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Reisende aus Risikogebieten Was taugt eine Testpflicht für Rückkehrer?

  • In Frankreich und Österreich gilt ab kommendem Wochenende an Flughäfen eine Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikoländern.
  • Eine Testpflicht in Kombination mit einer Quarantäne sei auch in der Schweiz sinnvoll, um das Contact Tracing zu verbessern, sagt eine Epidemiologin.
  • Das BAG hält eine Testpflicht im Moment dagegen für wenig praktikabel.

Eine Corona-Testpflicht an Schweizer Flughäfen für Reisende aus Risikogebieten würde aber Sinn machen, ist Epidemiologin Nicola Low von der Universität Bern überzeugt. Die Tests könnten helfen, Ansteckungsketten schneller zu unterbrechen. Da bei infizierten Einreisenden nicht erst auf Symptome gewartet werden müsse, sondern man bereits durch das Testresultat über eine Corona-Ansteckung informiert wäre.

Dass Corona-Tests an Flughäfen sinnvoll sind, finden auch immer mehr Nachbarländer der Schweiz. So wird in Österreich und Frankreich die Testpflicht ab August eingeführt. Auch in Deutschland wird das Thema diskutiert, eine Einführung steht wohl ebenfalls kurz bevor. In Deutschland soll nach bisherigen Informationen ein negativer Corona-Test die Quarantäne für Reisende aus Risikogebieten ersetzen.

Test statt Quarantäne?

Diesen Weg würde Nicola Low aber nicht gehen. Für sie ist der Test kein Ersatz für die Quarantäne. Die Inkubationszeit könne mehrere Tage dauern, deshalb sollten auch weiterhin sämtliche Reisende aus Risikogebieten in Quarantäne – egal ob ein Test positiv oder negativ ausfiele. Mittels eines zweiten Tests fünf bis sieben Tage später könne aber die Quarantänezeit allenfalls verkürzt werden.

Die Meinungen über die Testpflicht gehen bei Reisenden am Flughafen Zürich auseinander. «Ein Test ist nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen. Wenn ich im Bus sitze und habe keinen Test gemacht, und ich habe jedoch das Virus, dann steckt man die anderen an», gibt eine junge Frau zu bedenken. Eine Touristin hält die Prozedur für unnötig. Man gehe einfach zehn Tage in Quarantäne, da brauche es keinen Test. Andere stören sich stark daran, einem Zwang unterworfen zu sein.

Freiwillige Tests am Flughafen Zürich möglich

Derzeit sind Tests im Airport Medical Center am Flughafen Zürich freiwillig. Die Kosten von 180 Franken übernimmt der Bund, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Derzeit führen der Leiter Adrian Krähenbühl und sein Team 30 bis 80 Tests pro Tag durch. «Damit sind wir ausgelastet. Wenn das Obligatorium eingeführt wird, überstiege dies unsere Kapazitäten», so Krähenbühl.

Die Mediensprecherin des Flughafens erklärt jedoch, dass man im Fall einer Testpflicht helfen würde, ein Testzentrum einzurichten. Letztlich entscheide der Bund. Das Bundesamt für Gesundheit schreibt auf Anfrage, man erachte es gegenwärtig als «wenig praktikabel», solche Tests bei der Einreise durchzuführen. Mit Blick auf die internationale Lage schliesst das BAG eine derartige Massnahme an Schweizer Flughäfen nicht völlig aus.

10vor10, 28.7.2020, 21:50 Uhr

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