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2. SRG-Umfrage Prämien-Entlastungs-Initiative: Nur noch hauchdünner Ja-Vorsprung

  • Wäre im Mai abgestimmt worden, hätten sich noch die Hälfte der Befragten für die Vorlage ausgesprochen, so die 2. SRG-Umfrage zur Abstimmung vom 9. Juni, die das Forschungsinstitut GFS Bern durchgeführt hat.
  • In den letzten Wochen hat sich der Trend zugunsten der Nein-Seite entwickelt.
  • Obwohl der Stand der Meinungsbildung fortgeschritten ist, besteht weiterhin Spielraum für die Kampagnen.

Der Abstimmungskampf ist in voller Fahrt – bei der Prämien-Entlastungs-Initiative kommt es trotz Vorsprung der Befürworterinnen und Befürworter zu einer steigenden Ablehnung. 48 Prozent der befragten Stimmberechtigten wollten eher oder bestimmt dagegen stimmen. Unter Berücksichtigung des Stichprobenfehlers ergibt das drei Wochen vor der Abstimmung praktisch ein Unentschieden.

Indirekter Gegenvorschlag

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Der Gegenvorschlag von Bundesrat und Parlament tritt in Kraft, wenn die Prämien-Entlastungs-Initiative abgelehnt wird und es kein Referendum dagegen gibt. Der Bund zahlt dann wie anhin 7.5 Prozent der Grundversicherungskosten als Betrag in den Prämienverbilligungstopf ein. Neu wären die Kantone zusätzlich verpflichtet, einen Mindestbeitrag zur Prämienverbilligung zu leisten – 3.5 bis 7.5 Prozent der Grundversicherungskosten. So müssten die Kantone ihren Beitrag auch automatisch erhöhen, wenn die Kosten der obligatorischen Krankenversicherung steigen würden.

Das Bundesamt für Gesundheit schätzt, dass der Gegenvorschlag für die Kantone Mehrkosten von mindestens 360 Millionen Franken pro Jahr zur Folge hätte. Für den Bund würden dagegen keine Mehrkosten entstehen.

Der Rückgang bei der Zustimmung seit der ersten Umfrage im April beträgt sechs Prozentpunkte. Das Nein legte im gleichen Zeitraum um acht Prozentpunkte zu. Trotzdem gehen immer noch 54 Prozent der teilnahmewilligen Stimmberechtigten von einer Annahme der Initiative aus.

«Die Unsicherheit bleibt: Alles kann entscheidend sein in einer solchen Pattsituation», so Lukas Golder Politikwissenschaftler des Forschungsinstitutes GFS Bern. «Zum Vergleich zur 13. AHV haben wir aber ein klareres politisches Stimmungsfeld.» Die Parteiparolen scheinen, eine stärkere Strahlkraft zu haben.

So verweisen auch die Trends auf eine erhöhte Polarisierung zwischen linken und rechten Parteien. Parteiungebundene und Regierungskritische stehen der Vorlage wiederum relativ zustimmend gegenüber – ein Potenzial ausserhalb des klassischen linken Lagers.

Positiv beurteilen die Vorlage auch die tiefsten und tieferen Einkommensschichten und Personen ohne Berufsbildungsabschluss. Im mittleren Einkommens- und Bildungsbereich verliert die Initiative an Zustimmung, bleibt aber mehrheitsfähig. Erst in den höheren Einkommens- und Bildungsschichten wollen Mehrheiten gegen die Initiative stimmen.

Ein eindeutiger Sprachgraben und die Frage des Ständemehrs

Wenn es zu einem knappen Volks-Ja kommt, rückt das Ständemehr in den Fokus. Diese Hürde ist bei der gegenwärtigen Ausgangslage aufgrund eines Nein-Trends in den deutschsprachigen Kantonen hoch.

Die Argumentation mit den unterschiedlichen Betroffenheiten in den Regionen bleibt also bedeutsam: Kantone in der Deutschschweiz müssten womöglich mehr finanzieren, als die Kantone in der lateinischsprachigen Schweiz mit aktuell höheren Ausgaben, erklärt Golder. Durch diesen regionalpolitischen Effekt könnte die Vorlage an dem Ständemehr scheitern.

Ein grosser Teil der Befragten hat jedoch Verständnis für die Vorlage und sieht den hohen Problemdruck bei den Krankenkassenprämien. Insbesondere das Argument, dass Familien ebenso wie Personen mit mittleren Einkommen und Pensionierte profitieren, setzt sich auf der Ja-Seite durch.

Auf der Nein-Seite dominiert wiederum die Finanzierungsfrage. Folglich sehen 58 Prozent durch höhere Steuern zusätzliche Belastungen auf Familien und den Mittelstand zukommen.

Das sind zwei Welten, die gegeneinander spielen.
Autor: Lukas Golder Politikwissenschaftler des Forschungsinstitutes GFS Bern

Neben einer gesundheitspolitischen sei die Initiative auch eine finanzpolitische Frage geworden, sagt Golder. «Das sind zwei Welten, die gegeneinander spielen.»

In der jetzigen Pattsituation ist der Ausgang an der Urne ungewiss. Auch externe Effekte ausserhalb der Kampagnen, wie die jüngst veröffentlichte Prognose zu den Krankenkassenprämien 2025 , könnten die Debatte noch beeinflussen. Das Rennen bleibt offen.

Die Eckwerte der SRG-Umfrage

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Die zweite Umfrage zu den Abstimmungen vom 9. Juni 2024 ist im Auftrag der SRG SSR vom Forschungsinstitut GFS Bern zwischen dem    13. und 22. Mai 2024 durchgeführt worden. Der mittlere Befragungstag war der 18. Mai 2024. Insgesamt wurden die Antworten von 12’279 Stimmberechtigten für die Auswertung berücksichtigt.

Telefonische Befragung

Telefonisch befragt wurden 1225 stimmberechtigte Personen mit Wohnsitz in der Schweiz. Die Interviews wurden per Festnetz und Handy durchgeführt. Diese Stichprobe ist sprachregional gewichtet und repräsentativ für die Schweizer Stimmberechtigten. Der statistische Fehler beträgt  ±  2.8 Prozentpunkte.

Bei 1225 Befragten und einem Ergebnis von 50 Prozent liegt der effektive Wert mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen 47.2 und 52.8 Prozent. Dabei sind kleinere Abweichungen wahrscheinlicher, grössere unwahrscheinlicher.

Online-Befragung

Zusätzlich wurden Personen online befragt. Die Teilnehmenden wurden dazu über die Webportale der SRG rekrutiert. Nach der Bereinigung und Kontrolle der Daten konnten die Angaben von 11’054 Stimmberechtigten für die Auswertung verwendet werden. Online nahmen an der Umfrage in der Deutschschweiz 9065, in der Romandie 1808 und in der italienischsprachigen Schweiz 181 Personen teil.

Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selbst rekrutieren (sogenanntes Opt-in-Verfahren), ist die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. So nehmen zum Beispiel typischerweise mehr Männer als Frauen an politischen Umfragen teil.

Diese Daten werden aber mittels Gewichtungen an die realen Verhältnisse der Stimmberechtigten angenähert. Es werden dabei räumliche (Wohnort), soziodemografische (Alter oder Geschlecht) und politische Gewichtungsfaktoren eingesetzt. Durch diese Gewichtung wird die Repräsentativität der Stichprobe optimiert. Ziel ist, die Stichprobengrösse in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz zu erhöhen.

Den gesamten Bericht zur SRG-Umfrage finden Sie auf der Seite von  GFS Bern .

Abstimmungsspecial

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SRF 4 News, 29.05.2024, 6 Uhr

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