der Schweiz wohl wäre.