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Paradoxe Situation Je mehr Wasser, desto weniger können Wasserkraftwerke leisten

Man könnte meinen, dass die Wasserkraftwerke derzeit mehr Strom produzieren können. Aber das Gegenteil ist der Fall.

In der Schweiz sind die Seen und Flüsse randvoll. Vor diesem Hintergrund könnte man meinen, dass die Wasserkraftwerke derzeit viel mehr Strom produzieren als normal, angesichts der enormen Wassermassen, die durch die Turbinen fliessen. Der Eindruck täuscht allerdings, die Produktion von Strom in den Flusskraftwerken ist stark reduziert.

Verschmutztes Wasser als Problem

Weniger Strom produziert zum Beispiel die BKW, wie der Leiter Wasserkraftwerke Stefan Bütler erklärt. «Wir haben viele Anlagen, die auf Halblast laufen. Einige wenige sind ganz abgeschaltet. Ich würde schätzen, dass wir zurzeit etwa 40 Prozent der Produktion haben.» Sechs von insgesamt 30 Laufkraftwerken der BKW mussten vorübergehend abgeschaltet werden – so an der Aare, im Simmental und in Spiez.

Das verschmutzte Wasser macht den Stromproduzenten Sorge. Wenn Hochwasser herrscht, habe man eine höhere Fliessgeschwindigkeit und die kleinen Partikel, die im Wasser schwimmen, wirkten dann wie ein «Sandstrahlen» auf den Turbinen, so Bütler. Das würde die Maschinen zerstören. Das heisst: Ein Teil des Wassers wird umgeleitet und fliesst nicht über die Turbinen.

Hochwasser überlastet Anlagen

Auch die Axpo musste die Stromproduktion drosseln, wie Firmensprecher Noël Graber erklärt. Die Maschinen der Laufwasserkraftwerke seien für eine gewisse Wassermenge ausgebaut. Das Kraftwerk Eglisau am Rhein zum Beispiel für 500'000 Liter pro Sekunde. Aktuell führe der Rhein bei Eglisau rund doppelt so viel.

Viel Wasser werde deshalb über das Wehr gelassen und am Kraftwerk vorbeigeleitet und somit gar nicht zur Stromproduktion durch die Turbinen geführt. Durch das Umleiten des Wassers reduziert sich die Leistung beim Werk Eglisau um 20 Prozent. Die enorme Menge an Wasser ist für die Wasserkraftwerke also eher ein Problem.

SRF 4 News, 16.07.2021, 06:00 Uhr

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