Mit der Ankündigung ihres Rücktritts als SRF-Direktorin per Ende April 2026 stellt Nathalie Wappler das Unternehmen mitten in der Spar- und Abbaurunde vor neue Tatsachen. Die 57-Jährige verneint einen Zusammenhang mit dem Projekt «Enavant» und will vor ihrer Pensionierung nochmals eine neue Herausforderung suchen.
SRF News: Warum kommt der Rücktritt gerade jetzt?
Nathalie Wappler: Im kommenden März werde ich sieben Jahre SRF-Direktorin gewesen sein. Das ist eine lange Zeit, und ich möchte in meinem Berufsleben gerne noch einmal etwas Neues starten. Was das sein wird, weiss ich noch nicht. Ich wollte nicht in dieser Position pensioniert werden. Bis Ende April werde ich mich weiterhin mit aller Kraft für SRF und die SRG einsetzen. Natürlich auch im Zusammenhang mit der anstehenden Halbierungsinitiative.
Gerade bei so grossen Transformationen ist die Kontinuität wichtig, wenn man diese Bewegung bis 2029 denkt.
SRG und SRF sind mitten im Sparen – kommt Ihr Rücktritt zum richtigen Zeitpunkt?
Es ist der richtige Zeitpunkt. Gerade bei so grossen Transformationen ist die Kontinuität wichtig, wenn man diese Bewegung bis 2029 denkt (Anm. d. Redaktion: Die SRG rechnet bis 2029 mit Einsparungen von rund 270 Millionen Franken). Dafür möchte ich einen Schritt zur Seite machen, um für neue Kräfte Platz zu schaffen. Sie sollen jetzt das Ruder übernehmen und in diesen langen Prozess einsteigen können. Das muss frühzeitig erfolgen und hat für mich auch mit verantwortungsvoller Führung zu tun.
Das gute Angebot und der Qualitätsjournalismus müssen gesichert werden.
Welche Herausforderungen warten auf die neue Leitung?
Es sind nicht nur Herausforderungen. Es ist ein toller Job und eine wundervolle Aufgabe, einem Haus wie SRF vorstehen zu dürfen. Aber natürlich wird es darum gehen, die Gebührenreduktionen im Rahmen des Projekts «Enavant» zu bewältigen. Das gute Angebot und der Qualitätsjournalismus müssen gesichert werden. Hier geht es unter anderem um die Frage, ob man leichter sparen kann, wenn man gemeinsam spart. Das wartet auf die neue Person. Der Prozess wird von der Trägerschaft eingeleitet und von Generaldirektorin Susanne Wille mitgestaltet werden.
Steht Ihr Rücktritt im Zusammenhang mit dem Projekt «Enavant»?
Nein. Es ist keine Entscheidung gegen die SRG, sondern eine Entscheidung für mich. Sieben Jahre sind für einen CEO in der Regel schon lang. Für mich stellte sich tatsächlich die Frage, ob ich mich so pensionieren lassen oder noch einmal etwas Anderes machen will. Ich möchte gerne meine Energie nochmals in etwas Neues stecken. Für mich ist jetzt deshalb der richtige Moment.
Was bleibt Ihnen von den fast sieben Jahren an der SRF-Spitze in Erinnerung?
Vor allem die Transformation. Es zeigt sich, wie schnell es geht und wie schnell man sich verändern muss. Das haben wir bei SRF nach meiner Einschätzung gut hinbekommen. So haben wir unsere täglichen Visits verdreifacht und wir erreichen auch ein jüngeres Publikum. Darauf bin ich auch stolz. Wir sind gut aufgestellt und das lässt mich auch zuversichtlich sein für die Zukunft.
Das Gespräch führte Lucia Theiler.