Ablauf der Demonstration bis zur Eskalation: Michael Bettschen, stellvertretender Regionenchef Bern der Kantonspolizei, schilderte den Ablauf der Ereignisse.
- Die Besammlung begann gegen 15 Uhr. Bereits früh sei klar gewesen, dass sehr viele Teilnehmende anreisen würden. Die Polizei versuchte, mit den Demonstrierenden in Kontakt zu treten, doch niemand zeigte sich für die Kundgebung verantwortlich.
- Auf der Höhe der Spitalgasse bildete sich gemäss Bettschen ein schwarzer Block, der mit Masken und Schutzbrillen ausgerüstet war und die Demo anführte. Zunächst blieb die Stimmung ruhig.
- Als der Zug den Bundesplatz erreichte, wollte der schwarze Block jedoch nicht dortbleiben, sondern in Richtung Casinoplatz weiterziehen. Die Polizei versuchte, einen Weitermarsch ins Kirchenfeldquartier zu unterbinden. An dieser Sperre kam es dann zur Eskalation. «Sie versuchten, die Polizei zu überrennen und warfen Gegenstände, auch Backsteine kamen zum Einsatz», berichtete Bettschen. Die Polizei setzte sich zur Wehr und setzte Abwehrmittel ein.
- Daraufhin zog der schwarze Block in Richtung Bahnhof weiter. Die Polizei entschied sich, den Block einzukesseln und von den übrigen Demonstrierenden zu trennen. Dabei setzten Demonstrierende eine Schuttmulde in Brand, was zu starker Rauchentwicklung führte.
So reagiert der Stadtberner Sicherheitsdirektor: Alec von Graffenried, Sicherheitsdirektor der Stadt Bern, verurteilte die Gewalt scharf: «Eine solche Eskalation verdient keinen Schutz, die verurteilen wir mit aller Schärfe.» Er zeigte sich irritiert darüber, dass viele «Durchschnittsmenschen» dem gewaltbereiten schwarzen Block gefolgt seien: «Ich würde diesem Sauhaufen nie nachlaufen.»
Es ist so herausgekommen, wie wir befürchtet haben.
Von Graffenried betonte, dass man viel lieber eine bewilligte Demo gehabt hätte. Bei einer Demonstration dieser Grössenordnung brauche es eine Organisation. «Es ist so herausgekommen, wie wir befürchtet haben», sagte er. Niemand spreche nun über die Inhalte der Demo, sondern nur noch über die Gewalt.
-
Bild 1 von 10. Manche Kundgebungsteilnehmende zerstörten Schaufensterscheiben in der Berner Innenstadt. Bildquelle: SRF.
-
Bild 2 von 10. Mindestens 57 Gebäude seien beschädigt worden, gab die Kantonspolizei an einer Medienkonferenz am Sonntag bekannt. Bildquelle: SRF.
-
Bild 3 von 10. Rund um den Bundeshausplatz ist die Situation am Samstag eskaliert. Gewaltbereitende Demonstrierende schlugen dabei auch Fensterscheiben ein. Bildquelle: SRF.
-
Bild 4 von 10. Mehrere Häuserwände wurden mit Parolen besprayt. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
-
Bild 5 von 10. Zwischen Bundesplatz und Bahnhof wurden mehrere Geschäfte beschädigt. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
-
Bild 6 von 10. Nachdem ein Teil des Demonstrationszuges vom Bundeshausplatz weitergezogen war, kam es beim Kaufhaus Loeb nahe des Berner Bahnhofs zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
-
Bild 7 von 10. Auch mehrere Polizeifahrzeuge wurden beschädigt, wie die Kantonspolizei mitteilte. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Klaunzer.
-
Bild 8 von 10. Die Kantonspolizei präsentierte an einer Medienkonferenz mehrere Gegenstände, die von den Demonstrierenden als Waffen benutzt wurden... Bildquelle: KEYSTONE/Adrian Reusser.
-
Bild 9 von 10. ... darunter auch Backsteine. Die Spuren der massiven Gewaltanwendung könne man an den Schutzhelmen der im Einsatz stehenden Polizisten noch sehen. Bildquelle: KEYSTONE/Adrian Reusser.
-
Bild 10 von 10. Unter den beschlagnahmten Gegenständen befanden sich auch haufenweise Feuerwerkskörper. Bildquelle: KEYSTONE/Adrian Reusser.
Die Verletzten: Laut Polizeiangaben wurden bei den Ausschreitungen 18 Polizistinnen und Polizisten verletzt – von Knalltraumata, Prellungen und Schürfungen bis zu Rissquetschwunden. Kenntnis habe man zudem gemäss Bettschen von zwei verletzten Demonstrierenden.
Die Festgenommenen: Die Polizei führte mehrere hundert Personen ab und unterzog sie einer Kontrolle. Insgesamt wurden 536 Personen kontrolliert und weggewiesen. Eine angehaltene Person war zur Haft ausgeschrieben. Die Kontrollierten stammen aus verschiedenen Kantonen, darunter aus Bern, Zürich, dem Waadtland und Genf.
So geht es weiter: Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Es bleibt abzuwarten, inwieweit einzelne Straftaten bestimmten Personen zugeordnet werden können. Von Graffenried betonte, dass zumindest Verstösse gegen das Vermummungsverbot leicht nachweisbar seien. Auf die Frage, ob die Kosten des Einsatzes auf die Festgehaltenen überwälzt werden könnten, sagte er, dass dies grundsätzlich möglich sei, aber rechtliche Einschränkungen bestünden.
Der Sachschaden: Er ist beträchtlich: 57 Gebäude wurden beschädigt, neun Polizeifahrzeuge zum Teil massiv. Es entstand laut Polizei eine Schadenssumme in Millionenhöhe. Von Graffenried wies darauf hin, dass die Polizei die ganze Nacht damit beschäftigt war, aufzuräumen und Gebäude zu sichern.