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Schnee und Sturm «Spontan können sich sehr grosse Lawinen lösen»

In weiten Teilen der Alpen herrscht derzeit grosse oder sehr grosse Lawinengefahr. Doch in den kommenden Tagen dürfte sich die Situation etwas entspannen, wie der Lawinenforscher Frank Techel erklärt.

Frank Techel

Lawinenforscher

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Frank Techel ist Lawinenspezialist beim Schweizerischen Lawinenforschungsinstitut SLF in Davos. Als Lawinenprognostiker erstellt er Lawinenbulletins und -warnungen.

SRF News: Wo ist die Lawinengefahr derzeit besonders gross?

Frank Techel: Betroffen ist ein Gebiet von den östlichen Berner Alpen über die Zentralschweizer- und Glarneralpen bis nach Nordbünden sowie Ober- und Unterengadin.

In welchen Regionen hat es selbst für Januar – in dem man ja durchaus mit Schneefällen rechnen muss – besonders viel geschneit?

Es sind jene Regionen, für die wir jetzt auch die höchste Lawinen-Warnstufe 5 ausgerufen haben: von den östlichen Berner Alpen bis hinüber nach Liechtenstein, Nordbünden sowie Teile des Unterengadins. Hier ist seit Sonntag bereits ein Meter Schnee gefallen, und wir erwarten weitere 30 bis 50 cm.

Wir empfehlen ganz dringend, heute Ski- oder Schneeschuhtouren zu unterlassen.

Was bedeutet die höchste Lawinen-Warnstufe für die betroffenen Gebiete?

Gefahrenstufe 5 bedeutet, dass sich sehr grosse Lawinen von selbst lösen und bis weit in die Täler vordringen können. Deshalb müssen bei Warnstufe 5 Sicherheitsvorkehrungen ergriffen werden. So werden jetzt lokal gefährdete Strassen, Bahnlinien und Wanderwege sowie Skipisten gesperrt.

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Was heisst das für die Bewohner und Touristen in diesen Regionen?

Zuallererst sollten die Anweisungen der lokalen Behörden beachtet werden, also gesperrte Gebiete oder Wege nicht betreten werden. Wer heute in die Alpen fahren will, sollte sich gut über die aktuellen Verhältnisse informieren. Man muss damit rechnen, dass lokal Strassen oder Verladestationen gesperrt sind und deshalb Umwege oder Verspätungen anfallen können. Schneesportlern wird heute ausserdem dringend davon abgeraten, die gesicherten Pisten zu verlassen. Wir empfehlen ganz dringend, heute Ski- oder Schneeschuhtouren zu unterlassen.

Von Schnee zugedeckte Autos, im Hintergrund eine Kirche im Schneefall.
Legende: Der starke Schneefall führt zu einer prekären Lawinensituation. Reuters

Es werden weitere Schneefälle erwartet. Wird sich die Situation in den Alpen also weiter zuspitzen?

Die Lawinensituation bleibt heute noch kritisch, allerdings lässt die Intensität des Schneefalls im Tagesverlauf nach. Dadurch dürfte sich die Lawinensituation in den nächsten Tagen langsam entspannen, zumal in kommenden paar Tagen kaum noch Schneefälle erwartet werden.

Das Gespräch führte Jonathan Fisch.

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