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Prozess gegen Ousman Sonko beginnt in Bellinzona
Aus HeuteMorgen vom 08.01.2024. Bild: Reuters/Emma Farge
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Ousman Sonko Gambias «Folterkommandant» in Bellinzona vor Gericht

Die Bundesanwaltschaft wirft dem Ex-Innenminister von Gambia, Ousman Sonko, Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.

Wer ist Ousman Sonko? Ousman Sonko war einst enger Vertrauter des Machthabers Yahya Jammeh, der Gambia von 1994 bis zu seinem Sturz 2017 mit eiserner Hand regierte. Sonko war in Jammehs Machtapparat zunächst Mitglied der Armee, dann Polizeichef und von 2006 bis 2016 Innenminister.

Was wird Sonko vorgeworfen? Laut Anklageschrift soll Sonko Regimekritiker widerrechtlich inhaftiert, gefoltert und einige sogar getötet haben, um die Opposition einzuschüchtern und Putschversuche zu unterbinden.

Sonko soll diese Taten nicht nur als Chef zu verantworten haben, sondern teils selbst Hand angelegt haben. So soll er beispielsweise zusammen mit von ihm angeführten Soldaten einen Mann erschossen haben, weil er ihn verdächtigte, einen Putsch zu planen. Anschliessend soll er über fast zwei Jahre hinweg regelmässig die Witwe des Ermordeten aufgesucht und vergewaltigt haben. Sonko bestreitet die Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Ousman Sonko im Porträt.
Legende: Der 54-jährige gambische Ex-Minister Ousman Sonko wird in Bellinzona wegen mehrerer Verbrechen angeklagt. SRF/Archiv

Warum befindet sich Sonko in der Schweiz? 2016 fiel Sonko bei Staatspräsident Jammeh in Ungnade. Er floh nach Schweden, wo sein Asylgesuch jedoch abgelehnt wurde. Weil er von seiner beruflichen Tätigkeit her noch ein Visum für die Schweiz besass, reiste er in die Schweiz und stellte hier ein Asylgesuch.

Wer erstattete Anzeige? 2017 machte die «Rundschau» publik, dass sich der «Folterkommandant von Gambia» in einem Asylzentrum in Lyss (BE) aufhielt. Die Genfer Nichtregierungsorganisation Trial International erstattete Anzeige. Sonko wurde verhaftet und sitzt seit bald sieben Jahren in Untersuchungshaft.

Warum kann Sonko in der Schweiz der Prozess gemacht werden? Eigentlich hat der Fall keinerlei Bezug zur Schweiz. Verbrechen gegen die Menschlichkeit kann die Schweiz jedoch gemäss Weltrechtsprinzip immer verfolgen, sofern der Täter sich hier befindet und nicht ausgeliefert wird. In diesem Fall hat Gambia kein Auslieferungsgesuch gestellt. Die Schweiz durfte aber Ermittler nach Gambia schicken, um vor Ort Beweise zu sichern. Dem Prozess steht damit nichts mehr im Weg.

Welche Bedeutung hat dieser Prozess? Laut Vony Rambolamanana von Trial International ist der Prozess historisch. Noch nie sei in Europa einem so hohen Regierungsbeamten gestützt auf das Weltrechtsprinzip der Prozess gemacht worden. Das sei auch für die gambische Bevölkerung enorm wichtig, die über 20 Jahre unter der Diktatur von Yahya Jammeh gelebt habe: «Wir hoffen, dass durch den Prozess die Repressionen des Regimes und die schweren Menschenrechtsverletzungen ans Licht kommen, die in diesen Jahrzehnten stattgefunden haben», sagt Rambolamanana.

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Aus dem Archiv: Folterprozess – Sonko vor einem Schweizer Richter?
Aus Rundschau vom 07.02.2018.
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HeuteMorgen, 08.01.24, 6 Uhr

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