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SBB Jahreszahlen 2023 Trotz Gewinn im Personenverkehr kämpft die SBB mit Schulden

  • Erstmals seit drei Jahren hat die SBB 2023 wieder einen Gewinn eingefahren.
  • Insgesamt fuhren im vergangenen Jahr täglich 1.32 Millionen Reisende mit der SBB nach 1.16 Millionen im Jahr 2022.
  • Trotz des Gewinns bleibt die finanzielle Situation der SBB angespannt.

Im Jahr 2022 stand unter dem Strich noch ein Verlust von 245 Millionen Franken. Das vergangene Jahr hat die SBB erstmals seit drei Jahren wieder einen Gewinn verbuchen können. Zusammen mit den Gewinnen aus den SBB Immobilien (281 Millionen Franken) und Energie (78 Millionen) trug vor allem die Sparte Personenverkehr zum Jahresgewinn bei. Mit den hohen Passagierzahlen ist das Niveau des Rekordjahrs 2019 wieder erreicht.

Wir sehen mehr Menschen wieder auf der Bahn.
Autor: Monika Ribar Verwaltungsratspräsidentin SBB

Mit täglich gut 1.3 Millionen Reisenden, sogar mehr als vor der Pandemie, überraschte die Nachfrage die SBB positiv, so Monika Ribar, Verwaltungsrats­präsidentin der SBB. «Die Menschen wollen die Bahn benutzen, und das Angebot ist da. Wir sehen mehr Menschen wieder auf der Bahn.»

Ein Zug fährt aus einem Tunnel.
Legende: Die SBB schaffte es 2023 aus den Verlustzahlen zu kommen. KEYSTONE/Urs Flueeler

Der erwirtschaftete 267 Millionen-Franken-Gewinn reicht allerdings nicht aus, um die Schulden der SBB massgeblich zu reduzieren. Mit 11.26 Milliarden Franken steht die SBB noch in der Kreide, wie sie an ihrer Jahresmedienkonferenz mitteilte. Das bedroht auch die nötigen Investitionen in die Zukunft. Darunter fällt nicht zuletzt neues Rollmaterial.

Überfüllte Züge und sinkende Kundenzufriedenheit

Auch der Fernverkehr schloss erstmals seit 2019 wieder mit einem Gewinn von 117 Millionen Franken ab, nachdem 2022 ein Verlust von 47 Millionen resultiert hatte. Aber obwohl die gestiegene Nachfrage zu einem Gesamtgewinn führte, birgt sie auch Hindernisse. Denn die überfüllten Züge und die häufigeren Verspätungen haben zu einer Abnahme der Kundenzufriedenheit auf 78.7 Punkte (2022: 80.5) geführt. «Mehr Menschen im Zug heisst natürlich, ich kann nicht mehr alle meine Sachen auf den Nebenplatz stellen. Das hat sich verändert, und das spüren die Menschen», erklärt Ribar.

Die Pandemie hat den Schuldenberg wachsen lassen

Trotz des Gewinns im Personentransport kämpft die SBB aber weiterhin mit finanziellen Problemen. In den Jahren 2020 bis 2022 verzeichnete sie einen Verlust von über einer Milliarde Franken, vor allem durch den Einbruch des Reiseverkehrs während der Pandemie. Die SBB ist somit auf öffentliche Unterstützung angewiesen. Man sei während der Pandemie gefahren, habe aber weniger verdient, wodurch zusätzliche 3 Milliarden Schulden erwirtschaftet worden seien, so Ribar. «Deswegen ist die Diskussion im Parlament hängig, hier einen Einmalbeitrag von knapp 1.2 Milliarden zuzuschiessen, damit diese Hürde nicht ganz so gross ist.»

Güterverkehr bleibt Sorgenkind

Während der Personentransport auf einem positiven Kurs ist, bleibt der Güterverkehr defizitär. Der Transport von Gütern innerhalb der Schweiz führte im letzten Jahr zu einem Verlust von 40 Millionen Franken. Die Menge der transportierten Ware auf der Schiene innerhalb der Schweiz geht weiter zurück, und auch hier ist die SBB auf die Hilfe der öffentlichen Hand angewiesen.

Mit den Passagierzahlen von 1.32 Millionen Reisenden ist das Niveau des Rekordjahrs 2019 wieder erreicht. Dadurch stiegen die Erträge. Der Fernverkehr schloss erstmals seit 2019 wieder mit einem Gewinn von 117 Millionen Franken, nachdem 2022 ein Verlust von 47 Millionen resultiert hatte. Zusammen mit SBB Immobilien und Energie führte das zum Jahresgewinn.

Gewerkschaft fordert von SBB Massnahmen gegen Personalmangel

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Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) fordert von den SBB Massnahmen gegen den Personalmangel. Die Bahn müsse mehr Geld für die Beschäftigten in die Hand nehmen. Bei der angekündigten Flexibilisierung setzt die Gewerkschaft Fragezeichen wegen der Stabilität des Bahnsystems.

Das SBB-Personal habe unter schwierigen Bedingungen hochstehende Arbeit geleistet, teilte der SEV in einem Communiqué mit. So sei der Unfall im Gotthard-Basistunnel gemeistert worden. Gleichzeitig fehle es an Personal, und die Aggressionen gegen SBB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter würden zunehmen.

Die SEV fordert deshalb konkurrenzfähige und bessere Löhne und Arbeitsbedingungen, damit das Personal nicht abwandert und neues hinzukommt. Statt auf Temporärarbeit und Tätigkeitsauslagerung solle die SBB auf eigene Kräfte setzen.

Einer Flexibilisierung des Schienenverkehrs steht der SEV skeptisch gegenüber. In erster Linie brauche es ein zuverlässiges und sicheres Bahnsystem. Im Schienengüterverkehr solle die SBB mehr investieren – nicht nur in die Infrastruktur, sondern auch ins Personal, verlangt die Gewerkschaft weiter. Trotz Verlusten sei SBB Cargo zukunftsfähig.

SRF 4 News, 11.03.2024, 11:00 Uhr ; 

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