Die Kindergartengruppe sieht aus wie überall in der Schweiz: Ausgerüstet mit Leuchtwesten, Käppis und Rucksäcken. Doch der Spaziergang führt nicht durch ein Wohnquartier, sondern zu einem Tiergehege.
Die elf Kinder winken einem Bären zu. Auf dem Rücken ihrer gelben Westen prangt der Schriftzug «Tierpark Kindergarten».
Diese Zeit im Freien ist im öffentlichen Kindergarten der Gemeinde Lauerz nicht die Ausnahme, sondern der Standard. Seit den Sommerferien finden vier von fünf Tagen im nahen Tierpark Goldau statt.
Die Kinder hören, schmecken, fühlen – und das alles im Wechsel der Jahreszeiten.
Ein Programm, das gut ankommt. Auf die Frage, was ihnen am «Kindsgi» besonders gefalle, zählen die Kinder Tiere auf: Eule, Wolf, Reh, Bär. Sie alle konnten die Kinder schon aus nächster Nähe beobachten.
Auch im Tierpark gehört Mathi dazu
Der Unterricht zwischen den Tiergehegen muss die Lernziele des Lehrplans 21 erfüllen, genau wie jener im Schulzimmer. «Schreiben oder Mathematik, das ist draussen alles auch möglich», versichert Jürgen Kühnis. So etwa das Zählen mit Blättern, Steinen oder Tannenzapfen.
Kühnis ist Professor an der Pädagogischen Hochschule Schwyz, welche den ersten Schweizer Kindergarten in einem Zoo fachlich begleitet. «Die Lernumgebung hier ist sehr stimulierend. Die Kinder hören, schmecken, fühlen – und das alles im Wechsel der Jahreszeiten.»
Idee begeisterte nicht alle
Dass der obligatorische Unterricht nach draussen verlegt wird, auch im Winter, führte im Vorfeld zu Kritik. Einige Eltern machten sich Sorgen wegen der tiefen Temperaturen.
An der Lauerzer Schule gibt es deshalb nun zwei Angebote: Eine Kindergartengruppe ist vier Tage draussen, eine andere nur an einem Tag. Finanziell macht das keinen Unterschied.
Lehrerin Fabienne Baumann freut sich nach vielen schönen Sommertagen sogar auf Regenwetter: «Das schlechte Wetter ist sehr spannend. Dann zeigen sich andere Tiere und man kann auch bei Regen viel unternehmen.» Bei besonders garstigem Wetter steht der Gruppe zudem ein umgebauter Ziegenstall zur Verfügung.
Wie gut das Angebot funktioniert, wird in Goldau zwei Jahre lang ausprobiert. Bereits nächsten Sommer plant die Pädagogische Hochschule Schwyz eine erste Auswertung.
