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Probleme bei der Wasserkraft Diese Ersatzprojekte schaut sich Albert Rösti nun an

Der Wasserkraftausbau harzt. Bundesrat Rösti schaut sich nach anderen Projekten um. Viele dürften umstritten sein.

Worum geht es? Die Schweiz braucht mehr Winterstrom. Naturschutzverbände, die Strombranche, Bund und Kantone haben sich vor vier Jahren auf Wasserkraftprojekte geeinigt, die viel Strom bringen und der Natur möglichst wenig schaden. Nun zeigt sich: Viele der 16 Projekte sind gefährdet. Gegen manche Projekte gibt es Widerstand, zum Beispiel am Gornergletscher in Zermatt. Andere sind nicht wirtschaftlich und werden deshalb verkleinert, verschoben oder verworfen. Wie im Gesetz vorgesehen, prüft Energieminister Rösti, ob andere Projekte an ihre Stelle rücken könnten. Pikanterweise geht es um Projekte, die am Runden Tisch auf Bedenken gestossen sind.

Visualisierung der geplanten Staumauer am Gornergletscher
Legende: Noch existiert die Staumauer bei Zermatt erst als Visualisierung. Doch gegen das Projekt am Gornergletscher regt sich Widerstand. SRF

Das sind mögliche Ersatzprojekte: Drei völlig neue Staumauern und -seen im Wallis stehen auf der «Ersatzliste». Öffentlich gemacht hatte diese vor drei Jahren der «Beobachter». Hinzu kommen 13 Ausbauprojekte bei bestehenden Werken. Sie umfassen höhere Staumauern, zusätzliche Wasserfassungen oder Verbindungsstollen.

Welche Projekte wären am einschneidendsten? Bezüglich Landschaftsschutz wären Staudämme in unberührten Landschaften einschneidend. Im Unterwalliser Val d'Hérens könnte am Fusse des Ferpècle-Gletschers ein neuer Stausee entstehen. Auch beim Allalin-Gletscher im Oberwallis gibt es solche Überlegungen – ebenso in Arolla im Unterwallis. Der Kanton Wallis taxiert die Projekte am Allalin und in Arolla als «vielversprechend», die Verhältnisse am Ferpècle-Gletscher bewertet er als «ungünstig». Manche Projekte dürften Konflikte mit dem Naturschutz bringen: So weist der Kanton Graubünden im Richtplan bei fast jedem Projekt auf nötige Abklärungen zum Auenschutz hin.

Das Vorfeld des Ferpècle-Gletschers im Val d'Hérens.
Legende: Eine noch weitgehend unberührte Landschaft: Das Vorfeld des Ferpècle-Gletschers im Val d'Hérens. Keystone / Leo Duperrex

Das sagen die Naturschutzverbände: Der WWF zeigt sich überrascht, dass die Ergebnisse des Runden Tisches infrage gestellt würden. Der Runde Tisch habe Wirtschaftlichkeit, Potenzial und Umweltfolgen abgewogen und Ausgleichsmassnahmen vereinbart. Dem WWF seien die Gründe für die Probleme bei den ursprünglichen Projekten und der weitere Prozess noch nicht bekannt. Deshalb sei sei ein erneuter Runder Tisch angezeigt.

Der Zervreila-Staudamm
Legende: Dem Zervreila-Stausee soll zusätzliches Wasser aus dem Val Lumnezia zugeführt werden. Ein Diskussionspunkt dabei ist der Auenschutz. Keystone / CHRISTIAN BEUTLER

Das sagt der Energieminister: Für Albert Rösti ist die Prüfung von Ersatzprojekten nötig. «Dazu sind wir gezwungen», sagte der Energieminister zu den «CH Media»-Zeitungen. Röstis Leute weisen die Kritik der Naturschutzverbände zurück: «Am Runden Tisch war immer klar, dass auch andere Projekte weiter behandelt werden sollen», schreibt das Bundesamt für Energie.

Das Ersatzprojekt, das schon lange gebaut werden könnte

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Auf der «Ersatzliste» steht auch das Projekt Lago Bianco des Bündner Stromversorgers Repower im Berninagebiet. Das Spezielle: Repower verfügt seit Jahren über die nötigen Bewilligungen für das Projekt. Trotzdem zögert das Unternehmen, die Umsetzung wie geplant an die Hand zu nehmen. Grund sind Bedenken, ob das Werk je rentabel betrieben werden könnte.

Ursprünglich vorgesehen war ein Pumpspeicherwerk, das die bestehenden Seen Lago Bianco und Lago di Poschiavo über eine Druckleitung verbindet. Das Werk könnte überschüssigen Strom aufnehmen und damit Wasser vom tiefer- in den höhergelegenen See pumpen. In Zeiten mit hohem Strombedarf würde das Wasser wieder in den tiefergelegenen See gelassen und turbiniert.

Wollen die Stromkonzerne die Ersatzprojekte überhaupt bauen? Nicht alle Projekte sind realistisch. Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich schreibt, dass die Planungen für eine Erhöhung der Albigna-Staumauer gar nie begonnen hätten. Es fehle das Wasser. Entschlossen zeigen sich hingegen die Kraftwerke Zervreila. Das Gesuch für die Erschliessung neuer Wasserfassungen werde noch dieses Jahr eingereicht. Die grossen Konzerne halten sich mit Aussagen zu Ersatzprojekten zurück. Alpiq schreibt, man konzentriere sich auf die drei Alpiq-Projekte vom Runden Tisch. Neben Problemen beim Naturschutz dürften viele Projekte kaum wirtschaftlich sein.

Warum die Rentabilität ein Problem ist

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Bei vielen Projekten geht es um die Erhöhung bestehender Staumauern. Damit wird hauptsächlich bestehende Sommerproduktion in den Winter verschoben. Als Ertrag für hohe Investitionen winkt somit «nur» die Differenz zwischen dem Winter- und Sommer-Strompreis.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist der sogenannte Heimfall: In den nächsten Jahren und Jahrzehnten laufen zahlreiche Wasserkraftkonzessionen aus. Dann können Standortkantone und -gemeinden entscheiden, die Kraftwerke selber zu betreiben. Der bisherige Besitzer bekommt dann eine Entschädigung.

Rund um diese Entschädigungen besteht aber noch viel Unsicherheit. Das heisst: Den Stromkonzernen fehlt vielfach die Gewissheit, ob sie für jetzt zu tätigende Investitionen beim Heimfall ausreichend entschädigt würden.

So geht es weiter: Albert Rösti will dem Bundesrat Anfang 2026 Optionen vorlegen. Er muss dabei per Gesetz die Naturschutzverbände konsultieren. Am Ende entscheidet das Parlament, welche Projekte ins Gesetz aufgenommen werden damit auch von rechtlichen Erleichterungen profitieren werden.

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Regionaljournal Basel Baselland, 14.10.2025, 12:03 Uhr;liea

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