- Die Krankenkassen-Prämien in der Schweiz steigen im kommenden Jahr um 6.6 Prozent.
- Gesundheitsminister Alain Berset und Anny Lévy, Direktorin des BAG, haben in Bern an einer Medienkonferenz darüber informiert.
- Gesundheitsunternehmen und Konsumentenschützer fordern nun Massnahmen, um die Haushalte zu entlasten.
Als Reaktion auf die Prämienerhöhungen haben Gesundheitsunternehmen einen Regulierungsstopp im Gesundheitswesen gefordert. Sie verlangten mehr Wirtschaftlichkeit in dem Gesundheitsbereich.
«Nach Jahrzehnten überhasteter Regulierung unter der Flagge der Kostendämpfung ist das Fazit ernüchternd», teilte Ospita , der Verband der Schweizer Gesundheitsunternehmen, in einem Schreiben mit. Die Prämien würden 2023 stark ansteigen und es mehrten sich die Anzeichen für eine nahende Mangellage im Gesundheitswesen.
Die Schweizer Ärztinnen und Ärzte bezeichneten den Anstieg der Krankenkassen-Prämien als «happig». «Der starke Prämienanstieg müsste nicht sein», hiess es in der Mitteilung des Ärzteberufsverbandes FMH . Zwei wichtige Reformen – die einheitliche Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen sowie den neuen Ärztetarif Tardoc – könnten der FMH zufolge den Prämienanstieg verlangsamen.
Auch der Krankenversicherer-Verband Curafutura rief den Bundesrat und das Parlament dazu auf, bei den grossen Reformen vorwärts zu machen, um «grobe Fehlanreize im System» auszumerzen.
Der Spitalverband H+ forderte die politischen Verantwortlichen ebenfalls auf, rasch alternative Finanzierungslösungen zu diskutieren. Covid-19, der technologische Fortschritt und der demografische Wandel seien für die steigenden Gesundheitskosten und die damit höheren Prämien verantwortlich, schrieb H+ in einer Mitteilung.
Massnahmen zur Kostendämpfung
Der Krankenversicherer-Verband Santésuisse sieht den Grund für den Prämienanstieg in den steigenden Kosten in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung. Er forderte daher «einschneidende Massnahmen zur Kostendämpfung» von der Politik. Falsche Tarif-Anreize im ambulanten Bereich führten zu gravierenden Fehlentwicklungen, schrieb Santésuisse in einer Mitteilung.
Prämienverbilligung per Notverordnung
Der Konsumentenschutz hat angesichts steigender Gesundheitskosten eine Erhöhung der Prämienverbilligung gefordert. Eine Entlastung sei dringend nötig, teilte die Stiftung für Konsumentenschutz mit. Sie forderte den Bundesrat konkret auf, per Notverordnung die Prämienverbilligung um 30 Prozent zu erhöhen.
Zusammen mit den höheren Energiekosten und Konsumentenpreisen werde der Anstieg der Krankenkassen-Prämien für viele Haushalte in Zukunft untragbar. «Diese Prämienerhöhung ist ein herber Schlag für die Konsumentinnen und Konsumenten», wurde Konsumentenschutz-Geschäftsleiterin Sara Stalder in der Mitteilung zitiert.
Unterstützung für Haushalte mit tiefen Einkommen
Das Hilfswerk Caritas forderte eine dringende Unterstützung für Haushalte mit tiefen Einkommen. Der starke Anstieg der Krankenkassen-Prämien bringe viele Menschen an der Armutsgrenze in Bedrängnis.
«Die Politik darf jetzt nicht weiter zögern mit dem Ausbau der Prämienverbilligungen», forderte Peter Lack, Direktor von Caritas Schweiz in einer Mitteilung. «Sie sind für Betroffene von existenzieller Bedeutung.» Prämienverbilligungen sind nach Ansicht des Hilfswerks eines der wichtigsten Mittel der Armutsbekämpfung.