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Reisen in Risiko-Länder Können alle Ferien-Heimkehrer kontrolliert werden, Herr Mathys?

In der ganzen Schweiz sind Sommerferien. Doch in puncto Einhaltung und Kontrolle der Quarantäne nach einer Reise in ein Risiko-Land sind noch einige Fragen offen. SRF hat sie Patrick Mathys, dem Krisen-Manager vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), gestellt.

Patrick Mathys

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Patrick Mathys ist im Bundesamt für Gesundheit (BAG) Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit.

SRF: Seit knapp zwei Wochen gelten hier Quarantänemassnahmen. Haben diese etwas gebracht?

Patrick Mathys: Das können wir natürlich noch nicht sagen. Die Frage ist, ob wir es überhaupt je sagen werden können, denn wir werden keine Vergleichsperiode haben. Wir hoffen natürlich – und es zeigt sich auch – dass sich die Leute bei den Kantonen melden, dass sie in Quarantäne gehen. Insofern würde ich sagen, mindestens einen Teilerfolg haben wir erreicht.

Wir können keine flächendeckende Kontrolle und Überwachung machen.

Die Bestimmungen beruhen auf dem Prinzip Selbstverantwortung. Können Sie gut genug kontrollieren, ob die Leute sich wirklich daran halten?

Wir werden jetzt anfangen, Stichproben zu ziehen und die entsprechenden Daten den Kantonen zur Verfügung stellen. Wir werden sehen, wie gut diese verpflichtenden Vorschriften eingehalten werden.

Jetzt reisen die Leute vor allem weg. Aber Ende Sommer werden immer mehr zurückkommen, das muss bewältigt werden. Schaffen Sie das?

Wie gesagt, wir können keine flächendeckende Kontrolle und Überwachung machen. Das wollen wir auch nicht. Ich glaube, das wäre für die Gesellschaft in der Schweiz etwas ganz Neues, solche Massnahmen und Tools zu verwenden, die man eher aus diktatorischen Staaten kennt. Wir werden Stichproben machen, wir werden diese am Passagiervolumen anpassen, und wir werden zusammen mit den Kantonen sehen, ob es Nachbesserungsbedarf gibt – ob man strenger werden und ob man mehr kontrollieren muss.

Während viele Leute mit dem Flugzeug oder dem Car aus den Ferien heimkommen werden, gibt es auch Leute, die mit dem Privatauto zurückkommen. Sind Ihnen hier die Hände gebunden?

Hier können wir leider nichts machen, das ist so. Man könnte sich allenfalls Massnahmen überlegen aufgrund eines Auto-Kennzeichens, wenn man sieht, dass die Leute aus einem solchen Land kommen. Aber wenn mit einem Schweizer Kennzeichen aus so einem Land eingereist wird, haben wir gar keine Hinweise. Und das kann auch nicht kontrolliert werden.

Wir können nicht verhindern, dass Corona-Fälle importiert werden.

Was heisst das jetzt aufs Ganze gesehen? Haben Sie genug Massnahmen, genug Instrumente, um das Problem von importierten Corona-Fällen in den Griff zu bekommen?

Verhindern können wir es sicher nicht. Das müssen wir uns bewusst sein. Aber mit den Massnahmen, die wir treffen, versuchen wir die Import-Raten auf einem möglichst tiefen Niveau zu haben. Wir können ja umgekehrt auch nicht garantieren, dass Fälle aus der Schweiz exportiert werden. Wenn Grenzen überschritten werden können, muss man damit rechnen, dass es zu Importen und unter Umständen zu Übertragungen in der Schweiz kommen kann.

Wir sind im Moment bei 100 bis 130 Neuansteckungen pro Tag. Man hat das Gefühl, es pendelt sich ein. Ist das eine falsche Sicherheit?

Es ist zum Glück so, dass wir keinen deutlichen und anhaltenden Trend nach oben sehen. Die jetzigen Fallzahlen sind aber auch nicht absolut beruhigend. Wir sind in einem Bereich, wo es jederzeit umschlagen kann, wo plötzlich wieder ein Wachstum der Fälle zu beobachten ist. Das gilt es mit allen Massnahmen, die wir jetzt implementiert haben, zu verhindern. Und wir hoffen natürlich, dass diese genügen, damit es nicht zu einer zweiten Welle kommt in der Schweiz.

Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz.

10vor10, 17.07.2020; 21:50 Uhr ; 

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