Welche Pläne hat die Stadt Zürich präsentiert? Die Stadt will das Gebiet um den Zürcher Hauptbahnhof fundamental verändern. Künftig soll der HB nicht nur Verkehrsknotenpunkt mit 400'000 ÖV-Passagieren, sondern auch Erholungsraum sein. Geplant ist, den Autoverkehr grösstenteils zu verbannen und mehr Platz für Bäume und für die Bevölkerung zu schaffen.
Warum sind diese Massnahmen nötig? Die Umgebung des Zürcher HB weist laut den Behörden erhebliche Defizite auf. Velofahrer und Fussgängerinnen hätten kaum Platz, um sicher zum Zug oder ins angrenzende Quartier zu gelangen. Ebenso fehle es an Aufenthaltsmöglichkeiten. Das Gebiet müsse deshalb dringend «fit gemacht» werden.
Worauf legt die Stadt ihr Hauptaugenmerk? Ziel der Umgestaltung sind mehr Freiräume. Der Hauptbahnhof soll künftig in einer grossen Parkanlage stehen, eingebettet zwischen den Flüssen Sihl und Limmat. Die bestehenden Parkanlagen werden erweitert und miteinander verbunden.
Welche Schritte sind dazu nötig? Der Schlüssel liegt für die Stadt Zürich bei der Organisation des Verkehrs. Der Hauptbahnhof soll zwar für Autos noch erreichbar sein, die Planungen sehen aber vor, den Binnenverkehr umzuleiten und den Verkehr quer durch die Stadt auf die Autobahn zu verlagern.
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Bild 1 von 2. Der neue Bahnhofsplatz soll künftig frei sein vom Autoverkehr. Bildquelle: Visualisierung: ZVG Stadt Zürich.
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Bild 2 von 2. Auf dem Löwenplatz soll es in Zukunft keine Tramhaltestelle mehr geben. Bildquelle: Visualisierung: ZVG Stadt Zürich.
Welche wichtigen Punkte hat die Stadt beim ÖV herausgestrichen? Für Tram und Bus sind neue Haltestellen vorgesehen. Die Haltestelle «Central» wird auf die Bahnhofbrücke verschoben, um einen grosszügigen Platz zu gestalten, quasi als Tor ins Hochschulquartier und ins Niederdorf.
Auch der Bahnhofsplatz als Einfallstor in die bekannte Einkaufsmeile Bahnhofstrasse soll künftig durchlässig und offen wirken. Zusätzlich will die Stadt auch die Löwenstrasse zur Flanier- und Einkaufsmeile machen. Dafür wird die Strasse von Trams und Autos befreit.
Was sagt die Stadt zu ihrem Grossprojekt? Die Situation am HB und am Central sei aktuell unübersichtlich und gefährlich, sagt Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart. «Wichtig ist uns mit den Massnahmen, dass Fussgängerinnen sicherer durch die Stadt und ins Hochschulgebiet kommen.»
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Bild 1 von 3. Die Stadt Zürich stellt sich das Areal um den Hauptbahnhof als lebendigen Aufenthaltsraum vor. Bildquelle: Visualisierung: ZVG Stadt Zürich.
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Bild 2 von 3. Die Gebiete sollen viel Platz bieten und einen sicheren Zugang zum Hauptbahnhof gewährleisten. Bildquelle: Visualisierung: ZVG Stadt Zürich.
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Bild 3 von 3. Der Autoverkehr soll hierfür vermehrt um den Hauptbahnhof herumgeleitet werden. Bildquelle: Visualisierung: ZVG Stadt Zürich.
Dafür müssen auch Tram- und Bus-Haltestellen verschoben werden. «Der Hauptbahnhof Zürich ist trotzdem weiter die zentrale ÖV-Drehscheibe der Schweiz», sagt Stadtrat Michael Baumer, zuständig für den ÖV in Zürich.
Wie fallen die Reaktionen aus? Die City Vereinigung ist das Sprachrohr von über tausend Unternehmen in Zürich. Geschäftsführer Dominique Zygmont sagt: «Diese Pläne sind uns zu extrem. Das wollen wir in dieser Form nicht.» Die Mobilität verschlechtere sich. Das Auto werde verbannt, Haltestellen im Öffentlichen Verkehr verschoben.
Der Hauptbahnhof ist das Tor zur Welt. Und dieses jetzt abzuschotten, ist nicht in Ordnung.»
Der Automobilclub Schweiz ACS spricht von einem Rückbau, der beim Hauptbahnhof stattfinde. Die Zufahrt sei für Autofahrer erschwert. «Der Hauptbahnhof ist das Tor zur Welt. Und dieses jetzt abzuschotten, ist nicht in Ordnung», sagt die Präsidentin der Zürcher ACS-Sektion, Ruth Enzler.
Wie geht es damit weiter? Die Stadt Zürich hat nun die Grundlagen für den Grossumbau geschaffen. Erste Teilprojekte hat sie mit der Eröffnung des Stadttunnels für Velofahrerinnen oder der Postterrasse beim Europaplatz bereits realisiert.
Die weiteren baulichen Massnahmen will die Stadt nun mittel- und langfristig konkretisieren und umsetzen. Bis dahin dürften aber Jahre und Jahrzehnte vergehen. Und die Projekte müssen wohl auch noch zahlreiche, hohe Hürden überwinden.