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Reaktion auf Long Covid Bericht des Bundes zu Long Covid enttäuscht Betroffene

Ein Bericht im Auftrag des Bundesrats spricht von vielen Anlaufstellen für Long-Covid-Betroffene. Patientenorganisationen und auch Ärzte widersprechen.

Chantal Britt ist enttäuscht vom Bericht des Bundesrates zum Thema Long Covid: «Wir sind schockiert über diesen Bericht. Er spielt die Schwere und die Bedeutung dieser Erkrankung so herab.»

Britt leidet seit fast vier Jahren an der Krankheit und engagiert sich als Präsidentin im Verein Long Covid Schweiz. Dieser setzt sich für die Anliegen der Betroffenen ein. «Es fehlt die Anerkennung. Bei den Sozialversicherungen und bei der Ärzteschaft haben wir Probleme. In der Forschung wird nicht geforscht. Solange wir nicht Druck machen, wird nichts passieren.» Sie habe gehofft, dass der Bundesrat die Probleme der Long-Covid-Betroffenen anerkennt.

Bericht des Bundesamts für Gesundheit zu Long Covid

Britt wirft dem BAG gar Schönfärberei vor. Denn der Bericht spricht von einem engen Netz von Anlaufstellen für Betroffene. Diese spezialisierten Kliniken verstünden Long Covid oftmals nicht. «Die Anzahl Sprechstunden allein gibt keine Auskunft über die Qualität der Versorgung. Diese wurde nicht erhoben. Wir haben Fehldiagnosen, Fehlbehandlung, fehlende Behandlungen.»

Internationale Erkenntnisse fehlen im Bericht

Deshalb sei es unverständlich, dass in der Schweiz medikamentöse Therapien zur Behandlung von Long Covid nicht zugelassen seien – Therapien, welche im Ausland teilweise erfolgreich angewendet würden.

Das bestätigt auch Martina King. Sie ist Ärztin und Professorin für Geisteswissenschaften in Medizin an der Universität Freiburg. Es gebe internationale Erkenntnisse, die nicht in den Bericht des BAG eingeflossen seien. Entsprechend kritisiert auch sie den Bericht. «Man hätte mehr wissenschaftliche und empirische Informationen einholen können.»

Das Grundproblem im Umgang mit Long Covid sieht King woanders. Der Bund hat sich gegen ein meldepflichtiges Register entschieden. «Es gibt kein Register. Deswegen wird mit Zahlen operiert, wo man dann sagen kann, wir haben genug Anlaufstellen. Man fragt sich, woher diese Zahlen kommen.»

Kontrolle von Corona-Proben in einem Buero durch eine Labor-Mitarbeiterin des Stadtspitals Triemli.
Legende: Die Ärztin King erachtet ein meldepflichtiges Register als dringend nötig. In ihren Vorlesungen thematisiert sie Long Covid, um angehende Ärztinnen und Ärzte aufs Thema zu sensibilisieren. King forscht zum Thema Seuchengeschichte, auch zu Corona. Keystone/Gaetan Bally

Die Schätzungen, wie viele Menschen in der Schweiz von Long Covid betroffen sind, gehen weit auseinander – von 70’000 bis 300’000. Dass es sehr viele gebe, zeigten die hohe Belastung der Fachärztinnen und -ärzte und die langen Wartezeiten von bis zu zehn Monaten.

Beim Bundesamt für Gesundheit BAG wehrt man sich gegen die Vorwürfe. Ein Register mit Meldepflicht für neu diagnostizierte Fälle hätten sie geprüft, sagt Salome von Greyerz. Sie leitet die Abteilung Gesundheitsstrategien.

Man habe sich aus rechtlichen Gründen dagegen entschieden. «In einem Register werden immer besonders schützenswerte Personendaten zum Gesundheitszustand bearbeitet. Wir hätten neue gesetzliche Grundlagen schaffen müssen; und das hätte mehrere Jahre beansprucht.»

BAG weist gewisse Verantwortung von sich

Sie betont, der Bericht basiere auf einer Analyse eines externen Forschungsinstitutes. Von Greyerz sieht auch die Verantwortung für die Zulassung einer Long-Covid-Behandlung auf Basis von Medikamenten nicht beim BAG. Das sei Sache der Zulassungsbehörde Swissmedic.

Der Bericht des Bundesrates zeige Verbesserungsmöglichkeiten auf. Aber: «Ein Bericht des Bundesrates kann keine Aussagen über die Qualität einzelner Angebote machen.» Ob das Behandlungsangebot für Long Covid verbessert wird, so wie es sich die Betroffenen wünschten, sei in der föderalen Schweiz Sache der Kantone und ihrer Spitäler.

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