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Palästina-Demo eskaliert 18 verletzte Polizisten, Millionenschaden: Bern zieht Bilanz

Sicherheitsdirektor und Polizei verurteilen die Eskalation scharf – Ermittlungen laufen. Das war die Medienkonferenz.

Ablauf der Demonstration bis zur Eskalation: Michael Bettschen, stellvertretender Regionenchef Bern der Kantonspolizei, schilderte den Ablauf der Ereignisse.

  • Die Besammlung begann gegen 15 Uhr. Bereits früh sei klar gewesen, dass sehr viele Teilnehmende anreisen würden. Die Polizei versuchte, mit den Demonstrierenden in Kontakt zu treten, doch niemand zeigte sich für die Kundgebung verantwortlich.
  • Auf der Höhe der Spitalgasse bildete sich gemäss Bettschen ein schwarzer Block, der mit Masken und Schutzbrillen ausgerüstet war und die Demo anführte. Zunächst blieb die Stimmung ruhig.
  • Als der Zug den Bundesplatz erreichte, wollte der schwarze Block jedoch nicht dortbleiben, sondern in Richtung Casinoplatz weiterziehen. Die Polizei versuchte, einen Weitermarsch ins Kirchenfeldquartier zu unterbinden. An dieser Sperre kam es dann zur Eskalation. «Sie versuchten, die Polizei zu überrennen und warfen Gegenstände, auch Backsteine kamen zum Einsatz», berichtete Bettschen. Die Polizei setzte sich zur Wehr und setzte Abwehrmittel ein.
  • Daraufhin zog der schwarze Block in Richtung Bahnhof weiter. Die Polizei entschied sich, den Block einzukesseln und von den übrigen Demonstrierenden zu trennen. Dabei setzten Demonstrierende eine Schuttmulde in Brand, was zu starker Rauchentwicklung führte.

So reagiert der Stadtberner Sicherheitsdirektor: Alec von Graffenried, Sicherheitsdirektor der Stadt Bern, verurteilte die Gewalt scharf: «Eine solche Eskalation verdient keinen Schutz, die verurteilen wir mit aller Schärfe.» Er zeigte sich irritiert darüber, dass viele «Durchschnittsmenschen» dem gewaltbereiten schwarzen Block gefolgt seien: «Ich würde diesem Sauhaufen nie nachlaufen.»

Es ist so herausgekommen, wie wir befürchtet haben.
Autor: Alec von Graffenried Sicherheitsdirektor der Stadt Bern

Von Graffenried betonte, dass man viel lieber eine bewilligte Demo gehabt hätte. Bei einer Demonstration dieser Grössenordnung brauche es eine Organisation. «Es ist so herausgekommen, wie wir befürchtet haben», sagte er. Niemand spreche nun über die Inhalte der Demo, sondern nur noch über die Gewalt.

Die Verletzten: Laut Polizeiangaben wurden bei den Ausschreitungen 18 Polizistinnen und Polizisten verletzt – von Knalltraumata, Prellungen und Schürfungen bis zu Rissquetschwunden. Kenntnis habe man zudem gemäss Bettschen von zwei verletzten Demonstrierenden.

Die Festgenommenen: Die Polizei führte mehrere hundert Personen ab und unterzog sie einer Kontrolle. Insgesamt wurden 536 Personen kontrolliert und weggewiesen. Eine angehaltene Person war zur Haft ausgeschrieben. Die Kontrollierten stammen aus verschiedenen Kantonen, darunter aus Bern, Zürich, dem Waadtland und Genf.

Polizei sucht Foto- und Videomaterial

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Die Polizei rief die Bevölkerung dazu auf, Foto- und Videomaterial zur Demonstration über einen Link hochzuladen, um die Ermittlungen zu unterstützen. Im Raum stehen Straftatbestände wie Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Körperverletzung und Widerhandlung gegen das Sprengstoffgesetz.

So geht es weiter: Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Es bleibt abzuwarten, inwieweit einzelne Straftaten bestimmten Personen zugeordnet werden können. Von Graffenried betonte, dass zumindest Verstösse gegen das Vermummungsverbot leicht nachweisbar seien. Auf die Frage, ob die Kosten des Einsatzes auf die Festgehaltenen überwälzt werden könnten, sagte er, dass dies grundsätzlich möglich sei, aber rechtliche Einschränkungen bestünden.

Der Sachschaden: Er ist beträchtlich: 57 Gebäude wurden beschädigt, neun Polizeifahrzeuge zum Teil massiv. Es entstand laut Polizei eine Schadenssumme in Millionenhöhe. Von Graffenried wies darauf hin, dass die Polizei die ganze Nacht damit beschäftigt war, aufzuräumen und Gebäude zu sichern.

Korrektur

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In einer ersten Version dieses Textes haben wir Alec von Graffenried als Stadtpräsident von Bern bezeichnet. Das ist nicht korrekt, er ist aktuell Sicherheitsdirektor der Stadt Bern. Amtierende Stadtpräsidentin ist Marieke Kruit. Sie hat das Amt von Alec von Graffenried Anfang 2025 übernommen.

Tagesschau, 11.10.25, 19:30 Uhr ; 

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