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Prozess Ousman Sonko Staatsanwältin fordert lebenslange Freiheitsstrafe für Sonko

  • Der Prozess gegen den früheren gambischen Innenminister Ousman Sonko ist vor der Strafkammer des Bundesstrafgerichts in Bellinzona wieder aufgenommen worden.
  • Die Staatsanwältin Sabrina Beyeler beantragt eine lebenslängliche Freiheitsstrafe.

Ousman Sonko, ehemaliger Innenminister von Gambia, war als Asylbewerber in die Schweiz gekommen, wo er sich nun vor der Justiz verantworten muss. Sonko sei der mehrfachen qualifizierten Verbrechen gegen die Menschenrechte schuldig zu sprechen, sagte Staatsanwältin Sabrina Beyeler nach einem einmonatigen Prozessunterbruch in Bellinzona. Er soll die lebenslängliche Freiheitsstrafe erhalten.

Opfer und deren Angehörige vor dem Gericht in Bellinzona.
Legende: Vor Prozessbeginn im Januar 2024 demonstrierten Opfer und Angehörige solcher vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. Keystone/Ti-Press/Pablo Gianinazzi

Für die Bundesanwaltschaft ist unbestritten, dass Ousman Sonko für Tötungen, Folterungen, Vergewaltigungen und die mehrfache Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung als qualifizierte Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich ist. Die Staatsanwältin zeigte in ihrem Plädoyer auf, inwiefern Sonko als Mitglied eines Täterkollektivs die Straftaten mitzuverantworten habe. Diese seien im Rahmen eines systematischen Angriffs gegen die Zivilbevölkerung Gambias begangen worden.

Die Staatsanwältin bezeichnete Sonkos Tatverschulden in sämtlichen Punkten als schwer. Er habe bisher keinerlei Reue gezeigt und jegliche Verantwortung bestritten. Auch im Hauptverfahren vor der Strafkammer, das im Januar 2024 begann, bezeichnete er sich als unschuldig. Sein Verhalten sei in der Untersuchung ausserdem nur vordergründig kooperativ gewesen. So habe er über 50 Beschwerden gemacht und sich damit störend verhalten, was die Staatsanwältin als straferhöhend wertete.

Der Prozess ist laut Staatsanwältin historisch, weil in der Schweiz erstmals ein früherer Innenminister wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit beurteilt werde. Es stellten sich zentrale Rechtsfragen, bei denen eine bundesgerichtliche Klärung noch ausstehe.

Verteidiger von Ousman Sonko verlangt Freispruch

Der Verteidiger des gambischen Ex-Innenministers Ousman Sonko hat einen Freispruch für seinen Mandanten gefordert. Für die seit dem 25. Januar 2017 in Haft verbrachte Zeit verlangt er eine Entschädigung von 200 Franken pro Tag – insgesamt 590'000 Franken. Zudem solle Sonko für unter mutmasslich rechtswidrigen Bedingungen verbrachte Hafttage mit rund 290'000 Franken entschädigt werden.

Für einen laut dem Anwalt vollständigen Nahrungsentzug während 33 Stunden im Februar 2020 verlangt Sonko zudem eine Entschädigung von 10'000 Franken. Der Verteidiger kritisierte, dass mit dem vorliegenden Prozess und der angestrebten Verurteilung seines Mandanten versucht werde, Druck auf Äquatorialguinea auszuüben. Dort lebt der frühere gambische Präsident Yahya Jammeh im Exil.

SRF 4 News, 04.03.2024, Echo der Zeit ; 

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