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Schiedsrichterin an Männer-WM «Frauen und Männer sollen auf dem Spielfeld gleichgestellt sein»

Zum ersten Mal in der Fussballgeschichte wird heute Abend eine Frau als Schiedsrichterin ein WM-Spiel der Männer anpfeifen. Stéphanie Frappart wird im Spiel zwischen Deutschland und Costa Rica im Einsatz sein. Die ehemalige Schweizer Schiedsrichterin Nicole Petignat erklärt, warum dies so lange gedauert hat.

Nicole Petignat

Nicole Petignat

Ehemalige Schweizer Schiedsrichterin

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Nicole Petignat ist eine ehemalige Schweizer Fussballschiedsrichterin. Als erste Frau pfiff sie 2003 ein Europa-Cup-Spiel der Männer an. Am 1. Dezember 2008 beendete sie ihre aktive Karriere, deren Höhepunkt die Leitung des Endspieles der Fussball-Weltmeisterschaft der Frauen 1999 war.

SRF News: Warum dauerte es so lange, bis eine Frau bei einer Männer-WM Schiedsrichterin sein kann?

Nicole Petignat: Das Problem, warum Frauen so lange keine Schiedsrichterin sein konnten, war der Konditionstest. Früher war dieser Test viel wichtiger. Er zeigte, ob eine Person genug fit ist, um als Schiedsrichter oder Schiedsrichterin tätig zu sein.

Die Qualität und die Kondition eines Schiedsrichters oder einer Schiedsrichterin spielen eine Rolle, nicht das Geschlecht.

Dank der heutigen Videoanalysen fällt das Ergebnis dieses Tests nicht mehr so stark ins Gewicht. So haben es Frauen einfacher, Schiedsrichterinnen zu werden. Die Videoanalyse hebt sozusagen den Nachteil der Frauen bei der Kondition gegenüber den Männern wieder auf. 

Finden Sie es bedeutend, dass nun eine Frau ein Spiel bei der WM anpfeift?

Ja, wir leben im Jahr 2022. Frauen und Männer sind schon länger gleichgestellt und so soll es auch auf dem Spielfeld sein. Die Qualität und die Kondition eines Schiedsrichters oder einer Schiedsrichterin spielen eine Rolle, nicht das Geschlecht.

Die Zuschauer im Stadion hatten nie ein Problem damit, dass ich eine Frau war.

Ich selber hätte aber an der Weltmeisterschaft in Katar nie Schiedsrichterin sein wollen. Als Frau in einem Land sein, in dem das weibliche Geschlecht unterdrückt wird, wäre für mich schwierig gewesen.

Video
Archiv: Schweizerin pfeift als erste Frau einen Europacup-Spiel (2003)
Aus 10 vor 10 vom 13.08.2003.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 44 Sekunden.

Glauben Sie, dass die Gesellschaft schon viel früher dazu bereit gewesen wäre, es aber bei den Frauen einfach länger ging, bis sie als Schiedsrichterinnen aufsteigen konnten?

Ja, die Gesellschaft war schon lange bereit. Ich habe in meiner Zeit als Schiedsrichterin in Österreich und der Schweiz Spiele angepfiffen. Die Zuschauer im Stadion hatten nie ein Problem damit, dass ich eine Frau bin. Wenn ich gut gepfiffen habe, waren sie zufrieden mit mir und wenn ich schlecht gepfiffen habe eben nicht. So ist es auch bei den Männern.

Schiedsrichterin auf dem Feld.
Legende: Die französische Schiedsrichterin Stéphanie Frappart (38) ist seit Juli 2014 in der zweiten Liga und seit 2019 in der ersten Liga Frankreichs im Einsatz. Als erste Frau wird sie heute Abend eine Männer-WM anpfeifen. Keystone//JUANJO MARTIN

Denken Sie, dass in Zeiten von Gleichberechtigung die Fifa das auch ausnützt, um ihr Image aufzubessern?

Ich denke, dass Fifa-Präsident Gianni Infantino etwas braucht, um gut dazustehen und da kommen ihm die neuen Schiedsrichterinnen auf dem Feld gerade recht. Über die Fussball-WM in Katar wird so viel Negatives berichtet. Er braucht auch ein Thema, bei dem er sich profilieren kann.

Das Gespräch führte Cindy Schneeberger.

SRF 4 News, 29.11.2022, 22:00 Uhr;

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